Hier ging es um die Eigenschaften von Stärke. Unter anderem untersuchten die Schüler*innen unter Anleitung von Lehramtsstudierenden, warum Stärke klumpt, wenn man sie direkt in heißem Wasser anrührt. (Foto: privat)
Diese Gruppe beschäftigte sich mit dem Nachweis von künstlichen Farbstoffen in Götterspeise. (Foto: privat)
Wie viel Eiweiß enthält das pflanzliche Lebensmittel? In einem Labor des Anne-Frank-Berufskollegs wurde das analysiert. (Foto: privat)
Münster, 14. Juni 2021 | Den Chemieunterricht in der 9. Klasse hat Prof. Dr. Ursula Bordewick-Dell nicht in guter Erinnerung behalten. Die Experimente, die der Lehrer im Labor vorführen wollte, funktionierten häufig nicht. "Gestern ging es aber noch", hörte die Klasse dann den ratlosen Lehrer zur Entschuldigung sagen. Bordewick-Dell ist dennoch Biochemikerin geworden, ein anderer Lehrer holte ihre Begeisterung für Naturwissenschaften zurück. Am Fachbereich Oecotrophologie · Facility Management (OEF) der FH Münster lehrt sie inzwischen unter anderem im Masterstudiengang Lehramt an Berufskollegs in der Fachrichtung Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaft. "So etwas wie meinem Chemielehrer sollte den Studierenden später im Beruf nicht passieren", sagt Bordewick-Dell und lacht.
Auch in dem Seminar "Ernährungswissenschaftliche Schulversuche", das sie mit Prof. Dr. Julia Kastrup und Marie Nölle-Krug vom Institut für Berufliche Lehrerbildung (IBL) inzwischen zum fünften Mal anbietet, bereitet die Hochschullehrerin Masterstudierende auf das Lehramt vor. Während Bordewick-Dell für die Laborexperimente und den fachlichen Input verantwortlich ist, bringt das IBL-Team die fachdidaktische Expertise ein. "Dieser interdisziplinäre und praxisnahe Zugang hat sich sehr bewährt", sagt Kastrup, "alle profitieren davon".
Praxispartner ist dabei das Anne-Frank-Berufskolleg in Münster. Für Schüler*innen der elften Klasse haben die Studierenden Unterrichtseinheiten zu Eiweißen, Fetten, Kohlenhydraten und Zusatzstoffen entwickelt und erst kürzlich durchgeführt. Der Unterricht fand in Präsenz statt - unter strengen Hygieneregeln und mit vorangegangenen Corona-Tests. Die Studierenden legten anwendungsnahe Fragen zugrunde, zum Beispiel, ob ein*e Schüler*in allein mit pflanzlichen Lebensmitteln eine ausreichende Eiweißversorgung sicherstellen kann. Dabei lernten die Schüler*innen aus dieser Gruppe, das Eiweiß labortechnisch nachzuweisen. Einen ganzen Projekttag, den die Lehrerin Petra Fuchs organisiert, nahmen sie sich für die lebensmittelchemischen Inhalte Zeit.
Aus Rückmeldungen weiß das FH-Team, dass die Schüler*innen die Inhalte des Projekttags als Gewinn empfinden. Auch bei den Studierenden komme das Seminar sehr gut an. "Sie erleben, wie es ist, vor einer Klasse zu stehen und mit unterschiedlichen jungen Menschen zu kommunizieren. Und sie lernen, gut vorbereitet in den Unterricht zu gehen", so Bordewick-Dell.