Das Projekt »Zwitter« von Lisa Henke beschäftigt sich damit, wie Regenwurm und Co. ihre Doppelgeschlechtlichkeit handhaben und welche Strategien sie verwenden, um ihre Interessen beim Paarungspartner durchzusetzen. Sie möchten einerseits ihr eigenes Erbgut weitergeben, aber gleichzeitig verhindern, dass ein dahergelaufener Artgenosse ihnen seines aufzwingt. Dieser Prozess kann bei einer Art ganz friedlich ablaufen, indem ungeeignete Spermien einfach verdaut werden; eine andere Art hingegen beschmiert den Partner mit ätzender Samenflüssigkeit, was zu lebensbedrohlicher Verstümmelung führen kann. Weshalb lohnt es sich für Zwitter, dieses Risiko in Kauf zu nehmen?
Kern der Arbeit war es, die teilweise brutalen Sexualpraktiken von Zwittern auf eine Art darzustellen, die anschaulich ist, ohne sie zu verniedlichen oder zu reißerisch zu konzipieren. Inspiriert von naturalistischer Fabelillustration, entwickelte Lisa Henke eine metaphorische Bildsprache, die sich nicht unbedingt an der Darstellung kopulierender Tiere orientiert, sondern den Fokus auf die Konsequenzen legt, die aus unterschiedlichen Paarungsritualen für die Zwitter resultieren.