Digitales Dorfleben
Am Fachbereich Sozialwesen der FH Münster ist ein Forschungsprojekt gestartet
Allein sein – das passiert auf dem Land eher selten, sind doch die Nachbarn ständig präsent. Aber wie wirken sich digitale Nachbarschaftsplattformen auf das dörfliche Zusammenleben aus? Das ist Thema eines neuen Forschungsprojekts an der FH Münster. (Foto: FH Münster/Katharina Kipp)
Münster/Steinfurt (14. Mai 2020). Menschen gehen füreinander einkaufen, unterstützen sich gegenseitig im Alltag, erledigen Besorgungen – die Nachbarschaft erlebt in Zeiten von Corona einen regelrechten Boom. Wie aber sieht es auf dem Land aus? Damit beschäftigt sich das neue Forschungsprojekt „Digitales Dorfleben“ an der FH Münster. Dr. Sebastian Kurtenbach, Sinje Brinkmann und Armin Küchler vom Fachbereich Sozialwesen, die auch im Institut für Gesellschaft und Digitales (GUD) mitarbeiten, untersuchen die Wirkung digitaler Nachbarschaftsplattformen auf das dörfliche Zusammenleben – und dabei dürfte auch Corona eine Rolle spielen.
„Wir vermuten, dass Corona die nachbarschaftlichen Verbindungen fördert, auch auf dem Land“, sagt Küchler. Denn es ist zu vermuten, dass das Virus zur Bildung einer Solidargemeinschaft führt, in der sich fremde Menschen zusammentun. „Dann gibt es eher als sonst den Plausch am Gartenzaun oder vom Balkon. Aber welche Rolle spielen dabei soziale Medien oder Online-Plattformen wie ‚nebenan.de‘? Genau das wollen wir herausfinden.“
Kurtenbach, Brinkmann und Küchler untersuchen acht Dörfer, vier im östlichen Teil Deutschlands, vier im Westen. Alle Orte haben dabei weniger als 10.000 Einwohner. Zwei der jeweils vier Ost-/West-Dörfer dienen als Ankerbeispiel, die hohe Nutzerzahlen der Nachbarschaftsplattform „nebenan.de“ aufweisen. Die anderen Dörfer sind Vergleichsbeispiele.
Ende März ist das Projekt gestartet, jetzt befindet sich das Team in der Vorbereitungsphase. „Danach entwickeln wir genaue Fragestellungen und werden Befragungen durchführen“, erklärt Kurtenbach. Außerdem führt das Team Experteninterviews in den Dörfern durch. „Wir befragen Persönlichkeiten, die in dem gesellschaftlichen Leben fest verankert sind, zum Beispiel den ortsansässigen Pfarrer“, so Küchler. Geplant ist es auch Facebook- und WhatsApp-Gruppen zu sichten, um herauszufinden, welche Themen die Menschen dort aktuell diskutieren.
Das Projekt „Digitales Dorfleben“ läuft drei Jahre, und wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Über Zwischenergebnisse berichten Kurtenbach, Brinkmann und Küchler auch auf Twitter: twitter.com/DDorfleben.