Die Exkursion war Bestandteil des Wahlpflichtfaches "Innovative Energietechniken" unter der Leitung von Ansgar Schlump, der neben seiner Tätigkeit als Dozent an der FH Münster als Instandhaltungsleiter bei der RWE tätig ist. Der 1.400 Megawatt-Block des Kernkraftwerks Emsland in Lingen wurde im Jahr 1988 in Betrieb genommen und läuft noch bis zum 31.12.2022. Als thermisches Kraftwerk entsteht die für die Stromerzeugung benötigte Wärme hier nicht durch Verbrennen von Kohle, Gas oder Öl, sondern durch die Spaltung von Uran-235-Atomkernen. Jährlich produziert das Kernkraftwerk dabei über elf Milliarden kWh Strom. "Derzeit werden etwa 3,5 Millionen Haushalte rund um die Uhr mit Strom aus dem Kernkraftwerk Emsland versorgt, was gleichzeitig auch die große Herausforderung der Energiewende verdeutlicht", so Schlump. Alle deutschen Pumpspeicherkraftwerke zusammen könnten den Betrieb des Kernkraftwerkes nur für weniger als 30 Stunden kompensieren, bevor diese über mehrere Wochen wieder gefüllt werden müssten. Daher könne es nur mit Hilfe innovativer Energietechniken gelingen, nach dem Ausstieg aus der Kernenergie mittelfristig auch auf Braun- und Steinkohle zu verzichten.

Das Kernkraftwerk Emsland bleibt bis Ende 2022 in Betrieb. (Foto ITB/FH Münster)

Auf dem Kraftwerksgelände hat die Betreibergesellschaft RWE Nuclear in einem Informationszentrum eine Dauerausstellung eingerichtet, anhand derer sich die Besucher mit modernen Medien ein Bild davon machen können, wie das Kernkraftwerk und das benachbarte Gaskraftwerk mit den Erneuerbaren Energien zusammenspielen. Insbesondere eine hohe Laständerungsgeschwindigkeit ist hierfür von hoher Bedeutung. "Im Rahmen der Präsenzveranstaltungen haben wir die Bedeutung einer nachhaltigen Energieversorgung diskutiert und dabei viele Denkanstöße für neue Energietechniken erhalten", fasst Teilnehmerin Gina Soermann ihre Eindrücke zusammen. "Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Umweltschutz sind auch die maßgeblichen Themen, die in der gesellschaftspolitischen Diskussion immer wieder auftauchen. Für uns war aber auch die Sicherheit des Kernkraftwerks ein großes Thema, nachdem in Japan 2011 der Störfall in Fukushima aufgetreten ist. Vor Ort konnten wir uns das hohe sicherheitstechnische Niveau des Kernkraftwerkes ansehen."

Mit welchen Energietechniken sollte man die europäische oder sogar die globale Versorgung in der Zukunft sicherstellen? Anhand verschiedener Ansätze konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre eigenen Vorstellungen von einer zukunftsfähigen Energieversorgung entwickeln und diskutieren. Im Rahmen der nachfolgenden Besichtigung des Kernkraftwerkes erhielt die Besuchergruppe die seltene Gelegenheit, auch den Reaktorflur mit der Brennelementlademaschine zu sehen, von wo aus die Entfernung zum Reaktor stellenweise nur wenige Meter betrug. Auf dem Weg vor Ort war neben dem Wechseln der Kleidung auch das Passieren verschiedener Personenkontrollen und Schleusen erforderlich. "Es kam mir vor wie in einem Science Fiction-Film, bei dem eine andere Welt betreten wird", sagte Marc Kleinegees nach Abschluss der Besichtigung. Besonders beeindruckt zeigte sich die Gruppe davon, dass trotz der geringen Entfernung zum Reaktor keine Strahlung messbar war.

Mit Inkrafttreten der 13. Atomgesetz-Novelle am 6. August 2011 hat die Bundesregierung den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland bis zum Ende Jahr 2022 beschlossen - auch für das Kernkraftwerk Emsland bedeutet dies ein Ende der kommerziellen Stromerzeugung. "Danach folgen Stilllegung und Rückbau des Kraftwerks, was 15 bis 20 Jahre dauern wird. Bis dahin müssen wir weiterhin an alternativen Beschäftigungsmodellen für die Mitarbeiter arbeiten und auch hier kommen innovative Energietechniken ins Spiel", so Schlump am Ende des Besuchs im Kernkraftwerk.

Mit spezieller Schutzkleidung betraten die Besucher den Kontrollbereich. (Foto ITB/FH Münster)


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