FHorhang auf: Studierende veranstalten Poetry Slam
Im Rahmen des Projekts „FHorhang auf!“ haben sich Studierende unserer Hochschule mit Stressoren, Resilienzfaktoren und Möglichkeiten der eigenen Gesunderhaltung auseinandergesetzt. Die Erkenntnisse daraus wurden in kreativen Texten verarbeitet und vor Publikum präsentiert.
Studierende der FH Münster präsentierten im Rahmen des Projekts „FHorhang auf!“ selbstgeschriebene Texte zum Thema Stress und Resilienz. (Foto: @francamachtfotos/Franca Porsch)
Lena Rothe ist über ihren Schatten gesprungen und trägt ihren Text vor Publikum vor. (Foto: @francamachtfotos/Franca Porsch)
Marlo Helene Uhl, angehende Berufsschullehrkraft, fordert, die eigene kritische Stimme auch mal zu ignorieren und „sich selbst mehr zu feiern“. (Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)
Dr. Anja Fiori und Prof. Dr. Mona Massumi führen durch die Veranstaltung. (Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)
Hanieh Jamali spricht über Hoffnung und Selbstfindung. (Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)
„Um am Ende des Tages mit einem Lächeln zu sagen: Ich habe es geschafft!“ – und Lena Rothe hat es geschafft. Die Studentin unserer Hochschule hat im Rahmen des Seminars „Gesund bleiben in pädagogischen und therapeutischen Berufen – eine kreative Auseinandersetzung“ gemeinsam mit 17 weiteren Studierenden der Berufspädagogik im Gesundheitswesen, des Therapie- und Gesundheitsmanagements sowie des Lehramts an Berufskollegs eigene Texte verfasst und diese in einer Aufführung, die einem Poetry Slam nachempfunden war, vorgetragen. Inhaltlich ging es dabei um die Themen Resilienz, Stressbewältigung im Studium, im Lehrberuf und in therapeutischen Berufen, Sorgen, Hoffnung und den Umgang mit Selbstkritik. Im Gegensatz zu einem traditionellen Poetry Slam wurden keine Punkte vergeben und es ging nicht darum, ein*e Sieger*in zu küren. Vielmehr stand die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Themen sowie die Entwicklung eines eigenen Umgangs mit Stress im Vordergrund – in Theorie und Praxis.
„Wir haben im Laufe des Seminars gelernt, über unseren eigenen Schatten zu springen. Zu Beginn des Seminars hätte ich mir nicht vorstellen können, mich einfach vor eine Gruppe zu stellen und meinen eigenen Text vorzutragen“, berichtet Rothe. Ihre Dozentin Dr. Anja Fiori vom Fachbereich Gesundheit stimmt zu: „Alle Teilnehmenden sind an einem Punkt des Seminars über sich selbst hinausgewachsen.“ Und genau das ist es, was die Studierenden an dem Projekt schätzen. „Das Seminar ist was ganz Besonderes“, lobt Marlo Helene Uhl. Die angehende Lehrkraft für das Berufskolleg thematisierte in dem Vortrag die vielen Anforderungen, die an Lehrkräfte gestellt werden, und suchte nach einem geeigneten Umgang mit dem daraus resultierenden Druck. Mit humorvollen Versen wie „Stressoren, die bleiben, ich kann’s nicht vermeiden. Klingt auch nicht weniger beschissen in Reimen“ brachte Uhl das Publikum zum Schmunzeln.
Ziel des Projektes war es, die Studierenden zur Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Gesundheit anzuregen. Dazu zählten neben der Identifikation individueller Stressoren auch eine Stimmschulung, in der die Teilnehmer*innen gelernt haben, wie sie ihre Stimme und Sprechweise möglichst schonend und dennoch wirkungsvoll einsetzen können. Poetry Slam bot sich als Praxiselement an, um Theorie und Praxis zu verbinden und das Gelernte anzuwenden. „Dabei kann auch das kreative Schreiben an sich als Art der Stressbewältigung gelernt werden“, so Prof. Dr. Mona Massumi, vom Institut für Berufliche Lehrerbildung (IBL), die gemeinsam mit Fiori das Seminar leitete. Unterstützung bekamen die Studierenden dabei nicht nur von ihren Dozentinnen, sondern auch von Andreas Weber, einem Poetry Slam-Experten, der eine Schreibwerkstatt mit den Kursteilnehmer*innen veranstaltete.
Neben den Sorgen und Herausforderungen, denen sich die Studierenden im Hochschulalltag und in ihren zukünftigen Berufen stellen müssen, war das Thema Hoffnung ein zentraler Aspekt einiger Slammer*innen. Hanieh Jamali, Lehramtsstudentin mit der beruflichen Fachrichtung Gesundheit/Pflege, sprach in ihrem Text über ihren eigenen Lebensweg. „Ich wollte mich auf das Positive konzentrieren, auf Mut, Hoffnung und das Licht am Ende des Tunnels“, erzählt die Studentin, die 2016 nach Deutschland gekommen ist. Besonders herausfordernd war für sie, ihre Gefühle in einer Fremdsprache auszudrücken, weshalb Jamali ihren Text zunächst in ihrer Erstsprache Farsi schrieb und dann übersetzte und so ihre eigene Arbeitsmethodik fand. Die Mühe hat sich schlussendlich gelohnt. Am Ende des Seminars wurden die 18 Studierenden und ihre ganz unterschiedlichen Texte und Vortragsweisen mit begeistertem Applaus vom Publikum belohnt.
Das Projekt „FHorhang auf!“, das eine Kooperation zwischen dem Fachbereich Gesundheit und dem Institut für Berufliche Lehrerbildung (IBL) ist, wurde durch den Wandelfonds gefördert. Die Wandelfonds sind eine Förderlinie des Wandelwerks, unserem hochschuleigenen Zentrum für Qualitätsentwicklung, das verschiedene Vorhaben in den Bereichen Lehre, Prüfung, Beratung und Betreuung unterstützt. Dieses Semester fand das Projekt bereits zum zweiten Mal statt und erfreute sich großer Resonanz.