Münster, 15. Mai 2019 | Fragt man Carola Strassner nach ihrer Verbindung zu der thailändischen Wissenschaftlerin Karunee Kwanbunjan, die gerade in Münster zu Gast ist, sagt sie mit einem Augenzwinkern: "Wir haben denselben Vater." Auf das verblüffte Schweigen erklärt sie dann: "Denselben Doktorvater." Nach dem Studium der Oecotrophologie an der Universität Gießen promovierten beide vor mehr als 20 Jahren bei Prof. Dr. Claus Leitzmann. Inzwischen sind sie Professorinnen, Dr. Carola Strassner an der FH Münster, Dr. Karunee Kwanbunjan an der Mahidol University in Bangkok. Sie komme immer wieder gerne nach Deutschland. "Deutschland ist meine zweite Heimat", sagt Karunee Kwanbunjan auf Deutsch und lächelt.
Am Fachbereich Oecotrophologie · Facility Management bietet die Wissenschaftlerin vom Department of Tropical Nutrition and Food Science Studierenden ein einwöchiges englischsprachiges Blockmodul an. Das Thema: gesundheitliche Auswirkungen von thailändischer Ernährungsweise. "Thailändisches Essen hat traditionell wenig Fett, einen hohen Anteil an Gemüse und häufig Zutaten wie zum Beispiel Knoblauch, Ingwer und Chili, die eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben", erzählt sie.
Ihren Aufenthalt bis zum 7. Juni nutzt Karunee Kwanbunjan auch, um sich mit Ute Krützmann, der Koordinatorin für Internationales, und anderen Mitgliedern des Fachbereichs über weitere Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszutauschen. Seit einigen Monaten besteht eine offizielle Vereinbarung. "Mit solchen Kooperationen bauen wir die internationale Forschung an unserem Fachbereich aus und fördern den wissenschaftlichen Austausch", sagt Ute Krützmann.
Die Professorin aus Bangkok ist nicht alleine angereist. "Ich habe meine Doktorkinder Naruemon und Jirayu mitgebracht ", sagt sie und lacht.
Naruemon Wechjakwen ist Gesundheitswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Ernährung. Im Labor für Lebensmittelchemie analysiert die Doktorandin den Gehalt an Mononatriumglutamat in thailändischen Sojasoßen und gängigen Würzsoßen aus deutschen Supermärkten. Die Chemikerin Prof. Dr. Ursula Bordewick-Dell begleitet sie bei ihrer Forschung. Ein erstes Ergebnis der Analysen von Naruemon Wechjakwen: Die Soßen aus den deutschen Supermärkten haben deutlich höhere Mengen an Mononatriumglutamat als die aus Thailand. Die Analysen fließen in ihre Doktorarbeit ein. "Glutamat erzeugt den Geschmack von umami, der allgemein als wohlschmeckend und würzig empfunden wird", sagt sie.
An den Geschmack des Essens in Deutschland konnte sich Naruemon Wechjakwen anfangs schwer gewöhnen. Bei ihrem ersten Aufenthalt vor zwei Jahren hatte sie sich noch für die ersten Tage Verpflegung aus Thailand mitgebracht. Inzwischen wird ihr das Essen immer vertrauter. Bis Ende Mai wird sie noch am Fachbereich bleiben. "Es ist großartig, hier zu sein", sagt sie.
Als Jirayu Lainampetch in Deutschland ankam, musste er mit dem extremen Temperaturunterschied zurechtkommen. In Bangkok waren es knapp 40 Grad bei seiner Abreise, in Münster unter 10. "Bei dem Wetter kann man aber besser arbeiten", sagt der Wissenschaftler. Am Fachbereich hat er sich der Arbeitsgruppe Healthy-Lifestyle-Community unter der Leitung von Prof. Dr. Heike Englert angeschlossen. Das Team forscht zum Zusammenhang von Lebensstil und Gesundheitsfaktoren und führt Interventionsprogramme in Kommunen des Münsterlands durch. "Mich interessieren vor allem die Methoden", sagt er. In Thailand forscht er zu Diabetes mellitus Typ 2 und Lebensstil, dabei sei er vor allem beobachtend vorgegangen. Der Interventionsansatz sei für ihn besonders spannend. Er freue sich sehr über den neuen Input, den er gut in seine Forschung in Thailand einbringen könne. Auch Jirayu Lainampetch wird bis Ende Mai am Fachbereich bleiben.
Info:
Bald steht ein weiterer internationaler Besuch an. Die Dozentin Dr. Ingela Marklinder von unserer schwedischen Partneruniversität in Uppsala wird vom 20. bis 24. Mai 2019 am Fachbereich sein. Sie wird eine englischsprachige Blockwoche für unsere Studierenden zum Thema Cerealien anbieten.