Biogasanlage für den Küchentisch

Was passiert mit der Biogasanlage, wenn die Förderung ausläuft? Die App „Zukunft. Biogas“ liefert erste Ideen und Maßnahmen, um Anlagen technisch, ökonomisch und ökologisch weiterzuentwickeln.

Zu Biogasanlagen kursieren immer noch Vorurteile: Der angebaute Mais landet ausschließlich in den Anlagen, sie haben eine negative Klimabilanz und der damit erzeugte Strom ist zu teuer. Hier versucht eine neue App aufzuräumen. Denn mit der App „Zukunft. Biogas“ wird das ganze Thema sichtbarer und zwar buchstäblich. Per Klick kann sich jede*r eine Biogasanlage auf den eigenen Küchentisch holen – zumindest virtuell. Die App ist innerhalb des Forschungsprojektes „Biogas: Zukunftsperspektive für das Münsterland“ unserer Hochschule entstanden und bietet einen Einblick in die vielschichtige Nutzung von Biogasanlagen. Neben dem Rundgang durch eine in Augmented Reality dargestellte Biogasanlage zeigt sie mögliche Zukunftskonzepte für die Anlagen mit Videos und Texten – alles natürlich kostenlos im iOS App Store und bei Google Play unter „Zukunft Biogas“ zu finden.

Nicht nur im Münsterland stehen Biogasanlagen vor wichtigen Entscheidungen, sogar einem möglichen Rückbau, weil die Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ausläuft. „Die Frage ist, was nach dem Förderungszeitraum für die Betreiberinnen und Betreiber möglich ist. Hier bietet die App Zukunftskonzepte zur Gaserzeugung und zur Gaseinspeisung, mit der die Anlagen technisch, ökonomisch und ökologisch weiterentwickelt werden können“, sagt Prof. Dr. Elmar Brügging. Er und sein Forschungsteam vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt haben die App ins Leben gerufen. Denn Anlagen können eben nicht nur Strom und Wärme erzeugen, sondern bieten sehr viel mehr: Einspeisung von Biomethan als Erdgasersatz, Rohgasbündelung im Anlagenverbund, Bio-LNG und Bio-CNG als nachhaltige Kraftstoffe, biogene Wasserstofferzeugung und vieles mehr.

„Wir wollen Biogas mit der App erlebbar machen. Wir können damit das Bewusstsein schärfen, dass Anlagenbetreiber*innen auch Ansprechpartner*innen und Versorger*innen für Gemeinden und die Industrie sowie kleine und mittlere Unternehmen sein können. Die Versorgung durch Biogas wird für viele jetzt erst interessant nach dem Auslaufen des EEG“, erklärt Sylke Mehnert, Projektingenieurin in Brüggings Team.

Allein im Münsterland werden über 200 landwirtschaftliche Biogasanlagen mit einer Leistung von etwa 100 Megawatt betrieben. Diese sollen auch nach dem EEG einen Beitrag zur Energiewende liefern. „Die Biogastechnologie hat viele Vorteile, da sie ganzjährig zur Verfügung steht und Biogas universell nutzbar ist, bis hin zur Speicheranwendung. Somit ist sie ein wichtiger Technologiebaustein besonders im Zusammenspiel mit Photovoltaik und Windkraft. Biogasanlagen können bedarfsgerecht und flexibel betrieben werden und liefern Energie, wenn sie benötigt wird“, sagt Brügging über die Wichtigkeit der Anlagen.

Was alles mit Biogasanlagen möglich ist, erklärt die App. Neben Informationen zur generellen Funktionsweise und der virtuell begehbaren Anlage kann jeder Nutzer Informationen in Form von Factsheets und Videos oder Interviews mit Anlagenbetreibern abrufen. Die so dargestellten Zukunftskonzepte sollen anderen Betreiber*innen als erster Maßnahmenplan zur Bewertung der eigenen Anlage dienen, aber auch allgemein Interessierten einen Überblick liefern. Das Forschungsteam um Brügging steht darüber hinaus immer auch als Ansprechpartner für die Biogastechnologie zur Verfügung.

„Die App ist nicht die Lösung, sie ist ein begleitendes Tool, um die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Bioenergie als Baustein in zukünftigen Energiesystemen zu etablieren“, so Brügging. Der Mehrwert für Betreiber*innen, Wissenschaftler*innen und Industrie sei aber jetzt schon zu spüren. „Unter anderem der Austausch und die von uns angebotenen Webinare haben das entstandene Netzwerk bereits sehr erweitert. Das ist ein großer Gewinn für diese wichtige und nachhaltige Energietechnologie“, sagt Brügging. Und Sylke Mehnert ergänzt: „Es ist spannend zu sehen wie sich dadurch das Wissen vermittelt, die Landwirtschaft als Partnerin in der Energieversorgung zu sehen. Das stärkt nicht nur kleine und mittelständische Unternehmen sowie die Wirtschaft, sondern liefert auch einen Mehrwert für die Regionalität.“

Dieses Vorhaben wurde aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

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