MultiKo – Multimodale Förderung von Kindern mit Konzentrationsschwierigkeiten
Im Lehrerurteil wird die Prävalenz für Kinder mit Konzentrationsproblemen auf bis zu 17% geschätzt (Ruhmland & Christiansen, 2017). Laut einer großen deutschen Untersuchung (Kinder- und Jugendgesundheitssurvey, KIGGS) erfüllt eins von 20 Kindern die Diagnosekriterien einer ADHS (Huss et al., 2008). Ein erheblicher Anteil der Kinder im Schulalter hat folglich gravierende Konzentrationsprobleme. Die Folgen sind vielfältig: Probleme in der Schule (Arnold et al., 2020), Stress in der Familie (Deault, 2009) und hohe Anforderungen an die Eltern (Domsch et al., 2021). Langfristig betrachtet können junge Menschen ihre Bildungschancen nicht voll ausschöpfen. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Situation noch einmal verstärkt (Tessarello et al., 2021). Aufgrund der vielfältigen Belastungen und der langfristigen Folgen, sind multimodale Unterstützungsmaßnahmen gefordert (Banaschewski et al., 2018), was ineinander verzahnte Förderung und aufeinander abgestimmte Interventionen für Kinder, Eltern und Schule bedeutet. Derzeit gibt es einige Förderprogramme auf dem Markt, welche jedoch einen deutlichen kindzentrierten Schwerpunkt zeigen (Domsch & Lohaus, 2021). Aufgrund mangelnder Zeitressourcen werden elternzentrierte Interventionen oft nur eingeschränkt umgesetzt. Schulische Interventionen werden, trotz guter Effekte (Richard et al., 2015), kaum berücksichtigt.
Ziel des Projektes ist es daher, eine alltagstaugliche Trainingsmaßnahme für konzentrationsschwache Kinder zu entwickeln und dabei sowohl das Elternhaus als auch die Schule einzubeziehen, um die bestehende Lücke zu schließen.
Das Projekt „MultiKo“ besteht aus drei Modulen, die ineinander verzahnt sind und die unterschiedliche Personengruppen (Kind, Eltern, Lehrkräfte) ansprechen sollen. Für das kindzentrierte Trainingsprogramm werden bereits vorhandene Ansätze weiterentwickelt und der aktuellen Studienlage entsprechend evidenzbasiert umgesetzt. Ziel ist hierbei auch ein stärkerer Transfer in den Lebensalltag der Kinder, weshalb die Methoden auch von schulischen Fachkräften im Rahmen des schulischen Alltags umsetzbar sein sollen. Die schulzentrierte Intervention wird in Form einer Online-Plattform für Fachkräfte realisiert. In diesem Rahmen sollen u.a. mediendidaktisch aufgearbeitete Informationen vermittelt, Ausgangssituationen erfragt und eine daran angepasste Auswahl an Materialien bereitgestellt werden. Diese Plattform ermöglicht eine Verzahnung mit dem kindzentrierten Training und erzeugt so eine hohe Motivation, sich mit den Inhalten des Trainings und seinen Transfermöglichkeiten in den pädagogischen Alltag zu beschäftigen. Ziel der Elternintervention ist die Entwicklung einer mHealth-Lösung, in Form einer Eltern-App, die das Aufgreifen von Routinen und die Umsetzung dieser sowie unterschiedlicher Übungen im häuslichen Alltag zu fördern. Schwerpunkte der App sollen die drei Hauptfunktionen Psychoedukation, Festlegung eigener Ziele, Erinnerungen und Verstärkung bieten. Zudem können Verläufe dokumentiert und angesehen werden.
Das wissenschaftliche Ziel besteht zunächst in der Entwicklung des multimodalen Ansatzes, auch anhand von Befragungen zu aktuellen Bedarfen der Zielgruppen. Ein weiteres Ziel liegt in der Evaluation des entwickelten multimodalen Ansatzes. Mittels einer Interventionsstudie soll die Intervention im Vergleich zweier Gruppen, mit begleitender digitaler Unterstützung und ohne, untersucht werden. Untersucht werden soll auch, ob es durch die Interventionen einen Zuwachs an Interventionswissen, Veränderungen in Bezug auf Einstellungen und eigenen Erfolgserwartungen bei den schulischen Fachkräften gibt. Bezogen auf die Eltern-App werden Nutzungs- und Umsetzungsintensität der Eltern erhoben sowie verschiedene Beeinflussungsfaktoren (bspw. Push-Nachrichten) untersucht.
Das Projekt „MultiKo“ hat die Entwicklung einer evidenzbasierten Trainingsmaßnahme für konzentrationsschwache Kinder zum Ziel, die zudem eine enge Verzahnung mit dem Elternhaus und der Schule ermöglicht und somit einen multimodalen Ansatz abbildet. Das Projekt zielt auf die gezielte Förderung der Konzentration von Kindern ab sowie auf die Verbesserung von schulischer Leistungsfähigkeit, Selbstwirksamkeitsüberzeugungen und dem Selbstkonzept. Die häufig belastete Beziehung zu den Eltern soll durch den neuen Ansatz verbessert und die Beziehung gestützt werden. Durch die App wird auch eine Erleichterung kontinuierlicher Arbeiten im häuslichen Umfeld erwartet. Pädagogischen Fachkräften soll ein Handwerkszeug für die verbesserte Arbeit mit den Kindern zur Verfügung gestellt werden. Es wird erwartet, dass sich dadurch Einstellungen zu den Kindern positiv verändern, das wahrgenommene Stresserleben senkt und die Selbstwirksamkeit steigt.
Projektleitung
Prof. Dr. rer. nat. Holger Domsch
Fachbereich Sozialwesen
Friesenring 32
48147 Münster
Tel: 0251 83-65792
Fax: 0251 83-65702
holger.domschfh-muensterde
Zusätzliche Projektleitung: Prof. Dr. Birgit Möller-Kallista (FH Münster, FB Sozialwesen); Prof. Dr. Martina Ruhmland (Hochschule Fulda); Prof. Dr. Gernot Bauer (FH Münster, FB Elektrotechnik und Informatik)
Mitarbeitende
- Uta Theiling
- Laura Thomas M.Sc. Psych.
- Jerome Dreyer M.Sc.
- Robert Memering M.A.
Projektzeitraum
Kooperationspartner
- Hochschule Fulda
Finanzierung
- Finanziell gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)