Qualifizierte Fachkräfte dringend gebraucht – Hochschulen und Jugendämter in NRW kooperieren

Das vom Land NRW geförderte Pilotprojekt „Vertiefungsspur ASD“ soll Studierenden tiefere Einblicke in die Arbeit von Jugendämtern ermöglichen. Rund 120 Studierende und 15 kooperierende Jugendämter nahmen an der ersten Fachtagung des Projekts in Münster teil.

Der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) ist der zentrale Basisdienst der Jugendämter. Er ist für die Beratung und Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Familien in Belastungs- und Krisensituationen sowie für den Kinderschutz zuständig. Steigende Fallzahlen und der anhaltende Fachkräftebedarf stellen die Einrichtungen allerdings vor große Herausforderungen. Damit Studierende sich für eine mögliche berufliche Tätigkeit im ASD qualifizieren und die vielfältigen Aufgaben kennenlernen können, haben die FH Münster, die Evangelische Hochschule Bochum und die Katholische Hochschule NRW (katho NRW) mit den Standorten Münster und Aachen gemeinsam mit derzeit rund 15 Jugendämtern und der Bundesarbeitsgemeinschaft ASD das NRW-weite Pilotprojekt „Vertiefungsspur ASD“ ins Leben gerufen. Das Projekt läuft bis zum 30. September 2026. Es wird vom Institut für Soziale Arbeit e.V. in Münster (ISA e.V.) koordiniert und für drei Jahre mit insgesamt 754.000 Euro vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKJFGFI NRW) gefördert. Am 30. Oktober fand die erste Fachtagung des Projekts in Münster statt, an der rund 120 Studierende und die kooperierenden Jugendämter teilnahmen.

Ein Kernziel des Projekts ist die stärkere Kooperation und Verknüpfung von Theorie und Praxis in der Hochschullehre. „Die Vertiefungsspur ist eine Orientierungshilfe für eine gezieltere Auswahl von Studieninhalten und dient als Qualifizierungsnachweis für dieses Arbeitsfeld“, erläutert Prof. Dr. Sabine Ader, Professorin für Kinder- und Jugendhilfe mit dem Schwerpunkt Familienhilfe und Kinderschutz an der FH Münster. „Die Studierenden sollen früh ein realistisches Bild vom Arbeitsalltag im ASD bekommen und erkennen, dass diese Tätigkeit neben klaren Herausforderungen auch viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet“, ergänzt Prof. Dr. Judith Haase, Professorin für Theorien und Methoden der Sozialen Arbeit an der katho NRW am Standort Münster.

Gemeinsam haben die Projektpartner ein Qualifizierungsprofil für Studierende des Bachelors Soziale Arbeit entwickelt, das auf vierzehn Inhaltsbereichen basiert. Es ermöglicht Studierenden des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit, Lehrveranstaltungen zu wählen, die sie auf die Tätigkeit im ASD vorbereiten. Ein zentraler Punkt ist zudem, dass die Studierenden die Praxisphase des Studiums in einem kooperierenden Jugendamt absolvieren.

Ergänzend bieten insgesamt drei Fachtagungen den Studierenden die Möglichkeit, sich vertieft mit relevanten Themen auseinanderzusetzen und mit Praktiker*innen und Expert*innen in den Dialog zu kommen. Die erste Fachtagung zum Thema „Partizipation von Adressat*innen“ wurde von der FH Münster und der katho NRW, Standort Münster, am Leonardo Campus ausgerichtet und von Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration NRW, eröffnet. „Der ASD leistet eine enorm wichtige Arbeit in einem Berufsfeld, das sich beherzt für die Zukunftschancen unserer Gesellschaft, vor allem von Kindern und Jugendlichen, einsetzt. Diese Arbeit ist der Kitt, der unsere Gemeinschaft zusammenhält. Mit der ‚ASD-Vertiefungsspur‘ fördern wir ein Leuchtturmprojekt in NRW, das die Kooperation zwischen Hochschulen, Studierenden und Jugendämtern stärkt und eine spezifische Qualifikation bietet, die auf eine Tätigkeit in den Jugendämtern gezielt vorbereitet“, sagte die Ministerin in ihrer Eröffnungsrede.

In Impulsvorträgen und sechs Workshops diskutierten die Teilnehmenden unter anderem, wie Adressat*innen besser in die Planung von Unterstützung und Hilfemaßnahmen einbezogen werden können. „Kinder, Jugendliche und Familien haben ein gesetzliches Recht auf Partizipation. Auftrag und fachlicher Anspruch des ASD ist es, dieses Recht zum Ausgangspunkt zu machen, um letztlich Erziehung, Versorgung, Förderung und Schutz für Kinder und Jugendliche zu ermöglichen“, sagt Wolfgang Tenhaken, der am Fachbereich Sozialwesen der FH Münster Lehrkraft mit dem Schwerpunkt Kinderschutz und ASD ist. „Die Tagung hat verdeutlicht, dass Beratung, Hilfeplanung und der Kinderschutz die großen Arbeitsbereiche der Jugendämter sind, in denen Partizipation besonders relevant ist und weiter ausgebaut werden sollte.“

Die zweite Fachtagung des Projekts ist für Juni 2025 in Aachen geplant, gefolgt von einer weiteren Veranstaltung im Sommer 2026 in Bochum.

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