78 Absolventinnen und Absolventen der Münster School of Design präsentierten ihre Abschlussarbeiten bei der Parcours Ausstellung im Sommersemester 2020. Diese beschäftigen sich jeweils mit individuellen Themen, welche sich aber auch immer mit der eigenen Position in der heutigen Gesellschaft beschäftigen.
Nora Franzmeier huldigt einem Volk, das Paläste baut und konzipiert in ihrer Arbeit eine Ausstellung für den NABU auf Haus Heidhorn, die die Geschichte einer Königin erzählt und damit Wespen nicht als Schädlinge zeigt, sondern als unersetzlich für unser Ökosystem.
Auch ihr Kommilitone Dominik Fischer hat sich in seiner Abschlussarbeit einem umweltbewussten Projekt verschrieben: Er entwickelte ein Kit aus Holz, mit dem jeder Laie zum Pilzzüchter wird und am Ende der Produktionskette auch noch dem bedrohten Hirschkäfer Lebensraum ermöglicht. Und dafür braucht man wirklich nur ganz wenig: altes nasses Holz und ein paar Dübel mit der "eingeimpften" Pilzkultur. Garantiert Bio.
Einem ebenso wichtigen Thema, der Chancengleichheit von Designerinnen, widmete sich Laura Pauline Bockel. Sie fragt sich, warum deutschlandweit rund 70 Prozent der Designstudierenden weiblich sind, dann aber nur 11 Prozent von ihnen in Führungspositionen arbeiten. In ihrem Bookazine "Innen" lässt sie Gestalterinnen mit ihren Lebensgeschichten zu Wort kommen, die Vorbilder für die jüngere Generation sein könnten.
Um nichts Geringeres als Rassismus in Deutschland geht es Christina Shengxin Zhu. Für Zhu ist Rassismus ein Bestandteil des Alltags vieler Menschen. Mit ihren Illustrationen visualisiert sie die Arbeit einer Psychologin und persönliche Geschichten von Betroffenen, die alltägliche Erfahrungen wie Beleidigungen, Ausgrenzung und Traumata erlebt haben. "Ich verstehe meine Arbeit als Aufruf zu Empathie, Reflexion und Veränderung", so die Absolventin.
Organspende machten Kira Palewski und Theresa Balbach zu ihrem Thema. Sie entwickelten die Plattform "Yes, but not now", auf der Menschen miteinander kommunizieren können. Der Austausch sei ihnen wichtig, ohne vielleicht einen gemeinsamen Konsens zu finden. "Wichtig ist nur, hinzuhören." Und vielleicht entstehe ja daraus die Bereitschaft, sich endlich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die von den beiden ebenfalls produzierte erste Podcast-Folge könnte ein weiterer Anstoß sein.
Dialog, Gehör finden, die Chance auf eine eigene Meinung - das findet auch Marcel Frommer wichtig. "Dafür ist aber Wissen erforderlich", so der Kommunikationsdesigner. Und hat deshalb mit "Votum" ein Kulturmagazin kreiert. Die erste Ausgabe mit dem Titel "A1" befasst sich mit der deutsch-kulturellen Identität - in Reportagen und kurzen Geschichten, von denen eine von ihm selbst stammt: über einen Schulhof mit Vielfalt und Austausch. Die zweite Folge könne er sich schon gut vorstellen, dann zu Gender und Diversity.
Ein Plädoyer fürs Printformat hält auch Julia Kuhlmann. Sie hat sich in ihrer Abschlussarbeit "Auslese" mit dem Stellenwert von Büchern auseinandergesetzt. Für ihre Texte habe sie von der Schreibwerkstatt profitiert, die die MSD im Studium anbietet. Rede und Antwort standen ihr auch eine Buchrezensentin, ein Schriftsteller, ein Lehrer - und leidenschaftliche Leser.
Den jüngsten unter ihnen wird das Buch "Ich bin so müde" gefallen. Lena Lackmann hat es für Zwei- bis Vierjährige geschrieben und illustriert. Sie werden lernen: Irgendwann sind alle mal müde, sogar der Mond.
Larissa Schmidt, Carla Wiedemann und Celine Schmidt haben für das Smartphone und Tablet mit Münster Go eine App entwickelt, um Besuchern und Bewohnern zu zeigen, dass es nicht die einzelnen Sehenswürdigkeiten sondern, sondern vielmehr die Summe vieler kleiner Puzzleteile, die Münster ausmachen. Das Bewusstsein für Münsters kulturelles Erbe ermögliche es jedem, das Wesen der Stadt zu entschlüsseln und schließlich zu ihrer Identität beizutragen.
Das Parcours-Organisationsteam sowie die Absolventinnen und Absolventen freuen sich über den Erfolg der Ausstellung.
(Fotos: MSD)
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