Stefan Denecke, Esther Gollan, Prof. Cordula Hesselbarth, Lena Lögter in der Ausstellung

Viele Jahrtausende liegen zwischen der Erfindung des Faustkeils und des Mikrochips. Im Museum für Naturkunde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) schaffen Besucher diese Zeitspanne mit nur wenigen Schritten. Denn seit dem 19. Mai widmet sich eine Sonderausstellung der Evolution der Menschheit. Mit dabei: zahlreiche Arbeiten von Studierenden und einem Absolventen der Fachhochschule Münster. Betreut von Prof. Cordula Hesselbarth entstanden im Fach mediengestützte Sach- und Wissenschaftsillustration Schautafeln, Animationsfilme und Plakatreihen, die nun die Entwicklung hin zum modernen Homo sapiens zu verstehen helfen. Seit mehreren Jahren betreut die Dekanin des Fachbereichs Design eine Kooperation zwischen dem Museum und der Hochschule, aus der immer wieder Exponate hervorgehen.

Die Kooperation zwischen Fachbereich Design und LWL-Museum für Naturkunde besteht schon seit einigen Jahren und hat bereits in der Vergangenheit erfolgreiche gemeinsame Ergebnisse hervorgebracht. Die Seminare finden in enger Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlern des Museums statt. Die Studierenden bekommen aufschlussreiche Einblicke hinter die Kulissen des Museums. Sie besichtigen die weitläufigen Archive des Museum unter Leitung der Museumsmitarbeiter, erhalten Einblick in die Präparationswerkstätten und in die vielfältige Arbeit der Ausstellungsmacher. Der Entstehungsprozess der Studienarbeiten erfolgt in enger wissenschaftlicher Beratung durch das Museum. Parallel findet im Seminar bei Prof. Hesselbarth die konzeptionelle Entwicklung, Gestaltung, Illustration und Produktion der Arbeiten statt.

»Illustration ist nicht die Verschönerung von Erläuterungen mit bunten Zeichnungen«, räumt Hesselbarth mit einem Missverständnis auf. Vielmehr gehe es um eigenständige Wissensvermittlung. Dieser liege die Erkenntnis zu Grunde, dass Bilder andere Hirnregionen ansprächen als reine Texte. »Das Gehirn verarbeitet diese Informationen vielschichtiger und speichert sie nachhaltiger«, so die Designerin.

Diese wissenschaftliche Erkenntnis machten sich auch die Studierenden der Fachhochschule Münster zunutze. Ein Animationsfilm von Esther Gollan beschäftigt sich mit der Frage, woher unsere Vorfahren stammen. Durch Bestimmung der sogenannten Haplotypen aus der genetischen Information können Forscher die Wanderwege der menschlichen Urahnen nachvollziehen. »Die Arbeit vermittelt den abstrakten Sachverhalt mit anschaulichen, verständlichen Bildern«, bestätigt Hesselbarth. Alexander Steffensmeier, inzwischen Absolvent des Fachbereichs, lädt die Besucher zu einem virtuellen Rundgang durch das Arbeitszimmer von Charles Darwin ein, den Begründer der Evolutionstheorie.

Die Exponate sind bis zum 25. April 2010 im LWL-Museum für Naturkunde, Sentruper Straße 285 in Münster zu sehen.

 

 

»Haplotypen«, Animationsfilm von Esther Gollan

»Haplotypen«, Animationsfilm von Esther Gollan

Die Wanderung der Völker können Wissenschaftler anhand der Gene nachvollziehen und so die Verteilung der menschlichen Urahnen von der »Wiege der Menschheit« in Afrika über den gesamten Globus nachvollziehen. Der Film erklärt das komplexe Thema in anschaulichen Bildern, frischt das Schulwissen zur Vererbungssystematik auf und macht verständlich, wie ein Teil der genetischen Information, der über Generationen und über Jahrtausende hinweg weitergegeben wurde, uns heute noch die Spuren der Ahnen fehlerfrei nachverfolgen lässt. In Ergänzung zum Film zeigt eine Weltkarte wichtige Wanderwege verschiedener Bevölkerungsgruppen über die Kontinente.

