Projektmitarbeiterin Fara Steinmeier M.Sc. und Stephanie Guballa vom Prüfungsamt des IBL im Gespräch

Nachhaltigkeit in der beruflichen Lehrerbildung - Entwicklung von Lehr- und Lernangeboten

Mit Hilfe einer Video-Präsentation zum Themenfeld "Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung" (BBNE) konnten sich die Besucher*innen ein Bild davon machen, welch wachsende Bedeutung das Thema "Nachhaltigkeit" in der fachdidaktischen Ausbildung von Lehrer*innen an Berufskollegs im Arbeitsgebiet E&H einnimmt.

Infostand mit Präsentation des Arbeitsgebiets und Postern zu Dissertationsprojekten

Studierende der beruflichen Fachrichtung "Ernährung und Hauswirtschaftswissenschaften" am IBL werden dazu ausgebildet, in Zukunft etwa angehende Hotelfachleute, Fachkräfte für Lebensmitteltechnologie, Bäcker*innen und Konditor*innen, Köch*innen und vieles mehr zu unterrichten. Ziel der fachdidaktischen Ausbildung ist es, mit den Studierenden zu erarbeiten, wie sie nachhaltigkeits-orientierte Kompetenzen bei ihren Schüler*innen im Unterricht fördern können - und das idealerweise anhand von authentischen beruflichen Handlungssituationen der Auszubildenden. So kommt es etwa bei der Auswahl von Rohstoffen im Lebensmittelhandwerk auf Nachhaltigkeit, etwa beim Einkauf von regionalen und saisonalen Produkten, an - und hierfür entwickeln die Studierenden passende Lehr- und Lernangebote.

Wissenschaftliche Begleitung von Modellversuchen zur BBNE

Kompetenzmatrix und Themenbereiche aus dem Kompetenzmodell BBNE
Präsentiert wurden auch Ergebnisse der Wissenschaftlichen Begleitung der Modellversuche zum Förderschwerpunkt BBNE. Das IBL, das iSuN der FH Münster und das Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Universität Hamburg haben hierbei die Modellversuche der Förderlinie III, "Entwicklung von Nachhaltigkeitskompetenzen in Lebensmittelhandwerk und -industrie", von 2018 bis Anfang 2022 wissenschaftlich begleitet. Das Projekt wurde vom Bundesinstitut für Berufsbildung aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Eines der zentralen Ergebnisse der Arbeit der Wissenschaftlichen Begleitung der Modellversuche ist das Kompetenzmodell zur BBNE. Es liefert generalisierbare Erkenntnisse, die in die Weiterentwicklung der Theorie- und Modellbildung zur beruflichen Bildung in Berufen des Lebensmittelhandwerks und der -industrie einfließen, und kann künftigen Förderlinien als Grundlage für die didaktische Konzeption und Gestaltung von Lehr-/Lernprozessen und als Gestaltungshilfe für die Erstellung von Curricula oder Prüfungsaufgaben dienen. Zu den Nutzer*innen gehören neben schulischem und betrieblichem Bildungspersonal auch Mitarbeitende aus dem Bereich Ordnungsmittelarbeit oder Lehrbuchgestaltende. Die aus dem Kompetenzmodell entwickelte Kompetenzmatrix aus der Verknüpfung von drei Dimensionen beruflicher Handlungskompetenz mit drei Handlungsebenen lässt sich mit nachhaltigkeitsrelevanten Kernkompetenzen und Themen eines Berufs füllen, aus denen sich konkrete Kompetenzziele extrahieren lassen.
Sarah Loy beim Workshop zum Thema "Nachhaltiges Verhalten" am Tag der Nachhaltigkeit

Aktuell befassen sich zwei Promotionsvorhaben mit verschiedenen Strategien zur Implementierung der BBNE in der E&H. Am Tag der Nachhaltigkeit präsentierten die beiden Promovendinnen ihre Arbeiten anhand von Postern und standen den Besucher*innen für Fragen und Austausch bereit.

Sarah Loy M. Ed. entwickelt in ihrer Arbeit ein Modell zur stärkeren Verankerung der BBNE am Beispiel des Bildungsplans für den Beruf der Staatlich geprüften Assistentin/des Staatlich geprüften Assistenten für Ernährung und Versorgung, Schwerpunkt Service.

Fara Steinmeier und Stephanie Guballa am Infostand

Fara Steinmeier M. Sc. arbeitet über BBNE in der Außer-Haus-Verpflegung und entwickelt ein Modell zur Gestaltung betrieblicher Aus- und Weiterbildung am Beispiel der Gemeinschaftsverpflegung.

Um zielgerichtete Aus- und Weiterbildungsangebote in der Gemeinschaftsverpflegung gestalten zu können, soll das Modell eine Orientierung bei der Ausgestaltung von konkreten Aus- und Weiterbildungsangeboten geben. Auf Grundlage analytischer, theoretischer und empirischer Explorationen werden die Dimensionen des Modells entwickelt. Dies soll einen Beitrag für gut ausgebildetes Personal leisten, um betriebliche Abläufe ganzheitlich gestalten und kommunizieren zu können.

Nachhaltiges Wirtschaften lernen und weitergeben: das Projekt NaWiL und die Zusatzqualifikation mach.werk

Julia Kastrup nimmt eine Duftprobe: Zur sensorischen Ausbildung im Bäcker- und Konditorenhandwerk werden Riechstifte eingesetzt, die dabei helfen, die Auszubildenden spielerisch für Inhaltsstoffe ihrer Produkte zu sensibilisieren und Gerüche voneinander unterscheiden zu lernen.

Julia Kastrup stellte mit ihrem Team das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften im Lebensmittelhandwerk" (NaWiL) vor.

Gemeinsam mit der Universität Oldenburg entwickelte sie im Rahmen dieses Projekts seit 2019 die achtwöchige Zusatzqualifikation "mach.werk", in der Auszubildende im Bäcker- und Konditorenhandwerk nachhaltiges Wirtschaften erlernen. Begleitet von Dozent*innen und unterstützt durch die auszubildenden Betriebe, werden Auszubildende dazu befähigt, Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung durch kreative Ideen zu bewerten und zu bewältigen. Planerische Unterstützung bietet dabei das "mach.book", eine Handreichung für Auszubildende und Dozent*innen.

Arbeits- und Geschäftsprozesse von Bäckereien und Konditoreien werden dabei ganzheitlich betrachtet, um anschließend Nachhaltigkeit in den unternehmerischen Alltag zu integrieren, Prozesse zu optimieren und zu modernisieren sowie innovative Lösungen zu schaffen.

mach.werk befähigt Auszubildende darin, als zukünftige Fach- und Führungskräfte das Lebensmittelhandwerk durch innovative Maßnahmen und Impulse zu stärken, nachhaltig mitzugestalten und nach außen weiterzutragen. Hierdurch leistet das Vorhaben einen nachhaltigen Mehrwert für die Auszubildenden, die Betriebe und die Gesellschaft. Die am IBL entwickelte Zusatzqualifikation wurde inzwischen von der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Nord in ihr Bildungsangebot übernommen.



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