Wir empfehlen eine systematische Neuausrichtung des Politikfeldes Ernährung und leiten daraus elf Handlungsempfehlungen ab
1. Erstellung einer NRW-Ernährungsstrategie
- Entwicklung einer landespolitischen Strategie als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie NRW unter Einbindung der Politikfelder Umwelt und Klimaschutz, Gesundheit, Landwirtschaft, Verbraucherschutz, Bildung und Wirtschaft sowie unter Partizipation zivilgesellschaftlicher Gruppen
2. Kommunale und regionale Strukturen aufbauen und weiterentwickeln
- Beratung von Kitas, Schulen und andere Kantinen sowie Initiativen durch "Kommunale Ernährungsscouts"
- Aufbau von regionalen Kompetenzzentren zur Bündelung von Wissen zu Ernährung und Verpflegung. Hierbei sollen Netzwerke betreut und ausgebaut, Weiterbildungen und Beratungen - z. B. zur Beschaffung - angeboten und Unterstützung bei Förderanträgen geleistet werden
- Aufbau von Wertschöpfungszentren, um regionale landwirtschaftliche Produkte z. B. für die Bedarfe der Gemeinschaftsverpflegung weiterzuverarbeiten und zu vermarkten. Der Aufbau dieser Strukturen erfolgt in Zusammenarbeit mit bereits vorhandenen Unternehmen und Initiativen
3. Zivilgesellschaftliches Engagement stärken
- Begleitung, Beratung sowie unkomplizierte Projektförderung für zivilgesellschaftliche Initiativen im Ernährungsbereich. Förderung von Austausch und Netzwerk durch das Land NRW
4. Öffentliche Beschaffung nachhaltig aufstellen
- DGE-Qualitätsstandards für Kitas und Schulen sowie Nachhaltigkeitskriterien als Mindeststandards etablieren
- Fortbildungen zum Themenfeld nachhaltige Beschaffung durchführen
- Kantinenrichtlinie NRW in Richtung Nachhaltigkeit schärfen, um Vorbildfunktion öffentlicher Einrichtungen zu stärken
5. "Neue Wertschätzung für Lebensmittel" fördern
- Runder Tisch "Neue Wertschätzung für Lebensmittel" reaktivieren
- Nationale Strategie zur Lebensmittelabfallvermeidung konsequent umzusetzen
6. und 7. Ein ganzheitliches Konzept für Betreuung, Verpflegung und Bildung in Kitas und Schulen
- Kostenlose gesunde und nachhaltige Verpflegung in allen Kitas und Schulen anbieten
- Schulen und Kitas so breit wie möglich mit Küchen zur Selbstversorgung sowie mit Schulgärten ausstatten, um Ernährungsbildung auch in der Praxis zu ermöglichen
- Systematische Integration von Ernährungswissen und -kompetenzen in den Lehrplänen der pädagogischen Mitarbeiter*innen
8. Stärkung der Studierendenwerke
- Studierendenwerke als Beispiel guter Praxis fördern. Diese beachten bereits jetzt häufig Nachhaltigkeitsaspekte und arbeiten in Einkaufskooperationen zusammen
9. Öffentliche Kantinen bei der Entwicklung hin zu nachhaltigem Wirtschaften unterstützen
- Modernisierung der Infrastruktur von Kantinen, z. B. energieeffiziente Geräte
- Regelmäßige Schulungen für Akteur*innen der Gemeinschaftsverpflegung
- Auszeichnung von Leuchtturmprojekten und Beispielen guter Praxis
10. Beratung für Kantinen in Unternehmen und Care-Einrichtungen
- Entwicklung und Fortführung von Beratungsangeboten zur Förderung gesunder und nachhaltiger Verpflegung in privatrechtlichen Betriebskantinen
11. Nachhaltigkeit in der fachlichen beruflichen Aus- und Weiterbildung
- Anpassung der Rahmenlehrpläne für Ausbildungen im Berufsfeld "Ernährung und Hauswirtschaft", Fortbildung des Personals, Stärkung der Kompetenz der Berufsschullehrer*innen
- Auszeichnungen für nachhaltige, handwerkliche Lebensmittelverarbeitung weiterentwickeln und die Vorbildfunktion von Ausbildungsbetrieben stärken