Design ist nicht nur Ästhetik und oberflächliche Gestaltung - hinter Design verbirgt sich ein Prozess, in dem der Designer versucht, das Leben durch die Gestaltung eines Gegenstands zu vereinfachen und bestmöglich auch zu verschönern. Diesen Prozess des 'Design denken', der einen Schwerpunkt der Lehre am Fachbereich Design der Fachhochschule Münster ausmacht, zeigt Philipp Schmidt in seiner Projektarbeit aus dem Wintersemester 2009/2010 besonders deutlich auf.

In einem Seminar unter der Leitung von Prof. Torsten Wittenberg beschäftigte sich der Produktdesign-Student mit Materialien, Marken, Gegenständen oder Werten, die bedingt durch sich ändernde Lebensweisen in unserer heutigen Zeit abgelöst oder erneuert werden, oder gar ganz verschwinden. Abgelöst durch Gegenstände, die die gleichen Bedürfnisse des Menschen erfüllen, aber als technisch hochwertiger und moderner erachtet werden. Dabei gibt es aber auch die nicht greifbaren Dinge, ideelle Größen wie Riten, Bräuche deren Verschwinden weniger offensichtlich, schleichend und komplex ist.

 

Philipp Schmidt fokussiert seine Arbeit auf diese komplexen Gegenstände, symbolisiert durch die Vorstellung von Zeit und die Bedeutung von Religion. Während Zeit eine Kategorie ist, die das Verschwinden von Dingen überhaupt erst messbar macht, deren gesellschaftliche Kodierung und Vorstellung aber ebenso wandelbar ist, findet sich im Bezug zur Religion mit dem Kreuzzeichen ein weltweites, kulturübergreifendes Symbol für christlichen Glauben. Zeitstile und das Zeitgefühl der Menschen verändern sich, die Gesellschaft ist schnelllebig geworden.

Auch das Kreuzzeichen ist wandelbar in seiner Gestaltung - gefertigt aus Holz, Metall, Stein oder Keramik, mit oder ohne Korpus, mal wuchtig, mal zierlich oder mit feinem Dekor - bleibt jedoch eindeutig in seiner Symbolik. Der Jungdesigner Schmidt verbindet in seiner Konzeption beide Symbole - Zeit und christlicher Glaube- als Elemente einer Wanduhr. Die Wanduhr, aus einem Kruzifix gefertigt, ist dabei in ihrer Gestaltung aufs Notwendige beschränkt und wirkt bereits mit wenig Materialeinsatz. Die konzeptuelle Verbindung von Kruzifix und Uhr stellt stark auf den Repräsentationscharakter beider Symbole ab, wobei die Uhr auf die Wahrnehmung und das Verschwinden von Zeit, das Kreuz hingegen auf die Wahrnehmung und das Verschwinden der christlichen Religion in der Zeit verweisen soll.

Die Arbeit von Philipp Schmidt zeigt damit in ihrer gestalterischen Konzeption deutlich den Prozess des 'Design denken' auf und verbindet eine ästhetische Gestaltung mit dem Ziel, den Betrachter anzuregen, sich über das Verschwinden von Dingen, Riten und Gebräuchen in unserer Gesellschaft bewusst zu werden.

In Zukunft werden an dieser Stelle weitere besondere Seminararbeiten vorgestellt, also bleiben Sie gespannt!

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