Angehende Fachkräfte fair bezahlen

Studierende der FH Münster engagieren sich im Bündnis gegen prekäre Praktika


Münster (26. April 2022). Viele Studierende müssen für ihr Studium Pflichtpraktika oder sogar ganze Praxissemester absolvieren und erhalten dafür häufig keinen Cent. Wer kein Stipendium oder BAföG erhält, nicht von den Eltern unterstützt wird und sich mit Nebenjobs über Wasser hält, muss neben dem Praktikum zusätzlich arbeiten, um Miete und Lebenshaltung bezahlen zu können. Bei einem Vollzeitpraktikum ist dies aber fast unmöglich. „Wir setzen uns dafür ein, solche problematischen, manchmal regelrecht existenzbedrohenden Lebenssituationen zu verhindern“, erklärt Christian Rettig, Student am Fachbereich Sozialwesen der FH Münster. „Es steht in keinem Verhältnis, jemanden 40 Stunden arbeiten zu lassen und dann lediglich mit einem Händedruck zu vergüten.“

Der 25-Jährige engagiert sich im Bündnis gegen prekäre Praktika, einem Zusammenschuss verschiedener Münsteraner Organisationen. Gemeinsam setzen sich die Studierendenvertretungen der FH Münster, der WWU und der Katholischen Hochschule, der Junge DBSH Münster, die DGB-Jugend Münsterland, der Arbeitskreis Gewerkschaft der Katholischen Hochschule Münster und der Fachschaftsrat des Fachbereichs Sozialwesen der FH Münster für eine faire Bezahlung von Praktikant*innen ein. Im letzten Jahr hat das Bündnis unter anderem eine Demonstration auf dem Prinzipalmarkt organisiert. „Ende des Jahres konnten wir dann einen kleinen Erfolg vermelden: Die Stadt Münster hat beschlossen, Pflichtpraktika ab drei Monaten ab 2023 mit 500 Euro pro Monat zu vergüten“, berichtet Rettig.

Selbst konnte er davon allerdings noch nicht profitieren – bis Ende Januar dieses Jahres hat der Student der Sozialen Arbeit ein Praxissemester in der Betrieblichen Sozialberatung der Stadt Münster absolviert. „Ich habe das Glück, dass ich ein Stipendium bekomme und daher nicht auf eine Vergütung angewiesen war, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Das trifft allerdings nur auf einen Bruchteil aller Studierenden zu.“

Das Bündnis gegen prekäre Praktika setzt sich dafür ein, dass auch andere große Arbeitgeber und freie Träger in Münster und Umgebung dem städtischen Beispiel folgen. „Bisher gilt der Ratsbeschluss zur Vergütung von Praktika zum Beispiel noch nicht für städtische Tochtergesellschaften wie die Stadtwerke oder die Wohn- und Stadtbau - da stehen wir aktuell in der Diskussion“, sagt der 25-Jährige. „Außerdem möchten wir erreichen, dass nicht nur 500, sondern 650 Euro gezahlt werden - so wie es der Verband kommunaler Arbeitgeber in seiner Richtlinie empfiehlt.“

Die Initiative der Studierenden wird auch von Hochschulseite unterstützt: „Wir sind der Ansicht, dass unsere Studierenden in den Praxisphasen bereits qualifiziert arbeiten und die Einrichtungen einen Mehrwert haben, der auch angemessen honoriert werden sollte“, erklärt Martina Kriener, Leiterin des Referats Praxis und Projekte am Fachbereich Sozialwesen.


Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken