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An wen richtet sich die Toolbox?

Die Toolbox richtet sich sowohl an Stakeholder aus der Wissenschaft als auch der Gesellschaft von Science/Society- Kooperationen richten. Als Science/Society-Kooperationen wird das Zusammenwirken von mehreren Akteur*innen aus Wissenschaft und Gesellschaft betrachtet, die ein gemeinschaftliches Ziel verfolgen, das zum Nutzen aller beiträgt. Dies ist der Ausgangspunkt der Toolbox.

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Mit der Toolbox sollen wissenschaftlich fundiert und zugleich praxisnahe Methoden und Instrumente für die Zusammenarbeit zwischen Experten*innen und Stakeholdern aus Wissenschaft und Praxis zur Bewältigung realer, kontextsensitiver und gesellschaftlicher Herausforderungen zur Verfügung gestellt werden. Es soll als Leitfaden dienen, um die gemeinsamen Transferhemmnisse, denen ihr in den verschiedenen Projektphasen der gemeinsamen Arbeit begegnen werdet, durch verschiedene Methoden und Instrumente erfolgreich zu überwinden.

Was ist der theoretische Hintergrund der Toolbox?

Die Ansprüche an eine Öffnung der Wissenschaft für Bürger*innen und deren Beteiligung an Forschung und Forschungspolitik sind in der modernen Gesellschaft auf Seiten der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zunehmend vielschichtiger geworden. Um diese komplexen Herausforderungen zu überwinden, muss ein Wissens- und Technologietransfer als bi- oder multidirektionaler und ergebnisorientierter Austauschprozess stattfinden.

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Eine engere Verzahnung der verschiedenen Bereiche aus Wissenschaft und Gesellschaft gewinnt daher zunehmend an Relevanz, sodass diese gemeinsam im Sinne von "Science with and for Society" an der Entwicklung von Prozessen und Ergebnissen arbeiten, welche besser mit den Werten, Bedürfnissen und Erwartungen aller beteiligten Akteur*innen über-einstimmen. Um dies zu erreichen, bedarf es neuer Ansätze, wie Wissenschaft und Gesellschaft erfolgreich verbunden werden können. In Anbetracht der gesellschaftlichen Veränderungen wird diese Notwendigkeit insbesondere im ländlich geprägten Raum am Beispiel des Gesundheitswesens deutlich, wo es gilt, die Gesundheitsversorgung, die Teilhabe und das Wohlbefinden der Bevölkerung langfristig für alle Beteiligten ganzheitlich zufriedenstellend zu ermöglichen. Multi-Stakeholder-Kooperationen aus Unternehmen, Hochschulen, Staat und Zivilgesellschaft bieten hierfür die Chance, einen Beitrag zur Verbesserung des tradierten Gesundheits- und Sozialsystems zu leisten. In Bezug auf münster.land.leben geht die Toolbox beispielhaft auf das Gesundheitswesen ein, ist aber in seiner Anwendbarkeit für alle Fachrichtungen geeignet.

Wer hat die Toolbox erstellt?

Zusammen mit 75 weiteren Partner*innen hat sich die FH Münster im Rahmen der Bund-Länder-Initiative "Innovative Hochschule" mit dem Projekt münster.land.leben einer großen gesellschaftlichen Herausforderung angenommen: Gesundheit, Teilhabe und Wohlbefinden im ländlichen Raum zu verbessern. münster.land.leben umfasst insgesamt 13 verschiedene Teilprojekte. Das Projekt ist ein integraler Bestandteil der Aktivitäten der Hochschule im Rahmen der "Third Mission". In diesem Kontext übernimmt das Science-to-Business Marketing Research Centre (S2BMRC) der FH Münster mit der Forschungslinie Science-to-Society die Aufgabe, auf wissenschaftlich-analytischer Ebene zu erforschen, wie Wissenschaft und Gesellschaft erfolgreich zusammenarbeiten und interagieren können.

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Das S2BMRC stellt mit dem Teilprojekt "Science Marketing" insofern eine Besonderheit gegenüber den anderen Teilprojekte von münster.land.leben dar, als dass es gemeinsam mit den Teilprojekten die Transferhemmnisse identifiziert und diese mit Methoden und Instrumenten ausstattet, berät und unterstützt, um die Transferhemmnisse zu überwinden. Damit die in dieser Zusammenarbeit gewonnenen Erkenntnisse auch über dem münster.land.leben hinaus genutzt werden können, stellen wir dieses Toolbook zur Verfügung. Wir, die Autorinnen der Toolbox gehören der Science-to-Society Forschungslinie des Science-to-Business-Marketing Research Centres an. Dazu gehören Dr. Kerstin Kurzhals als Leiterin, Katrin Uude, Eva Sormani und Choiwai Maggie Chak als Doktorandinnen sowie Madleen Banze als wissenschaftliche Hilfskraft. Gemeinsam mit unserem Team und in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Akeuren*innen aus münster.land.leben ist diese Toolbox entstanden. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals bei unseren Kolleg*innen und Partner*innen, sowie der Vielzahl engagierter Mitwirkenden des münster.land.leben bedanken. Zum einen für den wertvollen Austausch und die Beteiligung an den verschiedenen Science/Society Projekten, zum anderen, für die zahlreichen Tipps und Praxiserfahrungen, die es uns erst ermöglicht haben, eine solche praxiserprobte Toolsammlung zu realisieren.

