Bei meinem zweiten Besuch in Bangalore im März 2008 viel direkt eines der Hauptprobleme der Megacity ins Auge: Verkehrschaos!
Der Verkehr ist einer der limitierenden Faktoren der boomenden wirtschaftlichen Struktur Bangalores. Damit die geplante Errichtung der Namma Metro Hochbahn einen ernst zunehmenden Stellenwert im infrastrukturellen System erreicht, sollen die Leistungseinheiten der Stationen die Verbindung zwischen den öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln vereinfachen.
Im Nutzungszentrum der Gebäude steht der reibungslose Bewegungsfluss. Der Verkehrsbau soll die Bewegung der Menschenströme lenken. Ruhigere Zonen, Geschäfte sowie Restaurants und nicht zuletzt der schattige Charakter der Innenräume gestalten angenehme Wartenzeiten und machen den Verkehrsbau zu einem sozialen Knotenpunkt.

KONZEPTIDEE_DYNAMIK

Der Knoten fixiert sich, indem seine Stränge sich selbst umfassen. Die Bewegungen der einzelnen Stränge werden gestoppt und in andere Richtungen geleitet. Die Verkehrsströme im Umsteigepunkt sollen dynamisch weiterfließen.. Im Bündel ist es möglich, Verkehrsmittel unterschiedlicher Geschwindigkeiten parallel aneinander heranzuführen. Die einzelnen Stränge bleiben flexibel, da die Verbindung über ein zusätzliches Element geschieht.
Ein "Verkehrsbündel" entsteht. Das Bündel besteht aus zwei Teilen: den Strängen und ihrer Fixieriung. Diese Bündelung ist die Hülle des Verkehrsbaus. Anders als in Gebäuden, in denen die Verkehrsflächen Nebennutzflächen sind und die Gebäudehülle das Gebäude abschliesst, ist die um 90 Grad gedrehte Hülle hier vorteilhaft, da sie die Durchdringung für Bewegungsstränge ermöglicht.
Auf dem schmalen Grundstück laufen unterschiedliche Verkehrsmittel zusammen. Damit sich die Fahrzeuge nicht behindern, bietet es sich an, die Bewegungsstränge über unterschiedliche Ebenen zu führen.
Das Gebäude besteht aus einem dreidimensionalen Raster, welches von gleichartigen Modulen umspannt wird, die ein Netz formen. Die dreidimensionale Hülle ist als eigenständiges Bauteil erkennbar.

STÄDTEBAULICHE EINBINDUNG

Das aufgeständerte Gebäude lässt bestehende Wegverbindungen weiterhin zu. Die Grünflächen des Grundstücks fließen unter das Gebäude, die Baumbestände finden zwischen den Membranverspannungen Platz. Die Hülle lässt Blickbeziehungen zwischen der Straße, dem Neubau und dem Bestandsgebäude zu. Die Maßstäblichkeit der modularen Architektur passt sich in die städtebauliche Struktur ein.

MODUARE STRUKTUR _ ADAPTIERBARKEIT

Aufgrund der flexiblen modularen Struktur und der zwei kombibierbaren Rasterbreiten lässt sich das Bausystem der Stationen an die jeweiligen Grundstücke anpassen. Aufgrund der zueinander verschobenen Bahnsteige und eine gebogene Verkehrsführung der Metrolinie ist es möglich, die Tiefe der Station gering zu halten. Da die Stationen nachträglich längs der Straßen auf schmalen Grundstücken errichtet werden, ist die geringe Tiefe höchst effizient.

FUNKTIONEN_PROGRAMM

Auf der untersten Ebene befindet sich der Busbahnhof, die bestehenden Haltestellen werden unter das Gebäude verlegt. Die darüberliegenden Membranen leiten die Abgase durch das Venturiprinzip über die Stützen ab. Die darüber liegende Hauptebene wird durch Querlüftungen der offenen Seitenmembranen mit frischer Luft versorgt. Auf dieser Ebene befinden sich Wartebereiche, Einfaufsmöglichkeiten und der Bahnsteigzugang zur oberen Metro-Ebene. Die Autorickschars werden über Rampen direkt auf diese Ebene geführt um Personen ein- und aussteigen zu lassen. Die Rampen erschliessen das Gebäude ohne Kreuzungvon beiden Seiten.Im Mittelpunkt der Station wird die gebündelte Verkehrssituation deutilich. Hier befinden sich auch die zentralen Eingänge für Fussgänger. Blickbeziehungen veranschaulichen das dyamische Bündel.

