Steinfurt - "Wenn man schon am Montagmorgen etwas dazulernt, fängt die Woche gut an", freut sich Annette Schavan und bestaunt die gelbe Farbpille, die ihr Prof. Dr. Thomas Jüstel auf die Hand legt. "Das ist unsere Story" sagt Jüstel, nachdem er erklärt hat, wie man mit solchen Stoffen das weiße Licht von LEDs in einen warm-weißen Farbton konvertieren kann - ein Riesen-Zukunftsmarkt bei jährlich über 20 Milliarden verkauften Leuchtmitteln. "Gute Story", urteilt die Bundesforschungsministerin, die, wohl auch weil gerade Wahlkampf ist, einer Einladung des Bundestagsabgeordneten Jens Spahn in die Steinfurter Filiale der Fachhochschule Münster gefolgt war.
Von Prof. Dr. Karin Mittmann lässt Schavan sich erläutern, wie man mit fluoreszierenden Nano-Partikeln Tumor-Zellen im Dickdarm markieren kann und so den Weg für eine minimalinvasive Schlüsselloch-Chirurgie öffnet. Dass ihr Ministerium das Projekt mit insgesamt 500 000 Euro fördert, kommt ihr da natürlich gerade recht: "Ein gutes Beispiel für gut angelegtes Forschungsgeld."
Dass überhaupt Forschungsgeld gut im Steinfurter FH-Campus investiert ist, das demonstriert Prof. Dr. Thomas Rose, Dekan für den Fachbereich Physikalische Technik, der prominenten Besucherin. Zehn Millionen Euro nehme die FH an Drittmitteln ein, 70 Prozent davon würden von den Naturwissenschaften in Steinfurt erwirtschaftet. Das halte dem Vergleich mit anderen Unis locker stand - umgerechnet auf die Zahl der Professoren sei etwa der Fachbereich Chemie damit sogar bundesweit Spitzenreiter. Stolz ist Rose auch auf 40 laufende Promotionen - längst keine Selbstverständlichkeit für eine FH. Nach 45 Minuten geht es weiter. Doch vorher gelingt es der örtlichen CDU-Frau Doris Gremplinski noch, der Ministerin ein Versprechen zu entlocken: Sich dafür einzusetzen, dass die Bafög-Anträge deutscher Studenten in den Niederlanden zügiger bearbeitet werden.
Westfaelische Nachrichten, 21.09.2009, Autor: Achim Giersberg