Eine junge Frau sitzt in Mitten bunter Stoffe

„Der Kulturschock blieb nicht aus!“: Designstudentin Hannah blickte in Indiens traditionelle Textilkunst

Einen anderen Blick auf die Welt und neue künstlerische Ansichten – all das hat Designstudentin Hannah Hegenberg aus Indien mitgebracht, wo sie im Rahmen ihres Praktikums vier Wochen lang Einblicke in die Textilindustrie erhielt. Ihre Aufgaben: fotografieren, dokumentieren, designen.

„Der Kulturschock blieb nicht aus!“: Designstudentin Hannah blickte in Indiens traditionelle Textilkunst

Einen anderen Blick auf die Welt und neue künstlerische Ansichten – all das hat Designstudentin Hannah Hegenberg aus Indien mitgebracht, wo sie im Rahmen ihres Praktikums vier Wochen lang Einblicke in die Textilindustrie erhielt. Ihre Aufgaben: fotografieren, dokumentieren, designen.

„Das ist ein Handblock, der wird in Indien genutzt, um Stoffe zu bedrucken“, berichtet Hannah und hält einen Stempel mit blauer Farbe in die Höhe. Das Handblockdruckerverfahren ist neben Madhubani – der Malerei, Chikankari – der Stickerei und Banaradi – dem Weben eines der traditionellen Handwerk- und Kunstformen Indiens. Um diese alten Traditionen, die vor allem in der Textilindustrie eingesetzt werden, zu wahren, müssen sie dokumentiert und so optimiert werden, dass sie an heutige wirtschaftliche Bedingungen angepasst sind. „Und um dabei zu helfen, war ich in Indien,“ erzählt Hannah. Die vier Kunstformen haben ihre Hochburgen in verschiedenen Regionen des Landes, weshalb Hannah in den vier Wochen vor Ort viel gereist ist, um zu fotografieren und mit den Menschen zu reden. „Zum Glück hatte ich immer einen Dolmetscher an meiner Seite, der für mich ins Englische übersetzt hat“, berichtet sie mit einem Lachen.

Personen tauschen sich aus und präsentieren Forschungs- und Projektergebnisse.
Das Handblockdruckverfahren ist eines der tranditionellen Kunstformen Indiens. (Foto: FH Münster/Jana Bade)

Besonders prägend war für Hannah der Besuch einer Stickerei. „Die Frauen dort waren so Anfang 20, also in meinem Alter. Und trotzdem ist ihr Leben ganz anders. Und das einfach nur, weil sie an einem anderen Ort der Welt geboren wurden und leben.“ Die für Hannah bis dahin unbekannte Lebensnormalität Indiens sorgte aber nicht nur für neue Erkenntnisse und künstlerische Inspirationen, sondern auch für einige humorvolle Momente: „Eine Kollegin in Delhi war ganz erstaunt, als ich ihr sagte, dass es in Deutschland keine Krokodile gibt. Die freilebenden Tiere hier, wie zum Beispiel die Affen, waren dagegen für mich wirklich ein Kulturschock.“ Auch die Luftqualität in Indien hinterließ bei Hannah einen bleibenden Eindruck: „Als ich auf meiner Rückreise in Zürich aus dem Flugzeug gestiegen bin, habe ich erstmal gemerkt, wie anders die Luftqualität in Indien ist. Da schmeckt die Luft nach Straße.“

Menschen in Indien
Die jungen Frauen in Hannahs Alter führen in Indien ein ganz anderes Leben als die Studentin in Deutschland. (Foto: privat)
»Der Austausch mit den Menschen vor Ort war sehr bereichernd und hat eine ganz neue Perspektive auf mein eigenes Leben und meine eigene Kultur eröffnet«Hannah Hegenberg über ihre Eindrücke in Indien

Zustande kam Hannahs Praktikum über Prof. Felix Beck, der damals noch am Fachbereich Design (MSD) unserer Hochschule gelehrt hat und inzwischen zum Fachbereich Elektrotechnik und Informatik (ETI) gewechselt ist. Beck machte Hannah auf die Dharma Life Foundation aufmerksam. Die Organisation hat das Ziel, die Lebensqualität in ländlichen Gebieten Indiens zu verbessern und verfolgt dabei verschiedene Vorhaben. Das Projekt, in dem Hannah vor allem involviert war und das Prof. Beck unterstützt, heißt „The Green Weave“. Dieses fokussiert sich auf die Textilindustrie und will innerhalb dieses Bereichs die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen vor Ort verbessern, aussterbende Traditionen dokumentieren und bewahren sowie Nachhaltigkeit fördern. Hannahs Fotos dienen hierbei der Dokumentation des Ist-Zustandes und als Referenz für Optimierungsprozesse.


„Für Außenstehende erscheint ‚The Green Weave‘ sehr vielschichtig und undurchsichtig, aber genau das ist die Stärke“, sagt Hannah. Denn Hannahs Aufgaben waren sehr abwechslungsreich. Neben dem Fotografieren entwarf sie beispielsweise Flyer und ein Logo für die Weiterbildungs-App JAYA, die darauf ausgerichtet ist, Frauen in ländlichen Gebieten durch Trainings- und Mentorship-Programme zu unterstützen, um so selbstständig ein Einkommen zu erwirtschaften. „Das Logo ist so gestaltet, dass die Frauen es individuell an sich anpassen können, um es dann als Businesslogo zu nutzen“, so Hannah. Außerdem entwarf sie das Design eines Seidentuchs im Rahmen einer Kollektion, die zeigen soll, wie Mode fair und nachhaltig vor Ort kreiert und produziert werden kann.

Personen tauschen sich aus und präsentieren Forschungs- und Projektergebnisse.
Hannah designte während ihres Praktikums ein eigenes Seidentuch für die Ananta Fashion Line. (Foto: FH Münster/Jana Bade)

Für Hannah war der Aufenthalt in Indien nicht nur ein Meilenstein in ihrer beruflichen Entwicklung, sondern auch eine persönliche Bereicherung. „Ich bin sehr froh, diese Reise gemacht zu haben, denn ich habe viel gelernt und mich weiterentwickelt.“ Inzwischen arbeitet sie von Deutschland aus für die Dharma Life Foundation, bearbeitet Fotos, betreut die Social-Media-Kanäle und gestaltet Illustrationen für die Internetseite der Organisation.


Von Anna-Lena Spiekermann

Eine junge Frau sitzt in Mitten bunter Stoffe
Die neuen Erfahrungen prägen die Studentin nachhaltig - sowohl persönlich als auch fachlich. (Foto: privat)
Menschen in Indien
Textilien erstrahlen in bunten Farben.(Foto: privat)

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