Wie ist die Toolbox strukturiert?

Diese Toolbox ist dem Ansatz nach Lang et al. (2012) für den kooperativen Prozess einer transdisziplinären Kooperation folgend in drei Projektphasen aufgeteilt: Projektbeginn, Projektdurchführung und Projektabschluss. Dieser Prozess dient als Referenz, die einzelnen Transferhemmnisse und die zugehörigen Instrumente und Methoden einzuordnen. Jeder Projektphase sind entsprechende Transferhemmnisse zugeordnet. Hierbei ist anzumerken, dass der Projektverlauf nicht immer linear sein muss, sondern die Phasen mit den entsprechenden Transferhemmnissen iterativ auftreten können. Die in der Toolbox enthaltenen Tools und Methoden wurden dann jeweils so ausgewählt, dass sie dabei helfen, ein spezifisches Transferhemmnis zu überwinden.

Projektbeginn

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Die erste Phase beinhaltet den Aufbau eines Forschungsteams mit Akteur*innen aus unterschiedlichen Sektoren mit einer gemeinsamen Problemdefinition. Es werden Forschungsziele hinsichtlich spezifischer forschungs- bzw. gesellschaftlich relevanter Fragen formuliert und konzeptionelle, methodische Rahmenbedingungen zur Wissensintegration entwickelt.

Projektdurchführung

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In der zweiten Phase findet die "Co-Creation" statt. In dieser Phase wird lösungsorientiertes Wissen generiert. Hierbei werden verschiedene integrative, (wissenschaftliche) Methoden angewendet und weiterentwickelt. Differenzierungen und Integrationen der einzelnen Wissensbestände aus dem transdisziplinären Prozess sollen damit erleichtert werden.

Projektabschluss & -controlling

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In der letzten Phase wird das generierte Wissen in den gesellschaftlichen Kontext (re-)integriert. Aufgrund der unterschiedlichen Perspektiven, Weltanschauungen, Wertvorstellungen sowie Wissensformen, die über den transdisziplinären Prozess hinweg integriert wurden, findet hierbei kein klassischer Transfer von der Wissenschaft zur Gesellschaft statt. Es kommt vielmehr zu einer (Re-)Integration der gewonnenen Erkenntnisse in die realgesellschaftliche sowie wissenschaftliche Praxis.

Wie wurden die Tools ausgewählt und entwickelt?

Für die Adressierung der identifizierten Transferhemmnisse wurden Transferinstrumente bzw. -methoden unter anderem aus den Bereichen agiles Management wie Scrum, Lean-Start-up, Design Thinking, Innovationsmanagement, Kreativitätsmanagement sowie der empirischen Sozialforschung zusammengetragen, modifiziert oder weiterentwickelt. Gestützt wird das Toolbook von praktischen Erfahrungen aus dem münster.land.leben.

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Es ist uns wichtig, die einzelnen Instrumente und Methoden zu beschreiben und darauf hinzuweisen, in welcher Phase und in Bezug zu welchem Transferhemmnis diese Methoden einen großen Nutzen stiften können. Letztendlich müssen die Instrumente und Methoden zu eurer Problemstellung, den Teilnehmenden und euren Workshops passen. Die Methoden und Templates dienen somit als Prototypen und können oder müssen je nach Anwendungsbereich teilweise angepasst werden. Jede*r Projektverantwortliche sollte ein eigenes Gespür entwickeln, wie und wann die einzelnen Instrumente eingesetzt werden können.

Wie sind die Tools aufgebaut?

Bei den Methoden und Instrumente wird die konkrete Vorgehensweise mit leicht nachvollziehbaren Step-by-Step Anweisungen und einem passenden Template dargestellt. Die Transferinstrumente werden dann anhand eines Beispiels aus münster.land.leben veranschaulicht. Außerdem stellen wir euch abgeleitet von den Praxiserfahrungen Tipps zur Anwendung, sowie Vor- und Nachteile der Methoden zur Verfügung. Jedes Tool bietet Euch zudem zu Beginn eine Kurzbeschreibung der Personenzahl, Zeitaufwand, Schwierigkeitslevel, Einbezug der Zivilgesellschaft und des Materialbedarfs. Was die einzelnen Komponenten bedeuten erfahrt ihr hier:

Personen

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Die am Projekt beteiligten Personen können aus der Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft stammen und dadurch ein transdisziplinäres Projektteam umfassen. Hierbei unterscheiden wir folgende Personen(gruppen):

  • Projektverantwortliche: Personen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik oder Gesellschaft, die federführend am Projekt beteiligt sind und die Instrumente und Methoden aus- und durchführen.
  • Projektpartner*innen: Institutionen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) oder Vereine, die in Kooperation mit den Projektverantwortlichen arbeiten und im Projekt das Interesse ihrer Institution vertreten.
  • Bürger*innen: Bürger*innen, die im Projekt involviert sind und darin ihr eigenes, individuelles Interesse vertreten.