KONSTRUKTION_LEICHTBAU

Die Stationen legen sich in Leichtbauweise um die bestehende Beton-Konstruktion.
Die Hauptebene bilden gelochte, unterspannte IPE-CELLFORM-Träger. Hierauf werden Verkaufsboxen gestellt, deren durchgehendes Dach gleichzeitig die Bahnsteige bildet. Die Unterspannung wabenähnlicher Träger macht die Überspannung der 20 m-Raster möglich.
In der lichten Höhe der Unterspannung findet die Technikebene Platz. Die Ebene befindet sich im Zwischenraum der untersten Membranebene.

KONSTRUKTION_MEMBRANEN

Die Hülle besteht aus Membranmodulen, die als Hochpunktflächen an Stützen gehalten werden. Diese Stützen tragen ferner die statische Hauptebene des Stahlbaus. Die exzentrisch gelagerten Membranen werden durch einen außen angebrachten Zugstab stabilisiert. Die senkrecht angebrachten Membranen werden mit ihrer Mittelstütze an der Hauptebene montiert, jede zweite Membran spannt sich über eine Luftstütze auf und wird durch die Nachbarmodule getragen.

ECHO TECH INDIA_NACHHALTIGKEIT: TRADITION UND TECHNIK

Das traditionsreiche Entwicklungland Indien braucht eine neue alte Identität. Nicht der Import von teuren Glasfassaden und hochmoderner Klimatechnik sind der Ansatz um die Entwicklung des Landes zu förden. Die Traditionen und Bauweisen des Landes können durch eine Neuinterpretation in der Station auf einfache aber effiziente Weise umgesetzt werden.

Wasser - Zur Zeit des Monsuns stehen die Straßen vieler indischer Städte unter Wasser, Felder werden überflutet. In der Trockenzeit müssen viele Felder künstlich bewässert werden. Das Trinkwasser ist nicht immer von guter Qualität und nicht ausreichend für alle Menschen der Bevölkerung verfügbar.
Die trichterförmigen Dachmembranen können das Regenwasser in Zisternen in der Technikebene ableiten. Es kann als Grauwasser genutzt werden oder zu Trinkwasser aufbereitet werden.

Licht und Luft - das sind Faktoren denen in Indien besondere Bedeutung zukommt. Das Leben findet draußen statt. Die Gebäude müssen durch Verschattungen kühl gehalten werden und offene Raumgefüge natürliche Lüftung möglich machen. Solargewebe als Membranoberflächen können aufgrund der vielen Sonnenstunden effiziente alternative Energie liefern.

Ornamentik - und eigenhändig gemalte Rangoli-Muster sind ein wichtiger Bestandteil der indischen Kultur.
Besonders in der Architektur werden sowohl Innen- als auch Außenräume mit wiederkehrenden ornamentalen Strukturen verziert. Sie findet sich auch in den Jaalis-Steinfenstern vieler Bauten. Diese Ornamentik soll subtil neu interpretiert werden. Die Öffnungen der Decken- und Wandmodule haben einen dekorativen Charakter. Zudem entstehen sich wandelnde Schattenmuster auf den Innenraumoberflächen.

Verschattung - Die traditionellen Steinwände der indischen Bauten schaffen eine besondere und geschützte Atmosphäre. Die Blicke der Öffentlichkeit werden durch die ornamentierte Wandgestaltung abgehalten. Der verschattete Innenraum bleibt kühl und distanziert. Die Öffnungen der Wandmodule bieten Schattenbereiche für die Reisenden, aber lassen auch Aus- und Einblicke zu.

Licht und Farbe - Die Farbigkeit spiegelt die einfache Lebensfreude des Landes wieder. Die Station an sich tritt tagsüber schlicht auf und wird durch ihre Nutzer farbig belebt.
In der Nacht erhält die Station durch Illumination eine eigene Identität. Je nach Metrolinie kann die Station in unterschiedlichen Farben erleuchtet sein und hierdurch auch auf landestypische Feiertage reagieren. Moderne Architektur schafft traditionsreiche Landesidentität.

 

Modellbau

Vielen Dank für die Betreuung durch Prof. Jürgen Reichardt und Prof. Joachim Gardemann
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