Erste Stiftungsprofessur an der FH Münster

 
Die erste Stiftungsvereinbarung wurde 2003 an der FH Münster besiegelt: Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft (M.), Prof. Hans Bauerfeind (l.) und Rektor Prof. Dr. Klaus Niederdrenk unterzeichnen den für fünf Jahre angelegten Vertrag. Ziel der Stiftungsprofessur war es, Wissenschaft und Berufspraxis noch besser miteinander zu verzahnen. (Foto: FH Münster/Pressestelle) 

Das erkannten auch Prof. Dr. Bernhard Lödding, damaliger Prorektor für Forschung und Transfer, und Prof. Dr. Hans-Henning Wetz vom Universitätsklinikum Münster (UKM). Sie fanden mit der Bauernfeind AG einen hochmotivierten Partner – und richteten 2003 die erste Stiftungsprofessur an der FH Münster ein. Stiftungsprofessuren werden von einem Drittmittelgeber finanziert und nicht aus dem Grundhaushalt einer Hochschule. An der FH Münster lief die Professur über fünf Jahre und ging dann in den FH-Haushalt über. 2005 wurde die Stiftungsprofessur „Biomechanik“ mit Prof. Dr. Klaus Peikenkamp besetzt. Seitdem hat er die Professur inne.

Die Professur war und ist am Fachbereich Physikingenieurwesen angesiedelt, der damals noch Physikalische Technik hieß. Dort startete zum Wintersemester 2002/2003 der Studiengang Technische Orthopädie, den es auch heute noch gibt und der ingenieurwissenschaftlich-technisches Wissen mit medizinisch-klinischer Kompetenz bündelt. So eröffnete er den bis dato traditionell handwerklich ausgeprägten Arbeitsfeldern der Orthopädietechnik und Orthopädieschuhtechnik die Möglichkeit einer wissenschaftlichen und technischen Professionalisierung. Als Peikenkamp 2005 an unserer Hochschule startete, konnte er dank der Stiftungsprofessur unter anderem mit dem Aufbau des Labors für Biomechanik starten.

Prof. Dr. Klaus Peikenkamp gewährt bei seiner Antrittsvorlesung 2006 einen Einblick in die Facetten der Biomechanik. (Foto: FH Münster/Pressestelle) 

Die Stiftungsprofessur war ausgerichtet auf die Schnittstelle zwischen Patient und Hilfsmittel. Außerdem ging es darum, dass Fachkräfte die Biomechanik praktisch anwenden sollten – in der biosignal-basierten Steuerungstechnik mit Sensorik, Aktuatorik und Regelungstechnik zur Entwicklung intelligenter orthopädischer Rehabilitationsmittel sowie in der Analyse der Wirkungsweise von Hilfsmitteln. Von der finanziellen Unterstützung der Stiftungsprofessur versprach sich Prof. Hans Bauerfeind Wissenstransfer in seinem Unternehmen, denn „Hilfe für das Gemeinwesen kann nur erbringen, dessen Unternehmen floriert“, zitierten wir ihn damals in unserer Pressemeldung. Und natürlich wollte die Bauerfeind AG auch eigenen Fachkräftenachwuchs fördern.

Prof. Dr. Klaus Peikenkamp in einer Besprechung 2019. (Foto: FH Münster/Anne Holtkötter)  

Das ist tatsächlich gelungen, denn einige unserer Absolvent*innen arbeiten bei der Bauerfeind AG. Mittlerweile hat der Fachbereich auch mit vielen weiteren Unternehmen aus den orthopädietechnischen und biomedizinischen Bereichen Kontakte geknüpft – durch gemeinsame Forschung und Entwicklung, Workshops, Praxisprojekte, Praktika und Abschlussarbeiten bis hin zu Promotionen. Hochschule und Praxis sind also eng verzahnt, und inzwischen gehört sogar eine Ausgründung zur Erfolgsgeschichte: die vebitosolution GmbH. Das vebito-Messsystem unterstützt die Therapie von Fußerkrankungen, die Optimierung der Funktion von Schuhen und orthopädischen Hilfsmitteln und hilft bei der Analyse von sportlichen Bewegungen. Die Erfindung dieses vebito-Innensohlenmesssystems zur Erfassung der Verbiegung und Torsion oder Verdrehung des Fußes im Schuh hatte der damalige Doktorand Thomas Stief im Labor für Biomechanik unserer Hochschule auf den Weg gebracht.

Von Katharina Kipp

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