Dauer

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Die angegebene Dauer bezieht sich auf praktische Erfahrungen und bietet eine Orientierungshilfe. Diese kann natürlich je nach Ausführung, Personenzahl und Vorwissen stark variieren. Ebenfalls benötigt es häufig zusätzliche Zeit für die Vor- und Nachbereitung der Methode.

Schwierigkeitslevel

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Einige Instrumente und Methoden können ohne große Vorbereitung angewendet werden, während andere spezifische Fähigkeiten und Erfahrungen in transdisziplinären Prozessen erfordern.

  • Leicht: Es ist möglich, das Instrument oder die Methode ohne methodische oder fachliche Vorkenntnisse zu verstehen und anzuwenden.
  • Medium: Die Anwendung des Instruments oder der Methode lassen sich mit geringen Vorkenntnissen und den hier bereitgestellten Informationen in Anwendung bringen.
  • Hoch: Die Anwendung des Instruments oder der Methode benötigt gewisse methodische/fachliche Vorkenntnisse oder Einarbeitungen. Hierfür kann die zur Verfügung gestellte Literatur hinzugezogen werden.

Einbezug der Zivilgesellschaft

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Zivilgesellschaftliche Akteur*innen können vom Staat und vom Markt abgegrenzt werden. Darunter fallen Freiwilligenverbände (Clubs), Stiftungen, Initiativen, NGOs oder gemeinnützige Organisationen (NPOs) etc. Alle kollektiven und individuellen Initiativen für das öffentliche Gemeinwohl können als Teil der Zivilgesellschaft gesehen werden. Der Grad der Einbindung der Zivilgesellschaft kann variieren: von Kooperation über Kollaboration, bis hin zur Co-Creation. Entsprechend unterteilen wir den Grad der Einbindung in drei Kategorien:

  • Verstehen: Die zivilgesellschaftlichen Akteur*innen unterstützt das Vorhaben durch die Bereitstellung qualitativer und quantitativer Informationen und Daten und werden dadurch besser verstanden.
  • Einbinden: Die Zivilgesellschaft wird an bestimmten Stellen der Ausführung des Vorhabens kollaborativ mit eingebunden.
  • Interagieren: Die Zivilgesellschaft interagiert zusammen mit den Projektverantwortlichen und ist im höchsten Maße in die Aus- und Durchführung des Vorhabens involviert.

Materialbedarf

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Für jedes Tool wird unterschiedliches Material benötigt. Einige sind für die Vorbereitung, andere für die Durchführung notwendig. Der Materialbedarf hängt stark von der Methode und deren Anwendungszweck ab. Da einige Methoden sich materialaufwendiger gestalten als andere, möchten wir eine kurze Übersicht bereitstellen. Es ist aber zu empfehlen, immer eine Auswahl an Stiften und Klebezetteln oder genügend große Papierbogen zur Hand zu haben.

Was bedeutet Third Mission?

Die stärkere Verzahnung der Hochschulen mit der Gesellschaft durch Kooperationen mit externen Akteur*innen stellt neben den zwei traditionellen Aufgaben von Lehre und Forschung eine weitere Funktion der Hochschulen dar und wird daher als "Third Mission" bezeichnet. Moderne Hochschulen sehen in der "Third Mission" einen dialogischen Prozess, bei dem gemeinsam erarbeitete Erkenntnisse von Wissenschaftler*innen und externen Akteur*innen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen wie Kultur, Wirtschaft und Politik positive Veränderungen herbeiführen.

Was bedeutet Co-Creation?

Ursprünglich kommt der Begriff Co-Creation aus dem Marketing und beschreibt den Einbezug von Kunden in den Innovationsprozess neuer Produkte oder Dienstleistungen. Im Kontext der Third Mission wird Co-Creation als die aktive Teilhabe von unterschiedlichen Disziplinen, gesellschaftlicher Gruppen oder Stakeholder an einem Kollaborationsprozess definiert. Ziel solcher Kollaborationen sind häufig soziale Innovationen. Zur Entwicklung von sozial innovativen Ideen ist insbesondere eine Diversität von Perspektiven, Wissen und Erfahrungen notwendig, die durch den Einbezug verschiedener Akteure*innen aus unterschiedlichen Sektoren und Disziplinen im Co-Creation Prozess gegeben ist.
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