„Ich kann was tun!“ Praxisübung Humanitäre Hilfe gibt Einblicke in Bevölkerungsschutz und Katastrophenvorsorge
Was kann ich in einer Krisensituation tun? Das war das zentrale Thema der Praxisübung Humanitäre Hilfe unserer Hochschule. In Workshops und Vorträgen erhielten Studierende und Mitarbeitende zweier Hochschulen Antworten und Einblicke in die praktische Arbeit.

Ein Druckverband anlegen und Blutungen stillen kann in Notsituationen Leben retten. (Foto: FH Münster/Anna-Lena Spiekermann)

Bevor es losging, bauten die Teilnehmenden unter Anleitung der DRK-Einsatzstaffel die Zelte und das benötigte Equipment auf. (Foto: FH Münster/Anna-Lena Spiekermann)

Die Initiator*innen und Unterstützer*innen der Praxisübung Humanitäre Hilfe, die am 8. Februar auf dem Leonardo-Campus stattfand. (Foto: FH Münster/Katharina Kipp)

Wo kommen am besten die Sanitäranlagen hin? - diese Fragen stellten sich die Teilnehmenden bei der Planung eines Camps für Geflüchtete. (Foto: FH Münster/Anna-Lena Spiekermann)

Mit Calciumhypochlorit kann verunreinigtes Trinkwasser genießbar gemacht werden. (Foto: FH Münster/Anna-Lena Spiekermann)

Unter Anleitung durften die Teilnehmenden selbst versuchen, eine Blutung zu stoppen. (Foto: FH Münster/Anna-Lena Spiekermann)
„Wer möchte gleich probieren?", fragt Prof. Dr. Helmut Grüning vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt unserer Hochschule und zeigt auf einen Eimer mit braunem Wasser. Verdutzte Augen schauen ihn an. „Am Tag sterben weltweit unzählige Menschen an den Folgen von verunreinigtem Trinkwasser", erklärt Grüning. „Das Problem ist dabei nicht, dass es zu wenig Wasser gibt, sondern die unzureichende Qualität. Oft fehlt das Wissen über die Gefahren von verunreinigtem Wasser und über Methoden zur Aufbereitung." Der Professor gibt ein Pulver ins Wasser und bittet eine junge Frau umzurühren: Mit Calciumhypochlorit wird das verunreinigte Wasser behandelt – eine einfache Maßnahme, die in Krisensituationen Leben retten kann.
Diese und andere lebenswichtige Maßnahmen standen im Mittelpunkt der diesjährigen Praxisübung Humanitäre Hilfe, die vom Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe unserer Hochschule in Kooperation mit dem DRK-Landesverband Westfalen-Lippe e.V. und dem DRK-Kreisverband Münster e. V. veranstaltet wurde. 70 Studierende und Mitarbeitende der FH Münster und der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung erhielten in realitätsnahen Szenarien praktische Einblicke in die Herausforderungen und Lösungsansätze der humanitären Hilfe.
Nachdem die Teilnehmenden zunächst unter Anleitung der DRK-Einsatzstaffel Zelte aufgebaut hatten, die in Krisen- und Notfallsituationen Bestandteil des Zelthospitals der Emergency Response Unit des Roten Kreuzes sind und an diesem Tag als Workshopräume dienten, teilten sich die Teilnehmer*innen in Kleingruppen auf die Workshops auf.
Dabei stand neben der Aufbereitung von Trinkwasser auch die medizinische Erstversorgung auf der Agenda. Prof. Dr. Bernhard Eßer zeigte an einem Dummy, wie sogenannte Tourniquets korrekt angelegt werden, um lebensgefährliche Blutungen zu stoppen. „Eine Handbreit oberhalb der Verletzung, aber niemals auf einem Gelenk", mahnt er die Teilnehmenden, die die Technik anschließend selbst ausprobieren dürfen.
„Das ist das Tolle an dieser Veranstaltung", sagt FH-Studentin Merle Leberer. „Wir erhalten nicht nur theoretisches Wissen, sondern lernen direkt, wie wir in Krisensituationen helfen können." Auch Vanessa Loran von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung zeigt sich begeistert: „Wir haben Seminare zum Bevölkerungsschutz, aber hier erhalten wir noch einmal neue Einblicke und praktisches Zusatzwissen."
Im Nachbarzelt stehen die Teilnehmer*innen um einen Tisch mit kleinen Figuren und einem blauen Tuch, das einen Fluss symbolisiert. Die Aufgabe des Workshops ist es, eine Gesundheitsstation in einem fiktiven Krisengebiet zu errichten. „Unser Ziel ist es, ein Camp für Geflüchtete mit gesicherter Trinkwasserversorgung aufzubauen. Wir kommen per Flugzeug an – was tun wir zuerst?", fragt Workshopleitung Inga Hennig-Finke, die selbst an unserer Hochschule studiert hat und Projektleiterin des Kompetenzzentrums für Pflege im Bevölkerungsschutz der DRK-Schwesternschaft Bonn e. V. ist.
Dr. Thomas Münzberg, Bereichsleiter des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe, betont die Bedeutung der Zusammenarbeit mit unserer Hochschule: „Diese Kooperation ist für uns sehr wertvoll. Die Studierenden lernen hier praxisnah, wie humanitäre Hilfe funktioniert." Auch Prof. Dr. Jan Makurat, Leiter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe, unterstreicht die Wichtigkeit des Projekts: „Es geht nicht nur darum, praktische Erfahrung zu sammeln. In einer Welt, in der täglich neue Nachrichten über Kriege, Umweltkatastrophen und Fluchtbewegungen dominieren, wollen wir jungen Menschen das Gefühl geben: Ich kann etwas tun! Ich bin nicht handlungsunfähig ausgeliefert."