Resilienz - Was ist das eigentlich?

Wenn Sie sich kurz einen Moment Zeit nehmen und Ihr Leben bis zu diesem Zeitpunkt betrachten, dann werden Sie vermutlich feststellen, dass es nicht nur aus Höhen und freudigen Momenten bestanden hat. Sie haben bis hierhin auch bereits einige Tiefen erfolgreich gemeistert. Falls Sie sich also bislang nie dafür auf die Schulter geklopft haben, dann ist jetzt ein guter Zeitpunkt!

Haben Sie sich je bewusst gemacht, was alles dazu beigetragen hat, dass Sie auch diese Tief-Phasen gut überstehen konnten? Die Fähigkeit, mit stressigen Situationen und komplexen Anforderungen einen guten Umgang zu finden und im besten Fall sogar gestärkt aus solchen Situationen hervorzugehen, nennt man Resilienz. Und diese Fähigkeit wird in einer Lebenswelt mit sich schnell wandelnden Bedingungen immer wichtiger, um in Zeiten von Krisen und komplexen Anforderungen gesund und handlungsfähig zu bleiben.  

Aber wie?

In Sachen Resilienz gibt es keine one-size-fits-all-Lösung.

Das Gute ist: Sie haben bereits eine individuelle Kombination von Fähigkeiten, Eigenschaften und Unterstützung in Ihrem Umfeld, die Ihnen beim Umgang mit Herausforderungen helfen. Wenn Sie jetzt denken "Ich wüsste nicht welche!", dann kennen Sie sie nur noch nicht.

Noch besser ist: Es gibt Möglichkeiten, diese Ressourcen kennenzulernen und gezielt zu stärken, damit Sie Ihnen in der nächsten Herausforderung noch besser zur Verfügung stehen.

Der Knackpunkt ist: Es erfordert meist ein bisschen Training, um förderliche Denk- und Verhaltensweisen wirklich zu verinnerlichen. Resilienz wird nicht jeden Stress von uns fernhalten, aber wir können unseren Umgang damit verbessern. Und an welchen Stellen noch nachjustiert werden muss, zeigt sich erst, wenn wir uns den Herausforderungen auch tatsächlich stellen.

Und wie soll das funktionieren?

Auf den folgenden Seiten finden Sie zahlreiche  Unterstützungsangebote der FH Münster, um die eigenen Ressourcen im Umgang mit Herausforderungen kennenzulernen und zu stärken.

Natürlich darf Resilienz nicht dazu führen, dass die Belastungssituation gleich hoch bleibt. Bestimmte Belastungsfaktoren können und müssen sogar reduziert werden. Auch wir als Hochschule und Arbeitgeberin arbeiten daran, die Bedingungen für Sie gut zu gestalten.

Ein bisschen Inspiration

Wie bereits gesagt, gibt es nicht die eine Strategie, um mit Herausforderungen und Krisen umzugehen. Die interdisziplinäre Forschung rund um das Thema Resilienz hat eine Bandbreite an Faktoren entdeckt, die die Entwicklung von Resilienz beeinflussen.

Eines der bekanntesten Modelle umfasst bestimmte Haltungen und Handlungsstrategien, die für jede Person zugänglich sind: die 7 Säulen der Resilienz.

Realistischer Optimismus

Optimistisch bleiben trotz Herausforderungen und Krisen?
Keine leichte Aufgabe, wenn sehr viel mehr dafür spricht, den Kopf in den Sand zu stecken.

Die Sache ist: Den Kopf in den Sand zu stecken, löst die Situation ja auch nicht in Luft auf.

Optimistisch zu sein bedeutet nicht, permanent nur lachend durchs Leben zu hüpfen. Vielmehr schaffen optimistische Menschen es, die Dinge realisitisch zu betrachten und den Blick dabei jedoch eher auf das Positive zu richten. Herausforderungen und auch Fehler werden weniger als Problem und eher als Chance betrachtet, neue Antworten und kreative Lösungen zu finden.

Akzeptanz

Um in schwierigen Zeiten handlungsfähig zu bleiben, ist es enorm wichtig zu akzeptieren, dass bestimmte Dinge nicht veränderbar sind. Andere Dinge hingegen sind sehr wohl veränderbar.

Wenn wir nicht-änderbare Umstände in einem ersten Schritt akzeptieren, dann können wir unsere Zeit und Energie darauf verwenden, veränderbare Umstände in die gewünschte Richtung zu lenken und Lösungen zu finden.

