Drei Eigenschaften müsse laut Goethe ein neues Gebäude haben, so von Lojewski: Es müsse am rechten Fleck stehen, wohlbegründet und vollkommen ausgeführt sein. Alle diese drei Kriterien sah sie erfüllt. Der Fachbereich Design vervollständige die kreative Umgebung, zu der die Kunstakademie und der Fachbereich Architektur gehören. Den Hausherren wünschte von Lojewski »weiterhin viel Erfolg bei der Ausbildung von Gestaltern, die einst mit der Zeichen-, Mal- und Modellierschule begann«.
130 Jahre später gehört Rabea Köjer zu jenen Studierenden, die diese Tradition fortsetzen. In einer Talkrunde mit Staatssekretär Dr. Michael Stückradt, Fachbereichsdekanin Prof. Cordula Hesselbarth und FH-Kanzler Dr. Werner Jubelius schilderte sie erste Erfahrungen mit dem neuen Gebäude: »Die Studierenden verbringen viel mehr Zeit in der neuen Umgebung als am alten Standort.« Grund seien die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten und das Leben auf dem Campus.
Als eine »Investition in die Bildung« sah Stückradt den Neubau. »Der Neubau war zwingend erforderlich«. Künftig, so der Staatssekretär, würden Projekte dieser Art durch das Milliarden schwere Sanierungsprogramm der Landesregierung nicht mehr so lange auf sich warten lassen.
Wie lange es mit dem Neubau des Fachbereichs Design dauerte, erklärte ein einziger Satz des FH-Verwaltungschefs: »Der Kampf um einen Neubau hat lange vor meiner Zeit begonnen«, so Jubelius, immerhin schon 13 Jahre im Amt. Ein wenig Glück und die Unterstützung aus der Politik hätten dieses sich hervorragend in die Umgebung einfügende Gebäude doch noch möglich gemacht. Er dankte insbesondere dem Landtagsabgeordneten Prof. Dr. Thomas Sternberg für seine Unterstützung.
»Wir sind nicht nur zufrieden, wir sind schlicht begeistert«, so Dekanin Prof. Cordula Hesselbarth auf die Frage von Moderatorin Andrea Dickbertel, wie sich die Fachbereichsmitglieder im neuen »Zuhause« fühlten. Das Haus habe eine sehr inspirierende Atmosphäre - und endlich genügend Platz für eine gute Ausbildung.
Nach der offiziellen Schlüsselübergabe durch den Geschäftsführer des Bau- und Liegenschaftsbetriebs Nordrhein-Westfalen (BLB NRW), Ferdinand Tiggemann, an Dekanin Hesselbarth hatten alle Gäste Gelegenheit, die erste Ausstellung in den neuen Räumen zu besichtigen. Der Fachbereich hatte dazu eine Vielzahl von Semester- und Abschlussarbeiten zusammengestellt - ein guter Vorgeschmack auf die zukünftigen Präsentationen. Die können die Studierenden zum Ende des Wintersemesters erstmalig im würdigen Rahmen zeigen. In einem Gebäude, das großzügig Raum für Kreativität schafft.
Zum Thema:
Anfang 2007 hatte das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (MIWFT) grünes Licht für die Realisierung des Projekts gegeben, doch die Idee für einen Neubau für den Fachbereich Design auf dem Leonardo-Campus liegt schon länger zurück. Platzmangel und der schlechte Zustand des Gebäudes am Sentmaringer Weg brachten den Stein im Jahre 2005 ins Rollen. Die Niederlassung Münster des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW hatte für dieses Projekt ein EU-weites Wettbewerbsverfahren durchgeführt. Aus insgesamt 720 Architekturbüros waren 21 für die Teilnahme ausgelost worden. Durchgesetzt hatte sich die Architektin Prof. Gisela Glass aus Berlin unter Mitwirkung von Johan Kramer und Johannes Löbbert - mit dem Entwurf für einen langrechteckigen, zweigeschossigen Bau mit zwei Patios sowie gläsernen Körpern und raumhohen Fenstern. Im Januar 2008 erfolgte der erste Spatenstich, Grundsteinlegung war im April, Richtfest im Oktober des gleichen Jahres. Die Kosten betrugen etwa 15 Millionen Euro.
Im Sommer sind die Lehrenden, Mitarbeiter und Studierenden samt Mobiliar und Technik vom Sentmaringer Weg zum Leonardo-Campus gezogen. Neben einem großen Hörsaal mit 200 Plätzen beherbergt das neue Gebäude auch den Senatssitzungssaal der Hochschule. Die Designer befinden sich auf dem Campus im Nordwesten der Stadt neben der Kunstakademie Münster, der Bibliothek sowie neben Fachbereichen der Fachhochschule Münster und Instituten der Universität Münster in guter Gesellschaft.