Die TeilnehmerInnen des Workshops, Leiter, Gäste und Betreuer.

 

 

Einer Gruppe Studierender des Arbeitsfeldes Fotografie bot sich die Möglichkeit, zwei Wochen unter dem Thema „Erkundungen" an einem fremden Ort mit fremder Mentalität und Sprache den Blick zu schärfen und neue Erfahrungen außerhalb des Hochschulalltags zu machen.


Mit sichtbarem Ergebnis! Denn die Bilder, die im Rahmen des Workshops entstanden, sind inzwischen in einer 208-seitigen Publikation zu sehen, mit Texten in deutsch und italienisch, Format 210 x 280 mm, durchgängig Vierfarb-Offsetdruck. Online zu bestellen über die Hochschulbibliothek der Fachhochschule Münster zum Preis von EUR 20,-- oder im Buchhandel mit der ISBN-Nummer 978-3-938137-09-3.

Barbara Klemm | Rüdiger Schrader
Zum großen Erfolg des Workshops trugen externe Gäste wesentlich bei: Als Gastdozenten konnten die international renommierte Fotografin Barbara Klemm und der Leiter der Bildredaktion des Nachrichtenmagazins FOCUS, Rüdiger Schrader, gewonnen werden. Durch die verschiedenen Sichtweisen der Gäste, Bildproduzent – Bildverwerter, bekamen die Studierenden einen intensiven Einblick in das spannungsgeladene Arbeitsfeld von Fotografie und die verschiedenen Ansprüche und Anforderungen.

NIKON stellte für diesen Workshop Digital-Kameras zur Verfügung und APPLE stellte einen Rechner-Pool bereit sodass es möglich war, die täglichen Ergebnisse abends gemeinsam zu sichten, zu diskutieren und eventuelle Korrekturen zu besprechen.

Unser Haus, die Casa Azzurra, 50 m vom Lago Maggiore im Zentrum des Orts gelegen, bot dafür die idealen Voraussetzungen. In dem mit Fresken ausgemalten Tagungsraum stand ebenfalls eine kleine, feine Bibliothek mit Fotoliteratur und Fotobüchern zur Verfügung, die intensiv genutzt wurde und die Grundlage für zahlreiche Gespräche und Diskussionen darstellte.
Peter Scherer, der Eigentümer des Hauses, bekochte uns während dieser zwei Wochen mit ausgesuchten lokalen Köstlichkeiten und bereitete dadurch das leibliche Fundament für ein harmonisches Miteinander.
Nach intensiven Einführungsveranstaltungen in den ersten Tagen arbeiteten die Studierenden an selbst recherchierten Themen. Die Vielfalt der Themen war ebenso groß wie das Spektrum innerhalb der Gruppe, die sich aus TeilnehmerInnen vom 1. bis zum 11. Semester zusammensetzte.
Vieles wurde ausprobiert: verschiedene Ansätze der Portraitfotografie, journalistische Dokumentarfotografie, Straßen-Fotografie, klassische Reportage-Fotografie, konzeptionelle Fotografie. Durch die Beschäftigung mit den Themen in fremder Umgebung, in einer fremden Sprache, in einem zeitlich begrenzten Rahmen und den daraus entstehenden und zu bewältigenden Problemen konnten die TeilnehmerInnen einen Vorgeschmack auf die Arbeitsrealität in diesem Berufsfeld erhalten.
Am letzten Abend wurde als kleiner Dank für die Bewohner von Vira, die durch ihre Kooperation und ihre Gastfreundschaft den Erfolg dieses Workshops möglich gemacht haben, eine öffentliche Beamer-Präsentation der Arbeitsergebnisse auf der Brunnen-Piazza unter freiem Himmel veranstaltet.

In diesen Tagen wird mit der Vorbereitung des nächsten Workshops in Vira begonnen und Bürgermeister Oliviero Ratti hat uns für die Realisierung einer Ausstellung seine Unterstützung angeboten. Aufgrund der geknüpften Kontakte sind zahlreiche Ideen für eine Weiterführung und Intensivierung entstanden. So stellte zum Beispiel im September 2006 Dada Petrole Teile seiner Arbeit über die Clownschule Dimitri in Verscio aus. Eine ausführliche gedruckte Dokumentation ist in Arbeit. Sie wird die Vielfalt und die Qualität der entstandenen Arbeiten umfangreich beschreiben.

Projektfotos aller WorkshopteilnehmerInnen

Hier finden Sie jeweils ein Projekt-Foto aller teilnehmenden Studierenden mit einer kurzen thematischen Beschreibung.

»Der Tognetti-Hof«

© Katharina Tenberge
Zehn Tage lang habe ich die Bewohner und Mitarbeiter des Bio-Bauernhofs von Angela und Mario Tognetti überall hin begleiten dürfen. Die Fotos zeigen meine persönlichen Eindrücke und Erlebnisse vom Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof mit 16 Menschen, 20 Kühen, 8 Schweinen, 40 Ziegen, 2 Stuten, 1 Hengst, 40 Schafen, 4 Hunden und 7 Katzen.

»Indemini«

© Torben Weiß
Indemini, ein 40-Seelen-Dorf weit ab in den Bergen. Der Weg dort hin war ein schöner aber beschwerlicher ehemaliger Schmugglerpfad. Der Zugang zu den Einheimischen war gar nicht leicht. Sie waren sehr schwer zu finden und verschlossen.

