Liebe Absolventinnen und Absolventen,
Liebe Absolvierende,

(Vorbemerkung: Wenn ich im Folgenden von "ich" spreche, dann ist damit vornehmlich meine Position bzw. amtliche Funktion als Dekan der MSD gemeint. In der Regel spreche ich damit als ausführendes Organ einer staatlichen Hochschule, deren Geschicke durch das Präsidium der FH
Münster und des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft formal gelenkt und geleitet werden.)

Ich hoffe es geht Ihnen den (sonnigen) Umständen entsprechend gut und Sie können sich weiterhin für die Arbeit an Ihren Prüfungsartefakten für den BA und MA Design motivieren! In diesem Zusammenhang sollten Sie in den vergangenen Tagen auch Ihre Prüfungstermine und -modalitäten vom Prüfungsamt mitgeteilt bekommen haben.

Ähnlich wie wir uns noch vor ein paar Wochen Temperaturen über 20 Grad kaum vorstellen konnten, geht es vielen von Ihnen und uns, wenn wir auf die aktuellen Bilder in Strassen, Parks und Cafés schauen. Erinnerungen an den ersten "Corona Sommer 2020" kommen da hoch und damit die vermeintliche "Unbeschwertheit" nach dem ersten Lockdown.

Heute, im Sommer 2021 und im Lichte der Fortschritte die wir alle gemeinsam bis hierher erreicht haben, in Verbindung mit den Erfolgen der Impfkampagne der Bundesregierung, fällt es streckenweise schwer sich daran zu erinnern, wie "schwierig" und "diffus" sich die Situation noch vor ein paar Wochen präsentiert hat! Dies waren aber genau die Wochen, in denen die Bundesregierung, die Landesregierungen und die Hochschulen angehalten waren, vorausschauende Regelungen und Konzepte für das Sommersemester 2021, die entsprechenden Abschlussprüfungen und damit auch
Verbindlichkeit und Planbarkeit für Sie als Studierende/Absolvierende zu schaffen.

Wie so oft im Leben macht es momentan den Anschein, als ob die Realität die Planungen (im glücklicherweise positiven Sinne) eingeholt hat. Folglich war/ist es nur verständlich zu hoffen, dass diese Veränderungen im Alltag ihre Wirkung im auch Hochschulbereich zeigen und damit auch Auswirkungen auf Ihre Prüfungen und Abschlüsse haben. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass dem nicht so ist!

Das bedauere ich zutiefst und kann Ihre Enttäuschung gut nachvollziehen. Wie manche von Ihnen wissen, habe ich selber "Kinder" (aka "junge Erwachsene") in Ihrem Alter, die in ähnlich ambivalenten Situationen stecken. Ihre berechtigte (rhetorische) Frage lautet demnach vermutlich so .. oder ähnlich:

"Warum kann die MSD nicht kurzfristig und als Reaktion auf die geänderte Gesamtsituation ihre Regelungen zu Präsenzprüfungen und "Parcours" ändern?"

Nun, meine Antworten lauten wie folgt und ich bitte Sie, diese nicht als "blockend" oder "abwiegelnd" sondern "sachlich" und "konstruktiv" zu verstehen:


- Die FH Münster und die Fachbereiche haben sich im April 2021 (wie bereits oben angedeutet und unter den damaligen Umständen) "verbindlich" darauf verständigt, auch dieses Sommersemester weitestgehend "digital" und folglich auch die Prüfungen "digital" stattfinden zu lassen. Wenn hier von "verbindlich" gesprochen worden ist, dann ist damit in erster Linie Verbindlichkeit in Ihre (studentische) Richtung und zu Ihren Gunsten gemeint gewesen.

Ein nicht geringer Teil Ihrer Kommilitonen*innen wohnen aktuell nicht vor Ort in Münster, sind eingebunden in familiäre Strukturen und u.U. Pflege und/oder haben Jobs an anderen Standorten als Münster, um den Lebensunterhalt (mit) zu finanzieren. Die An- und Abreise zu Prüfungen ist demzufolge nicht nur mit logistischem Aufwand verbunden, sondern auch mit (noch immer vorhandenen) Risiken für die Gesundheit von vulnerablen Gruppen verbunden. Die Logik der/dieser Pandemie ist stets der vorrangige Schutz dieser Gruppen gewesen und dieser Grundsatz gilt noch immer. Dieser Grundsatz spiegelt sich noch immer über die geltenden Gesetze und Anweisungen für die Hochschulen wieder, die (trotz einer anders erscheinenden "Alltagsrealität") für die FH Münster und für uns als MSD rechtlich verbindlich sind.

