Auf Reisen mit seiner Familie und auch nach dem Abitur hat Mahill schon viele Kulturen kennengelernt, aber Südamerika fehlte ihm noch auf seiner Liste. „Ich hatte den Spanischkurs am Fachbereich Bauingenieurwesen absolviert und fühlte mich gut vorbereitet für ein Auslandssemester in Kolumbien, da ich Englisch auch gut beherrsche“, so Mahill. Vor Ort merkte er dann: Mit Englisch kommt man nicht weit. Nach den ersten holprigen Wochen kam er schnell ins Spanische rein. „Man muss auf jeden Fall Spanisch können, sonst wird es sehr schwer“, reflektiert Mahill.
Was ihn am meisten an der Kultur fasziniert hat, ist die Freundlichkeit der Menschen. „Wenn man in Kolumbien jemanden nach dem Weg fragt, steht er auf und bringt dich zu deinem Ziel“, so fasst Mahill die Hilfsbereitschaft zusammen. Dies machte den Start ins Studium und auch seinen Aufenthalt in seiner Gastfamilie sehr leicht. „Eigentlich wollte ich nur die ersten Wochen in der Gastfamilie wohnen und mir dann eine WG suchen. Aber in Kolumbien leben fast alle Studierenden noch bei ihren Familien.“ Also blieb er bei seiner Gastfamilie. „Ich habe vor Ort eine zweite Familie gefunden. Von meiner Gastmutter wurde ich überall als Hijo adoptivo, als Adoptivsohn, vorgestellt“, sagt Mahill freudestrahlend.
Auf dem sehr grünen und offenen Campus der UPB, einer privaten Universität, trifft man seine Kommiliton*innen jeden Tag. Die Universität verfügt über eine sehr gute digitale Ausstattung und seit drei Jahren wird eine „no paper“-Strategie verfolgt. „Das System ist verschulter als bei uns, die Gruppen kleiner und man hat ein persönliches Verhältnis zu den Professor*innen. Man kann mit ihnen jeder Zeit über alles reden, auch am Wochenende sind sie für ihre Studierenden erreichbar“, fasst Mahill die Unterschiede zu dem Studium an unserer Hochschule zusammen. In seiner Zeit an der UPB wurde ihm die Möglichkeit gegeben, an Exkursionen teilzunehmen. „Unter anderem waren wir mehrere Tage in Medellín unterwegs. Auf der Reise habe ich meine Kommiliton*innen noch mal ganz anders kennengelernt. Das war eine so tolle Zeit, aus der viele Freundschaften entstanden sind.“
Ein besonderes Ereignis war der einmal im Semester stattfindende Fußball- und Tanzwettbewerb an der UPB. An dem Abend ist die ganze Universität auf den Beinen und macht mit. Jede Fakultät stellt eine Fußballmannschaft und eine Tanzgruppe mit eigener Choreografie. „Um 20 Uhr ging es los und endet um 1 Uhr nachts. Es ist eine klasse Gemeinschaft mit super Stimmung.“ Mahill strahlt bei der Erinnerung an den Abend. „Danach wurde weiter in privat organisierte Clubs gefeiert. Das Tanzen ist auch etwas, was ich mit Kolumbien verbinde: Überall und immer wird getanzt“, so Mahill begeistert. „Aus einer Bar kann in der nächsten Stunde auch eine Disco werden und alle machen mit.“
Oft wird Mahill gefragt, wie sicher er sich vor Ort gefühlt hat. „Ich finde, egal wo man sich befindet, ob Deutschland oder Kolumbien, muss man aufpassen. Mir ist im Alltag nichts passiert und auch in meiner näheren Umgebung ist nie etwas vorgefallen. Wenn man Meldungen wahrgenommen hat, dann aus anderen Teilen des Landes.“
Nach dem Ende des Semesters ist er noch zwei Monate in Kolumbien geblieben und hat die Zeit genutzt, um zu reisen und seine neuen Freund*innen zu besuchen. „Viele von ihnen haben Verwandte in dörflichen Regionen, das waren tolle Trips. Man lernt das Land noch mal ganz anders kennen.“ Mahills Fazit zu seinem Aufenthalt fällt rundum positiv aus: „Kolumbien ist mehr als eine Reise wert. In den sechs Monaten habe ich viele neue Erfahrungen gemacht und dafür bin ich sehr dankbar.“ Zurück in Münster konzentriert sich Mahill nun auf seine Bachelorarbeit. Wohin es ihn nach dem Abschluss verschlägt, kann er noch nicht sagen.
Von Lucie Golde