»Straßen-Fotografie in Locarno«

© Tom Rölecke
Die belebte Stadt Locarno, nicht weit von Vira, bot mir die Möglichkeit auf der Straße anonym zu fotografieren. Dort war ich in der Lage mit der Masse mitzuschwimmen und nach spannenden Momenten Ausschau zu halten. So konnte ich eine Schweizer Militärparade begleiten, einen Angler bei einem großen Fang sowie einen Paraglider beobachten.

»Bildhauerschule in Peccia«

© Larissa Behr
Die Bildhauerschule in Peccia liegt in den Bergen, im oberen Maggiatal, 45 km von Vira entfernt. Dort wird unter freiem Himmel gearbeitet, mit Stein, Holz und Ton. Ich habe das Leben und Arbeiten in der Schule dokumentiert und die Bildhauer porträtiert.

»Abitanti«

© Judith Klaus
… in der Schweiz, im Tessin, in Vira – die Einwohner. Hier habe ich Menschen gefunden, die Zeit haben, nicht in Eile sind, neugierig auf mich waren, wie ich auf sie. Zwei Wochen habe ich dort im Mai 2006 gelebt und einzelne Einwohner (abitanti) fotografiert.
»Denn was wir tun ist letztlich Geschichten erzählen, und zwar, indem wir Dinge präsentieren, die ihre eigene Geschichte erzählen.« (Bernd Becher)

»Die Burgmauer von Bellinzona«

© Nadja Siemon
Architektur aus einer vergangenen Ära in aktueller Nutzung darzustellen, ist mein Thema. Die Burgmauer des Castel Grande und des Castel di Montebello galten über Jahrhunderte hinweg als Schutz für die Stadt Bellinzona. Nun werden sie genutzt als Parkplatz, Flaniermeile, Hofbegrenzung, Filmkulisse und natürlich als Touristenattraktion.

»Die Golfer«

© Susanne Borchert
Ein Golfturnier bot mir die Gelegenheit den mondänen, reichen, und anti-ursprünglichen Aspekt des Tessins einzufangen – das sterile, unnatürliche Gelände und auf dieser Bühne sich präsentierende Menschen. Das Ergebnis ist eine im Kontext der anderen Projekte zu sehende Arbeit, der die Menschen nicht in einer ursprünglichen oder funktionsbezogenen Umgebung zeigt, sondern in jeder Hinsicht losgelöst von der Welt.

»Komposition in Raum und Zeit«

© Sara Held
Das Tessin ist zum Durchgangsland geworden für die Fahrt in den Süden – den richtigen Süden. Straßen durchschneiden alles: den Himmel, die Landschaften, die Orte und am Ende auch die Gedanken.

»Teatro Dimitri«

© Dada Petrole
Mich faszinierte sofort die lebendige und offene künstlerische Arbeitsatmosphäre an der Theaterhochschule Dimitri. Die international anerkannte Schule befindet sich mitten in einem unscheinbaren kleinen Bergdorf »Verscio« – Eine besondere Situation, die meine Wahrnehmung schärfte.

»Die Tessiner«

© Marlene Hrubesch
Die Bewohner eines Ortes sind für mich immer am interessantesten, da sie es sind, die den Ort zu dem machen, was er ist. Die Bilder zeigen Menschen aus dem Tessin, die spontan dazu bereit waren, sich für einen Augenblick aus ihrem Alltag herausreißen zu lassen und sich für ein Foto zu positionieren.

»Bausünden im Tessin«

© Alexander Schmalz
Mein Projekt zeigt den starken Gegensatz von alt und neu anhand von Gebäuden. Motive, die typisch für das Tessin sind, wie andere, die der Betrachter ohne Vorwissen wahrscheinlich eher im Ruhrgebiet vermuten würde. Es stellt sich die Frage über Sinn und Zweck dieser Bauwut, die nach und nach »eine der wenigen im mittleren Europa noch vorhandenen Paradiesgegenden eiligst in eine Vorstadt von Berlin verwandelt.« (Hermann Hesse).

»Der Fischer«

© Esther Gonstalla
In Vira gibt es noch zwei Berufsfischer, einer von ihnen ist Fernando Sargenti, welcher der Hauptcharakter meiner Fotoreportage ist. Trotz seiner anfänglichen Verschlossenheit und Skepsis, erzählte er mir immer mehr Dinge über sich selbst und das Fischen am Lago Maggiore.

»Die Schule in Vira«

© Olga Martin
Was macht einen Ort zu etwas ganz besonderem? Die Landschaft, die Menschen … Begegnungen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten bleiben uns immer in Erinnerung. Besonders tragen dazu die Kinder bei, denn sie machen das Leben so fröhlich, bunt, spannend und lebenswert. Deshalb habe ich mir für mein Projekt die Schule in Vira ausgesucht.

»Monte Verità«

© Natali Moncorps
Der Monte Verità ist ein Hügel über Ascona und war in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts der Sitz einer lebensreformerischen Künstlerkolonie. Aus den Anfängen als Vegetarier, Sonnenanbeter und Nudisten entwickelte sich die Siedlung zu einem Zentrum der Lebensreform und zur Gegenkultur der herrschenden Gesellschaft. Viele Künstler, Philosophen, Pazifisten, Emigranten und Anarchisten besuchten den Monte Verità.

»Super Markt?!«

© Karin Hansmann
Betritt man hier einen der großen Supermärkte, fällt sofort die extreme Reihung der Lebensmittel auf. Wie Soldaten stehen riesige Mengen bunter Verpackungen akkurat Seite an Seite. Das einzelne Produkt versinkt in der Masse und summiert sich zu neuen Mustern.
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