Digital Urban Lifestyles in Germany and Israel
Digitale Technologien schreiben sich in die Alltagspraxen der Menschen ein und nehmen einen Einfluss darauf wie Individuen mit ihrer Umwelt interagieren. Bei der Betrachtung von (sozialer) Stadtentwicklung nehmen „Smart City“ Strategien eine immer präsentere Rolle ein, indem Digitalisierung und Stadtgestaltung mit dem Ziel der Effizienz- und Attraktivitätssteigerung von städtischem Leben, zusammengedacht werden.
Die Forschungslandschaft zur Nutzung digitaler Technologien bezieht sich in der Regel auf die individuelle Ebene, in der Parameter wie das Alter, das Geschlecht, der Bildungstand oder der soziökonomische Status eines Individuums im Zusammenhang mit Unterschieden in digitalen Praktiken untersucht werden. Dabei wird jedoch die räumlich-physische Umgebung, in der diese digitalen Technologien genutzt werden, vernachlässigt. Damit bleibt auch der Blick für die Einbettung der Person in das jeweilige alltägliche Lebensumfeld und in die lokale Gemeinschaft unberücksichtigt. Gleichwohl sind digitale Plattformen häufig darauf ausgerichtet alltägliche Belange zu unterstützen, was in den Bereichen Konsum, Mobilität und Kommunikation besonders deutlich wird. Die Berücksichtigung des Wohnortes und des städtischen Lebensstils, als Ausdruck der Lebensgestaltung, bieten die Möglichkeit zu erklären, wie die digitalen Nutzungsaktivitäten in den Alltag integriert werden und welche Unterschiede sich dabei ergeben. Das Modell der „digitalen urbanen Lebensstile“ stellt damit eine neue Lesart dar, Differenzierungslinien in der Nutzung digitaler Technologien zu begreifen, indem sie räumlich und kulturell eingebettet werden und nicht per se normativ als Benachteiligung, sondern als vorhandene oder fehlende Beteiligung gesehen werden. Digitale Praktiken werden demnach als Teil des Lebensstils von Individuen und als Teil ihrer alltäglichen Handlungsvollzüge im direkten Lebensumfeld verstanden, die zum Umgang und zur Bewältigung von Herausforderungen, die mit dem städtischen Leben einhergehen, genutzt werden. Dazu wird eine kleinräumige Betrachtungsebene eingenommen, die Unterschiede zwischen Teilgebieten einer Stadt anerkennt und damit Stadt nicht als eine homogene Einheit ansieht, wie es in der Umsetzung von Smart-City Strategien regulär der Fall ist.
Das hier vorgestellte Forschungsprojekt wird finanziert von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) und in Kooperation mit der Universität Tel Aviv realisiert. Als Grundlage dient das Modell „urban digital lifestyles“ (Hatuka et al. 2021, https://doi.org/10.1016/j.cities.2020.102978). Ausgehend von der Perspektive einer räumlichen und kulturellen Einbettung von digitalen Praktiken in das Lebensumfeld der Nutzenden konnten in einer vorangegangenen Studie drei Prototypen von digitalen urbanen Lebensstilen identifiziert werden, die sich aus den Komponenten sozialräumliches Wohnumfeld, sozioökonomischer Status und digitale Nutzungsaktivitäten zusammensetzen.
In dieser kulturübergreifenden Untersuchung zwischen Deutschland und Israel soll nun ein tieferes Verständnis zum Zusammenhang von sozialräumlichen Strukturen und digitalen urbanen Lebensstile gewonnen werden. Es wird davon ausgegangen, dass die spezifische Ausprägung von digitalen und städtisch verankerten Lebensstilen je nach Stadtteil variiert, weshalb vier vergleichbare Stadtteile in Tel Aviv und in Köln untersucht werden, die jeweils stadtspezifisch unterschiedliche Variationen in der Bevölkerungszusammensetzung und der sozialräumlichen Struktur aufweisen. In einem Mixed-Methods Ansatz werden Befragungen in den einzelnen Stadtteilen durchgeführt und Interviews mit lokalen Schlüsselakteuren und Bewohnern geführt.
Projektleitung
Prof. Dr. rer. pol. habil. Sebastian Kurtenbach
Fachbereich Sozialwesen
Friesenring 32
48147 Münster
Tel: 0251 83-65745
Fax: 0251 83-65702
kurtenbachfh-muensterde
Mitarbeitende
- Elodie Müller M.A.
- Gili Inbar
Projektzeitraum
Kooperationspartner
- Universität Tel Aviv
Finanzierung
- Finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)