Lösungsorientierung

Resiliente Menschen setzen ihre Kompetenzen und Ressourcen gezielt ein und arbeiten so Schritt für Schritt auf eine Verbesserung der Situation bzw. eine kreative Lösung des Problems hin. Dabei betrachten sie Herausforderungen als Chance zur Weiterentwicklung und konzentrieren sich auf die Aspekte, die ihrem Einfluss unterliegen.

Offenheit & Lernbereitschaft

Nur weil wir die Lösung noch nicht kennen, heißt das nicht, dass es sie nicht gibt. Sie liegt lediglich außerhalb unseres bisherigen Wissens- und Erfahrungsschatzes.

Um einer Lösung für unsere Herausforderungen näher zu kommen, ist es also hin und wieder erforderlich,

  • an die komplexen Herausforderungen mit einer Offenheit für neue und bislang unbekannte Lösungswege heranzutreten und
  • die Bereitschaft zu haben, unser Wissens- und Kompetenzspektrum entsprechend zu erweitern.

Verantwortung

Für unsere psychische Gesundheit ist es wichtig, das Gefühl zu haben, Dinge aktiv selbst beeinflussen zu können. In Zeiten von Herausforderungen und Krisen fühlen wir uns häufig, als hätten wir keine Kontrolle über die Umstände und ihre Wirkung auf unser Leben.

Indem wir in diesen Zeiten die Verantwortung für uns selbst übernehmen, unsere verfügbaren Handlungsspielräume nutzen und dabei unsere individuellen Grenzen beachten, können wir dem Gefühl von Hilflosigkeit entgegenwirken.

Positive soziale Beziehungen

Resilient sein bedeutet auch zu wissen, dass man die Herausforderungen nicht alle alleine bewältigen muss. Es zeugt von Stärke, bei Bedarf Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Hierfür können wir die soziale Unterstützung nutzen, die uns zur Verfügung steht. Das können Freunde, Familie, aber auch die Beratungs- und Unterstützungsangebote an der Hochschule sein.

Selbstbestimmte Zukunftsgestaltung

Macht es überhaupt Sinn, sich einen Plan zu machen, wenn Corona, Klimawandel und Co. uns einen Strich durch die Rechnung machen könnten?

Die Antwort lautet ja! Ein positives Bild für die eigene Zukunft zu kreieren  und sich auf die Verwirklichung der eigenen Ziele zuzubewegen, gibt Orientierung und hilft, das eigene Leben proaktiv selbst zu gestalten.

Um die nötige Anstrengung und Ausdauer bis zur Zielerreichung aufzubringen, hilft uns eine Portion Selbstwirksamkeit. Selbstwirksamkeit meint das Vertrauen, mit unseren Ressourcen die Herausforderung auch tatsächlich meistern zu können.

 

Grundlage dieser Säulen bildet Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst und anderen. Wenn Sie jetzt denken "Den Begriff habe ich in jedem Klatschblatt bereits gelesen, das ist nichts für mich" - atmen Sie noch einmal kurz tief durch und lesen Sie weiter.

Warum Achtsamkeit eigentlich ziemlich cool ist

Achtsamkeit ist mehr als nur eine Meditation auf der Matte und dann wieder Business as usual. Das hat auch die Wissenschaft erkannt. Mittlerweile entstehen jährlich mehrere hundert Forschungsbeiträge zur Wirkung von Achtsamkeit in verschiedenen Kontexten - z. B. der Medizin, der Psychologie, aber auch für die Arbeitswelt oder das Studium.

Achtsamkeit meint dabei das bewusste Erleben des gegenwärtigen Moments mit einer Haltung der Akzeptanz. Es geht in erster Linie darum, ein Bewusstsein für die Situation und unsere eigene Bewertung zu entwickeln und zu lernen, das Abschweifen von Gedanken kontrollieren zu können.

Vorliegende Forschungsbefunde weisen darauf hin, dass sich bereits nach einem relativ kurzen Zeitraum der Achtsamkeitspraxis funktionale und strukturelle Veränderungen im Gehirn im Sinne der Neuroplastizität zeigen. Hierdurch wird unter anderem der Umgang mit Stress, die Problemlösekompetenz sowie die Regulation von Aufmerksamkeit und Emotionen verbessert.

Auch im Kontext Hochschule verdichtet sich die Forschung. So wurde beispielsweise im Rahmen des Thüringer Modellprojekts "Achtsame Hochschulen" die Wirkung von Achtsamkeitsinterventionen an sechs Hochschulen bzw. Universitäten sowohl medizinisch als auch sozialwissenschaftlich evaluiert.

Es lohnt sich also durchaus, dem Konzept eine Chance zu geben.


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