Im Start-up AllCup entsteht eine praktische und nachhaltige Alternative für Einwegbecher. Lara Wagemann (l.) und Sarah Theresa Schulte hatten die Idee dazu.
Im Start-up AllCup entsteht eine praktische und nachhaltige Alternative für Einwegbecher. Lara Wagemann (l.) und Sarah Theresa Schulte hatten die Idee dazu. (Foto: FH Münster/OEF)

 

Als Lara Wagemann und Sarah Theresa Schulte noch Interkulturelle Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Hamm-Lippstadt studierten, gehörte der Coffee to go zwischen den Vorlesungen einfach dazu. Schon damals suchten die zwei Frauen nach Alternativen für Einwegbecher. Denn das massive Problem war ihnen bekannt: In Deutschland fallen aufs Jahr hochgerechnet etwa 2,8 Milliarden Becher an, wie es in einer Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2019 heißt. Bestehende Pfandsysteme überzeugten Wagemann und Schulte nicht. Also versuchten sie es mit eigenen Mehrwegbechern und Porzellantassen. Der eine lief ein paar Mal in der Tasche aus, die andere war zu schwer. Außerdem musste man immer daran denken, sie dabeizuhaben. Eine Lösung sollte her, die praktisch und nachhaltig ist, die alle nötigen Eigenschaften vereint und für alle einfach zu handhaben ist.

Unzählige Versuche in der WG-Küche

Ihre Idee: ein Kaffeebecher zum Aufessen. Die große Herausforderung sollte noch kommen. Hunderte Versuche in der gemeinsamen WG-Küche in Hamm führten sie durch, um das passende Waffelmaterial für das Kaffeegefäß zu finden. "Aufgeben kam nicht infrage", sagt die 25-jährige Schulte. "Unsere Motivation ist es, einen wirklichen Unterschied zu machen."

Die angehenden Wirtschaftspsychologinnen brauchten zusätzliches lebensmitteltechnologisches Know-how, um den Prototyp weiterzuentwickeln. Auf einem Netzwerkevent stellten sie ihre Idee vor, dort fiel der Name Prof. Dr. Guido Ritter. Der Lebensmittelchemiker und Ernährungswissenschaftler vom Fachbereich Oecotrophologie • Facility Management leitet das food lab muenster. "Von ihm bekommen wir seitdem wertvolle Tipps, sein ganzheitlicher Blick hilft uns sehr", berichtet Wagemann. Ritter holte den Lebensmitteltechnologen Albrecht Fleischer dazu und brachte den Oecotrophologie-Studenten Martin Nauen ins Gespräch. Seit dem letzten Winter ist der 27-Jährige dabei.

Gründerstipendium und schon einige Preise

Um dem Projekt einen professionellen Rahmen zu geben, rückte eine Gründung immer mehr in den Vordergrund. Mit der Gründerhochschule FH Münster hatten sie schon eine helfende Verbündete an ihrer Seite, vor allem um die Finanzierung zu sichern und im food lab muenster zu forschen. In dem sechsmonatigen Inkubator-Programm REACH, das von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster geleitet wird, bereitete sich das Team auf diesen Schritt vor. Gründungsberater Mike Arnold aus dem Team von FH Münster und TAFH Münster GmbH begleitete sie als Coach.

Seit April 2021 gibt es nun die AllCup Martin Nauen, Lara Wagemann und Sarah Theresa Schulte GbR. Ihr Standort ist die Gründerschmiede im Technologiehof Münster. Arnold war es auch, der dem Team half, ein EXIST-Gründerstipendium zu beantragen. Es wurde bewilligt. "Das Stipendium bestätigt uns darin, dass wir den richtigen Weg gehen", sagt Schulte. Mit der finanziellen Absicherung aus dem Stipendium können sie sich ganz auf AllCup konzentrieren. Die vier Auszeichnungen, die sie bislang für ihre Idee erhalten haben, sehen sie als Ansporn.

 

Oecotrophologie-Absolvent Martin Nauen arbeitet im food lab muenster an einem essbaren Kaffeebecher.
Oecotrophologie-Absolvent Martin Nauen arbeitet im food lab muenster an einem essbaren Kaffeebecher. (Foto: FH Münster/OEF)

 

Dicht, hitzestabil und lecker 

Die größte Herausforderung bisher? "Martin zu finden. Er erfüllt die Ansprüche an einen Gründer und professionalisiert unsere Forschung", sagt die 23-jährige Wagemann. Was die drei zu einem guten Team mache, sei das Vertrauen und die Fähigkeiten, die sich gut ergänzten. Wagemann selbst ist verantwortlich für den Bereich Sales und Finance, Schulte für Marketing und Human Resources, Nauen für Forschung und Entwicklung.

Seine Aufgabe wird es in den nächsten Monaten sein, im food lab muenster einen marktreifen essbaren Kaffeebecher zu entwickeln. Dicht, hitzestabil und obendrein lecker muss er sein. "Das ist schon eine komplexe Aufgabe", sagt Nauen, der das Thema in seiner Bachelorarbeit wissenschaftlich bearbeitet hat. Inzwischen hat der gelernte Konditor sein Studium abgeschlossen. Auch Wagemann und Schulte sind mit ihrem Bachelorstudium fertig und wohnen jetzt in Münster. Wenn der AllCup entwickelt, produziert und mit Kaffee im Handel ist, wird das Team aus voller Überzeugung zum Coffee-to-go-Becher greifen.

Aktuelle Ausgabe des Magazins fhocus mit dem Schwerpunkt Gründen

Unsere FH Münster ist Gründerhochschule. Was das bedeutet? Das erzählen wir in Interviews und Geschichten über Gründer*innen in der aktuellen Ausgabe 39 im Wintersemester 2021/2022 des Magazins fhocus.

Dieser Artikel über den essbaren Kaffeebecher ist auf den Seiten 22 und 23 erschienen.

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