Schlaflos in Steinfurt: 30-Stunden-Vorlesung ein voller Erfolg

Eine Reise durch die Welt der Technik, das versprach Prof. Dr. Samir Salameh vom Fachbereich Chemieingenieurwesen unserer Hochschule mit seiner 30-Stunden-Marathonvorlesung. Von Data Science bis Konstruktionstechnik, von Strömungsmechanik bis Bionik gab der Professor alles, um den Zuschauer*innen zu zeigen, wie spannend der Ingenieursberuf ist.

Und das mit vollem Erfolg: Eine treue Zuhörer*innenschaft, die den Marathon im Hörsaal mitging, sowie zahlreiche Zuschauer*innen im YouTube-Livestream, der knapp 6.000 Klicks aufwies, begleiteten den Professor vom Fachbereich Chemieingenieurwesen unserer Hochschule bei seiner schlaflosen Mammut-Aufgabe.

Der stand zu Beginn gleich vor vollem Haus im S-Gebäude auf dem Technologie-Campus Steinfurt. Neben Studierenden besuchte die elfte Klasse der Technischen Schulen Steinfurt die Vorlesung. Salameh stellte den Oberstüfler*innen deshalb gleich eine grundlegende Frage: Was ist überhaupt ein Ingenieur? „Jemand, der Probleme technisch löst“, sagte ein Schüler. „Sehr gut. Aber fast richtig“, korrigierte der Professor: „Jemand, der technische Probleme technisch löst.“ Denn darauf komme es an: Ingenieur*innen sind aus der Welt der Technik nicht wegzudenken und arbeiten als Problemlöser*innen, die mit Erfindungen und Verbesserungen die Gesellschaft voranbringen.

Was in diesem großen Themenspektrum alles möglich ist, beschrieb Salameh in den folgenden 30 Stunden von Montag (2. September) um 9 Uhr morgens bis zum Dienstagnachmittag um 15 Uhr. Ob Mikroplastik und 3D-Druck, Geoengineering, die Natur als Vorbild für technische Überlegungen oder Nanotechnologie und Thermodynamik – Salameh erklärt seine Themen anschaulich und unterhaltsam. Sei es ein Lego-Bausatz, der eine technische Zeichnung spielerisch erklärt, oder ein in Milch getauchter Butterkeks, der anschließend bricht. Denn der Keks ist eine poröse Struktur, die Milch fließt als kapillare Strömung hinein und löst das Gebäck auf – dies wiederum ist die Grundlage der sogenannten Washburn-Methode, die Salameh anhand von Milch und Keks vorstellt. Mitten in der Nacht gab der Professor – auch, um sich, wie er sagt, mit ein bisschen Action wachzuhalten – einen Einblick darin, was passiert, wenn die Dinge schieflaufen und Technik in der Katastrophe endet wie einst beim Absturz der Hindenburg. Und eine kurze Verschnaufpause war ihm auch vergönnt, als der Wissenschaftsjournalist und FH Münster-Absolvent Klaus Russell-Wells eine Stunde übernahm, um über die Funktionsweise von Photovoltaikanlagen zu sprechen.

Übung im Wachbleiben und Dauerdozieren hat Salameh bereits im Vorjahr gesammelt, als er im August eine 24-stündige Vorlesung hielt. Nun toppte er dies mit sechs zusätzlichen Stunden ohne erkennbare Ermüdungserscheinungen. „Letzte Vorlesung“, kündigte er schließlich um 13:15 Uhr mit breitem Grinsen den finalen Block über die Lithium-Gewinnung als Grundlage von Smartphone-Akkus an. Ein Ingwer-Shot putschte Salameh zum Endspurt auf. „Weiter geht’s, das wirkt Wunder!“ Um 15 Uhr knallten dann die Konfettikanonen im Hörsaal. Wer durchgehalten hat, bekam von Salameh entsprechende Urkunden überreicht – und erhält in zwei Wochen außerdem ein spezielles Bier, das eine Studentin in Salamehs Technikum auf dem Campus parallel zur Vorlesung gebraut hat, aber noch seine Zeit benötigt, um zu gären. Aus dem Treber, der beim Bierbrauen entsteht, wurde wiederum ein Brot gebacken, das zum Frühstück in den Hörsaal gereicht wurde. Unter den zehn Durchhaltenden war neben Studierenden unserer Hochschule auch Abiturient Kai Ritthaler, der sich extra aus Ludwigshafen auf den Weg nach Steinfurt begeben hat. Er fängt im kommenden Wintersemester ein Informatik-Studium in Karlsruhe an, ist aber online auf die Vorlesung aufmerksam geworden und wollte sie sich nicht entgehen lassen.

Auch die Medien zeigten großes Interesse an Salamehs Vorlesungsmarathon: Journalist*innen des WDR und der Westfälischen Nachrichten besuchten die Veranstaltung. Der Radiosender 1LIVE erwähnte die Vorlesung am Montag und brachte damit neue Zuschauer*innen in den Live-Stream – und rief mittendrin selbst einmal durch, um sich beim Professor zu erkundigen, wie es denn so läuft. Salamehs Fazit zum Schluss: „Es war richtig, richtig cool. Und mir geht es, obwohl ich supermüde bin, auch echt gut. Ich bin sehr glücklich und dankbar über alle, die so toll mitgemacht haben.“

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