- Mit der oben angesprochenen (verbindlichen) Planung sind sämtliche weiteren Vorbereitungen verknüpft, die die Prüfungsorganisation betreffen. Dies betrifft einerseits das Prüfungsamt und andererseits Ihre Prüfer, die mit Ihnen zusammen Art, Umfang und Gestalt Ihrer "digitalen" Prüfung lange besprochen und begleitet haben. Das "digitale" Format war und stellt demnach den primären Korridor für Sie alle dar und sorgt eben auch für "Chancengleichheit" im Kontext der Rahmenbedingungen. Mit einer Auflösung des verbindlich kommunizierten Prüfungskonzepts, wäre gleichzeitig diese "Chancengleichheit" nicht mehr gewahrt, da es in der Natur der Sache liegt, dass die Konzepte einiger Abschlussarbeiten deutlich flexibler auf geänderte Rahmenbedingungen angepasst werden könnten als andere.

- Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass sich zusätzlich ein erheblicher Planungs(neu)aufwand ergeben würde, wenn Prüfungen wahlweise digital oder in Präsenz durchgeführt werden sollen. Dies betrifft zu Prüfende, Prüfer als auch die Logistik "bis zu" und "vor Ort".

- Und auch wenn es nicht in Ihren Verantwortungsbereich fällt, aber der am Ende ungeplante und relativ kurzfristige Weggang von Personal im Prüfungsamt von 1,5 auf 0,75 Stellen machen eine solche logistische Herausforderung einer "amtlichen" Prüfung innerhalb der nunmehr verbleibenden Zeit nicht leistbar.

- Schließlich (und leider): Sie alle (sollten) wissen, dass der "Parcours" (inkl. der Zeugnisübergabe) immer ein "Designprojekt" und keine (!) "Dienstleistung" der MSD war und ist. Damit ist "Parcours" (schon immer) ein "(Lehr)Angebot" gewesen, dass sich der freien (Kurs)Wahl zu jedem Semesteranfang (seit nunmehr 10 Jahren) stellt.

Verstehen Sie es bitte nicht als "Vorwurf" aber in diesem Semester haben sich ganze "0 (Null)" Studierende für dieses Designprojekt angemeldet und damit einen (bedauernswerten) Trend fortgesetzt, der sich bereits im letzten Jahr angedeutet hat. Ich möchte an dieser Stelle nicht in eine Deutung dieses "Trends" gehen aber halte gleichzeitig fest, dass die Pandemie sicher auch hier ihre Spuren hinterlassen hat und Fokus auf "Geben" und "Nehmen" verschoben hat.

"Gegeben" haben in der Vergangenheit immer eine (überschaubare und hoch motivierte) Gruppe von Studierenden, die sich mutig dieser (wohl komplexesten) Designprojekt-Herausforderung an der MSD gestellt haben. Partizipiert oder "Genommen" hat stets die Mehrheit der Absolvierenden und Studierenden und es ist damit fast schon Ironie, dass einige von Ihnen "Parcours" in der Vergangenheit "gegeben" haben und Ihnen nun selber nicht (zurück)gegeben wird. Das bedauere ich für die betroffenen Absolvierenden außerordentlich .. und kann es gleichzeitig nicht ändern!

Darum haben wir uns dazu entschlossen, ein kleinstmögliches Minimum an "Parcours" mit Hilfe von studentischen Hilfskräften möglich zu machen; weniger für uns sondern vielmehr für Sie, die Absolvierenden! .. aber darüber haben wir Sie ja bereits gesprochen. Und auch die Option eines alternativen Formats im Herbst ist nach wie vor nicht vom Tisch!

Was jetzt folgt ist meine rein persönliche Meinung als Mensch zu der von Ihnen teilweise geäußerten Frustration:

Das Leben ist leider nicht immer "gerecht". Vielmehr ist das Leben immer eine (temporäre) Konstellation von Ort, Zeit und Menschen. Dabei gibt von allem nichts "falsches" ... nicht die Umstände oder die Menschen sind falsch ... es ist einfach die Konstellation, die manchmal günstiger und manchmal ungünstiger ist.

Aber eines ist sicher: Sie wachsen als/zu "Persönlichkeiten" an diesen Konstellationen und Umständen und was sich heute als "ungerecht" darstellt, erweist sich mit etwas Abstand als eine (vielleicht sogar)gute Fügung. All das können Sie jetzt noch nicht wissen, sehen oder spüren aber am Ende macht es Sie alle zu stärkeren Persönlichkeiten und damit starken Designer*innen! Darauf sollten Sie Schauen ..!

Bitte gehen Sie davon aus: Wir als MSD schätzen und würdigen Ihre  "besonderen" Umstände im Rahmen unserer Möglichkeiten und tun unser Bestes für Sie ... im Rahmen der Möglichkeiten. Diese "Möglichkeiten" habe ich versucht in dieser Nachricht zu skizzieren und ich hoffe, dass Sie dies (im Gegenzug) auch schätzen können.

Im Namen aller Lehrenden und Angehörigen der MSD wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei Ihren Prüfungen und dem neuen Lebensabschnitt der danach folgt. Wir behalten Sie .. und Sie vielleicht uns, in bester Erinnerung als einen Jahrgang, der "besonders" war/ist!

Im Namen des Dekanats der MSD,
Prof. Dr. Ralf Beuker

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