»Haplotypen«, Animationsfilm von Esther Gollan
»Haplotypen«, Animationsfilm von Esther Gollan

»Domestikation«, illustrierte Schautafel von Martin Siegert

»Domestikation«, illustrierte Schautafel von Martin Siegert

Eine aufwändig illustrierte großformatige Wandtafel zeigt entlang einer Zeitleiste die Geschichte der Domestikation einiger der wichtigsten Haus- und Nutztiere und stellen diese Kulturleistung in Zusammenhang mit der menschlichen Entwicklung über die Jahrtausende.

»Armprothesen« Illustrationen und interaktive Anwendung von Stefan Denecke

Die Semesterarbeit erläutert die Geschichte der menschlichen Ersatzteile am Beispiel der Armprothetik in sehr illustrativen Bildern, von der »eisernen Hand« des Götz von Berlichingen bis zur elektronischen, gedankengesteuerten Hightech-Prothese.
Die Museumsbesucher werden spielerisch an das Thema herangeführt und können sich dem eigenem Interesse folgend durch die didaktisch gut durchdachte interaktive Anwendung navigieren. Kurze interaktive Animationsfilme zeigen die Funktionsweisen der filigranen Geräte.

»Armprothesen«, Illustrationen und interaktive Anwendung von Stefan Denecke

»Der Sinn des Lebens« illustrierte Plakatreihe von Inga Lankenau

Auch die kulturellen, geistigen oder religiösen Ausprägungen der menschlichen Evolution sind Teil des Ausstellungskonzeptes. Die Studentin wagte sich an das schwierige Thema und fand eindrucksvolle und inspirierende Verbildlichungen über den »Sinn des Lebens«. Sie näherte sich den abstrakten Fragestellungen anhand von literarischen und philosophischen Texten unterschiedlicher weltanschaulicher Richtungen. Die jeweilige Essenz der philosophischen Ideen illustrierte sie in Abwandlungen des Leitmotivs der »Sysiphus-Figur« in einprägsamen, streng schwarzweiß gehaltenen Darstellungen. Ihre persönlichen Interpretationen der philosophischen Gedanken haben in einem eigens für die Illustrationsreihe eingerichtetem Raum Platz gefunden, wo sie Museumsbesucher zum Betrachten und Nachdenken einladen.

»Der Sinn des Lebens« illustrierte Plakatreihe von Inga Lankenau

»Bestattungsrituale und Jenseitsvorstellungen« illustrierte Schautafeln von Lena Lögters

Auf einer großen Übersichtstafel zeigen und erläutern lockere, ansprechende Illustrationen den Ausstellungsbesuchern, auf welche Weise die Kulturen der Kelten, Römer, Wikinger und der Trichterbecherkultur ihre Toten bestattet haben und welche Vorstellung vom Jenseits jeweils dahinter steht. Die visuellen Bezüge verdeutlichen auf sehr anschauliche Weise, welche Bedeutungen den einzelnen Ritualen und Grabbeigaben für die Menschen innewohnten.

»Radiocarbondatierung«, Animationsfilm von Kurt Priesmeier

Der Animationsfilm soll auch jungen Museumsbesuchern die Frage beantworten: woher wissen wir eigentlich, wie alt ein Fund ist? Ob es sich um paläontologische Knochenfunde, Fossilien oder Versteinerungen handelt, mit der Radiocarbonmethode können Wissenschaftler das Alter von Funden bis zu 50.000 Jahre zurück bestimmen. Die Datierungsmethode, die auf Halbwertzeiten der Atome im Fundstück beruht, ist nicht einfach zu erklären. Die Studienarbeit erläutert den abstrakten Sachverhalt mit einfachen, verständlichen Bildern.

»Radiocarbondatierung«, Animationsfilm von Kurt Priesmeier
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