Münster (21. März 2016). Erst wenn die Arbeit nicht gemacht wird, wird sie sichtbar. Das bisschen Haushalt macht sich eben nicht von allein. Der Welttag der Hauswirtschaft am 21. März soll auf die globale Bedeutung der Hauswirtschaft, der Haushaltswissenschaften und der hauswirtschaftlichen Bildung aufmerksam machen, sie sichtbar machen.
Wir haben mit Prof. Dr. Pirjo Susanne Schack vom Fachbereich Oecotrophologie · Facility Management über die Zukunft der Hauswirtschaft in Lehre und Forschung gesprochen.
Frau Prof. Schack, Sie lehren und forschen zu Dienstleistungen in der Oecotrophologie und speziell der Hauswirtschaft. Bekommt die Hauswirtschaft die Aufmerksamkeit, die sie aus Ihrer Sicht verdient?
Mein Eindruck ist, dass die Hauswirtschaft derzeit eine Renaissance erlebt. Dadurch, dass an manchen Stellen die Aufgaben in diesem Bereich nicht erledigt werden (können), erhält die Hauswirtschaft eine besondere gesellschaftliche Aufmerksamkeit, sie wird dadurch sichtbarer. Jeder ist auf einen funktionierenden Haushalt angewiesen, das ist uns nicht bewusst, solange alles läuft.
Frauen sind zunehmend berufstätig, aber gleichzeitig sind Kinder zu betreuen und immer mehr pflegebedürftige Angehörige zu versorgen und die Alltagsversorgung zu gewährleisten. Damit entsteht eine Lücke, die durch professionelle Dienstleistungen aufgefangen werden muss. In privaten Haushalten werden sie derzeit vor allem in Schwarzarbeit erledigt. Das ist ein großes gesellschaftliches Problem für alle Beteiligten.
In Politik und Forschung wird das Thema immer mehr aufgegriffen. So fördert das Bundesministerium für Wirtschaft Studien zu haushaltsbezogenen Dienstleistungen mit dem Interesse, diesen Arbeitsmarkt aus der Illegalität zu holen und auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu stärken.
Welchen Beitrag können die Oecotrophologie und Haushaltswissenschaft zur Lösung akuter gesellschaftlicher Herausforderungen leisten?
Ein zentraler Bereich ist die Bildung. Wird eine Ernährungs- und Verbraucherbildung ökologisch, ökonomisch, sozial und gesundheitsförderlich ausrichtet, dann kann vielen gesellschaftlichen Problemen vorgebeugt werden. Ein funktionierender Haushalt ist eine Quelle der Lebensqualität für den Einzelnen und der Wohlfahrt der gesamten Gesellschaft.
Andererseits greift die Forschung Themen auf. Ich arbeite aktuell an dem FH-weiten Forschungsprojekt zur Teilhabe und Wohlbefinden in einer sich wandelnden Gesellschaft (TeWoGe) mit. Da geht es unter anderem darum, den Verbleib von älteren Menschen in ihren eigenen vier Wänden so lange es geht zu ermöglichen. Haushaltsbezogenen Dienstleistungen kommt dabei eine wichtige Rolle zu.
Hat die akademische Ausbildung in der Hauswirtschaftswissenschaft eine Zukunft?
Ja, definitiv. Die Gruppen, die Unterstützungsbedarf haben, wachsen. Wir haben beispielsweise zunehmend ältere Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Gleichzeitig verändern sich familiäre und soziale Netzwerke. Neuartige Synergien aus professionellen Dienstleistungen, Nachbarschaftshilfe und familiären Netzwerken sind gefragt, die es zu erproben und zu erforschen gibt.
Wir bilden Menschen akademisch für die Bildung und Beratung sowie für das Management von Versorgungseinrichtungen und haushaltsnahen Dienstleistungen aus. Vor allem die Professionalisierung der haushaltsnahen Dienstleistungen und ihres Managements schreiten voran. Hier braucht es akademische Fachkräfte, die diese Professionalisierung in Praxis und Forschung weiter vorantreiben.