Spielerisch die Schulter therapieren

Eine Trainingsübung am Gymnastikband durchführen und dabei ein Computerspiel spielen: Masterstudentin Hanna Thomann entwickelt in ihrer Masterarbeit einen Anreiz für die Schulter-Reha.

Eine Biene fliegt durch einen Hindernisparcours. Auf und ab geht es an Rohren vorbei und auf die Jagd nach Münzen. Und wann sie fliegt, das bestimmen die Spieler*innen vor dem Bildschirm, indem sie mit einem Gymnastikband eine vorgegebene Übung ausführen, die sie in der Physiotherapie verschrieben bekommen haben. Spielend die Schulterläsion behandeln – das ist die Idee von Studentin Hanna Thomann. Denn ein Problem in der Physiotherapie sei: Patient*innen lernen bei ihren Sitzungen zwar die entsprechenden Übungen, führen sie zu Hause jedoch nur selten aus. Deshalb hat Thomann in ihrer Masterarbeit im Studiengang Biomedizinische Technik am Fachbereich Physikingenieurwesen den spielerischen Ansatz entworfen, um sie daheim besser zum Training motivieren zu können.

„Wenn die Patientinnen und Patienten am Gymnastikband ziehen, steigt die Biene hoch, wenn sie den Druck verringern, sinkt sie wieder ab“, erklärt Thomann. „Ich habe einen Sensor am Band befestigt. Ein weiterer überprüft außerdem die korrekte Haltung bei der Übung. Übertragen wird alles ganz einfach per WLAN.“ Angelehnt ist das Spiel mit der Biene an das Smartphone-Game „Flappy Bird“, bei dem sonst per Fingerdruck auf den Bildschirm ein Vogel auf und ab fliegt. Programmiert hat Thomann ihr Spiel trotzdem von Grund auf. In circa drei Monaten sind 15 Level plus ein Tutorial – ein Anleitungslevel – entstanden. Die dafür nötigen Grafiken waren frei im Internet verfügbar.

In einer Physiotherapie-Praxis hat Thomann 14 Patient*innen in einem Durchschnittsalter von 63 Jahren nach ihren Trainingsgewohnheiten befragt. „Knapp 60 Prozent haben gesagt, sie würden mindestens einmal in der Woche zu Hause trainieren. Der Rest hingegen trainiert weniger.“ Doch viele Patient*innen sagten auch: Mit Thomanns Spiel könnten sie sich vorstellen, die Übungen einmal pro Woche zu machen. „Bei der relevanten Zielgruppe kam die Idee also gut an.“

Die Masterarbeit sei ein schönes Beispiel dafür, wie Physiotherapeut*innen im Arbeitsalltag mit technischen Assistenzsystemen sinnvoll unterstützt werden können, findet Prof. Dr. David Hochmann, der die Arbeit betreut hat. Eine der Möglichkeiten, die Methoden und Werkzeuge zur Problemlösung zu erlernen, ist, die Ausbildung zur Physiotherapeut*in mit einem technischen Studium zu kombinieren. Dies ist an unserer Hochschule seit 2020 im Studiengang Technische Orthopädie möglich. „Durch die einzigartige Kombination von Ausbildung und Studium können die Absolventinnen und Absolventen nicht nur die Zukunft des eigenen Handwerks mitgestalten, sondern sind auch für verschiedene handwerkliche und industrielle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber interessant. Damit eröffnen sich vielfältige berufliche Perspektiven, denn die Nachfrage nach technischen Lösungen in der Physiotherapie ist groß und wird in Zukunft weiter steigen.“

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