Wenn Schuhe die Muskeln beeinflussen
In seiner Bachelorarbeit liefert Tom Holterhus wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung orthopädischer Schuhe. Dafür wurde er mit dem Hochschulpreis ausgezeichnet.
In seiner Bachelorarbeit am Fachbereich Physikingenieurwesen der FH Münster untersuchte Tom Holterhus, wie unterschiedlich steife Schuhe biomechanisch auf den menschlichen Körper wirken. Dafür erhielt er den Hochschulpreis. (Foto: privat)
Die Biegesteifigkeit eines modifizierten Schuhs untersuchte Holterhus auf einem entsprechenden Prüfstand an der Hochschule. (Foto: Tom Holterhus)
Schuhe sind mehr als nur modische Accessoires, sie beeinflussen Bewegungen und das Zusammenspiel von Muskeln und Gelenken. Tom Holterhus widmete sich in seiner Bachelorarbeit im Studiengang Technische Orthopädie am Fachbereich Physikingenieurwesen der FH Münster dem Thema und untersuchte, wie unterschiedlich steife Schuhe biomechanisch auf den menschlichen Körper wirken. Dafür erhielt er den Hochschulpreis.
In seiner Arbeit verglich Holterhus zwei Paar Schuhe, die sich ausschließlich in ihrer Biege- und Torsionssteifigkeit unterschieden. Mithilfe moderner Messtechniken führte er Tests durch, um das Zusammenspiel zwischen den Schuhen und menschlicher Bewegung zu analysieren. Eine der zentralen Methoden war die Elektromyographie, ein Verfahren, das die Muskelaktivität misst. Zudem wurden die Druckverteilung auf der Fußsohle und die Schuhbiegung beim Gehen analysiert. Sein Ergebnis: Während sich bei der Muskelaktivität und der Schuhbiegung signifikante Unterschiede zeigten, blieb die plantare Druckverteilung – also wie das Gewicht auf den Fuß verteilt wird – im Schuh unverändert. Diese Erkenntnis ist besonders relevant für die Orthopädieschuhtechnik, da kleine Unterschiede enorme Auswirkungen auf die Muskulatur und das Gehverhalten haben können. Orthopädische Schuhe sollen nicht nur Stützung und Stabilität bieten, sondern auch gezielt den Tragekomfort und die Unterstützung bestimmter Muskelgruppen verbessern.
„Es wirft die Frage auf, wie sich durch gezielte Anpassung der Schuhsteifigkeit Muskelaktivitäten beeinflussen lassen“, erklärt Holterhus. Dies könnte zukünftig bedeuten, dass Schuhe für bestimmte orthopädische Krankheitsbilder individueller und präziser hergestellt werden müssen, um betroffene Muskeln gezielt zu aktivieren oder zu entlasten.
Für das Studium brachte Holterhus praktische Erfahrung als gelernter Orthopädieschuhmacher mit. Die Verbindung zwischen Wissenschaft und Handwerk ist es, die Holterhus besonders motiviert. „Ich hoffe, dass meine Forschung dazu beiträgt, die Passform und Funktion von orthopädischen Schuhen noch weiter zu verbessern“, sagt der Absolvent abschließend. „Und ich freue mich darauf, die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen.“
Zum Thema: Gerade einmal ein Prozent aller Absolvent*innen eines Jahrgangs erhält ihn: den Hochschulpreis. Jedes Jahr kürt das Präsidium gemeinsam mit der Gesellschaft der Freunde der FH Münster e. V. (gdf) auf Vorschlag der Fachbereiche die besten Abschlussarbeiten. Zu den Preisträger*innen des Hochschulpreises für die besten Arbeiten aus 2023 gehört auch Tom Holterhues vom Fachbereich Physikingenieurwesen. Eine vollständige Übersicht aller gewürdigten Absolvent*innen ist im Jahresbericht ab Seite 30 abrufbar.