Wasserversorgung in der Krise
Die Geologin Prof. Dr. Hella Runge wurde zum Wintersemester 2024/2025 an unsere Hochschule berufen.
Die Geologin Prof. Dr. Hella Runge lehrt und forscht nun an der FH Münster auf dem Gebiet „Technisches Krisenmanagement mit Schwerpunkt Wasser in der humanitären Hilfe“. (Foto: FH Münster/Dzemila Muratovic)
Es ist eigentlich ein Menschenrecht. Und doch haben nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) mehr als zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Oft trifft es Schwellen- und Entwicklungsländer, wo neben Armut auch immer wieder Krisen wie Naturkatastrophen oder politische Konflikte passieren. Wenn die Infrastruktur zerstört wird, leidet auch die lebensnotwendige Versorgung mit Wasser. Hier setzt die Expertise der neuen Professorin Dr. Hella Runge an. Die Geologin wurde zum Wintersemester 2024/2025 für das Gebiet „Technisches Krisenmanagement mit Schwerpunkt Wasser in der humanitären Hilfe“ berufen.
Eine Besonderheit ist, dass die 52-Jährige an zwei Fachbereichen lehrt und forscht: Bauingenieurwesen und Oecotrophologie · Facility Management. „Die Sicherung der Wasserversorgung mit technischen Hilfsmitteln und Trinkwasser als überlebensnotwendiges Lebensmittel – darin sehe ich eine sehr gute Schnittmenge für interdisziplinäre Themen“, sagt Runge, die auch zum Team des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe gehört. So plant die Neuberufene bereits ein Forschungsprojekt zur Wasserversorgung für landwirtschaftliche Nutzflächen in Tansania. In der Lehre legt sie Wert darauf, dass Studierende sich aktiv mit den Inhalten auseinandersetzen. „Ich gebe auch meine Erfahrungen weiter. Allerdings sehe ich das nicht als Einbahnstraße. Auch ich möchte mich weiterentwickeln.“
Die letzten neun Jahre vor ihrer Berufung hat Runge am Fachbereich Bauingenieurwesen als Gastdozentin für die Themen Grundwassererschließung sowie Wassermanagement in Krisenregionen gearbeitet. Diese Inhalte werden sie auch als Professorin begleiten. Seit 13 Jahren ist sie Geschäftsführerin und Gesellschafterin der münsterschen Niederlassung von African Water Limited. Das Unternehmen widmet sich in erster Linie dem Brunnenbau. „In Ostafrika haben wir einige Brunnenbauprojekte umgesetzt“, erklärt die Naturwissenschaftlerin. Um Grundwasser für die Versorgung mit Trinkwasser erschließen zu können, sind technisches Know-how und Investitionen erforderlich. „Ebenso ist es notwendig, unser Grundwasser zu schützen, damit der Eintrag von Schadstoffen durch uns Menschen verhindert wird“, erklärt Runge. Eine ihrer früheren Publikationen, die immer noch Beachtung findet, befasst sich mit dem Einfluss der Ölindustrie auf die Grundwasserqualität im Südsudan.
Runge ist Mitinitiatorin der Online-Wissensplattform „knowH2O“, auf der seit 2022 Erklärvideos und Podcasts rund ums Wasser bereitgestellt werden: für Fachleute und Studierende. Davor arbeitete sie mehrere Jahre als Chefredakteurin der Fachzeitschrift „gwf Wasser + Abwasser“. Seit ihrem Studium der Geologie an den Universitäten Bonn und München und der Promotion an der Universität Köln zieht sich das Thema Wasser wie ein roter Faden durch die Biografie der gebürtigen Rheinländerin, die mittlerweile in Münster lebt. „Für mich ist es ganz klar, dass ich mich damit beschäftige. Denn ohne Wasser gibt es einfach kein gesundes Leben.“