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Krankenpflege und religiöse Gemeinschaft. Das Beispiel des Diakonissen-Mutterhauses der Henriettenstiftung in Hannover seit 1944

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt untersucht die Erosion und Modernisierung des sozialen Protestantismus in der Nachkriegszeit und der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Am Beispiel eines großen Diakonissen-Mutterhauses in Hannover wird der Wandel evangelischer Glaubensorientierungen und die Umgestaltung der Krankenpflege von einem christlich motivierten „Liebesdienst“ zu einem modernen Frauenberuf im Kontext der Transformation der Kirchen, des Krankenhauswesens und der kirchlichen Sozialsysteme verfolgt.

Diese Mikrostudie stellt ein Tandem-Projekt par excellence dar, da in dem Konzept der Diakonissen-Mutterhäuser als Lebens-, Dienst- und Glaubensgemeinschaft evangelischer Frauen der religiöse und der praktisch-pflegerische Teil zusammengehören. Erst die Verbindung von theologie- und kirchengeschichtlichen Fragestellungen mit pflege-, medizin- und geschlechtergeschichtlichen Perspektiven erlaubt, das Verschwinden der Mutterhausdiakonie in seiner gesellschafts- und mentalitätsgeschichtlichen Bedeutung zu verstehen. Das Projekt wird deshalb von einer Theologin und einer Historikerin bearbeitet. Es werden lebensgeschichtliche Interviews mit den Schwestern durchgeführt und schriftliche Quellen, vor allem der außergewöhnlich dichte Aktenbestand der Stiftung, herangezogen.

Die Studie gliedert sich in folgende Themenschwerpunkte, die jeweils von der Historikerin und der Theologin gemeinsam bearbeitet werden:

I. Das religiöse und pflegerische Selbstverständnis der Schwestern: Es werden Schwesterngenerationen und -gruppenprofile herausgearbeitet und eine Periodisierung von Umbrüchen in der Sozialstruktur und den Motivlagen vorgenommen.

II. Die Geschichte der Lebens-, Dienst- und Glaubensgemeinschaft als Alltags-, Erfahrungs- und Realgeschichte: Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich die religiöse und pflegerische Praxis im Zuge von Modernisierungs- und Rationalisierungsprozessen veränderte und wie die Schwestern den Niedergang ihres Arbeits- und Lebenskonzeptes erlebten.

III. Die Mutterhausdiakonie im kirchen- und gesellschaftsgeschichtlichen Kontext: Untersucht wird die Erosion der Mutterhausdiakonie im Zusammenhang mit der tief greifenden Veränderung der Diakonie im Sozialstaat, der Durchsetzung eines naturwissenschaftlich-technischen Medizinverständnisses und einer allgemeinen Verwissenschaftlichung und Professionalisierung der Krankenversorgung.

 

 

Projektleitung


Prof. Dr. phil. habil. Susanne Kreutzer
Fachbereich Gesundheit
Hüfferstraße 27
48149 Münster
Tel: 0251 83-65583

kreutzerfh-muensterde

Projektzeitraum


vom 01.11.2005 bis 01.10.2008

Finanzierung


  • VolkswagenStiftung
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