Wir fangen ganz vorne an: Welche Gründe haben dazu geführt, dass Sie sich für das Studienfach Architektur in Aachen entschieden haben?
Warum ist recht einfach. Mein ursprünglicher Wunsch Luft und Raumfahrttechnik zu studieren relativierte sich schlagartig nach einem Maschinenbau Praktikum welches von den Inhalten her sehr viel Spaß gemacht hatte, aber die Menschen die ich dort kennenlernte waren nicht so mein Ding. Da ich von zu Hause her die Welt der Architekten sehr gut kannte lag der Entschluss nahe es doch auch mit der Architektur zu versuchen. Ich habe es nie bereut.
Als Vorbereitung und im Rahmen Ihres Studiums haben Sie mehrere Studienreisen angetreten. Wie kam es zu ihrem Entschluss, den Schritt ins Ausland zu wagen?
Das war ja kein Wagnis, das war reine Neugier. Außerdem war ich in der Schule nicht so gut, dass ich direkt studieren konnte. Um die Wartezeit zu verkürzen habe ich dann in verschiedenen Architekturbüros gearbeitet und bin nach Mittel- und Nordamerika gefahren. In den USA besonders um mir Solararchitekturen anzuschauen. Die mehrmonatige Reise nach China innerhalb des Studiums war die Erfüllung eines Traumes, da ich das Land aufgrund der Berichte und Filme die wir hier zu sehen bekamen faszinierend fand. China war noch geschlossen für Individualreisende so dass ich andere Wege finden musste um hineinzukommen. Ein riesen Abenteuer. Leider hat sich damals schon die Entwicklung abgezeichnet, dass China den gleichen Weg der Umweltzerstörung wie der Westen in den 70er Jahren gehen möchte. Ich wollte danach nicht Teil dieser Entwicklung werden und habe bisher jeden weiteren Kontakt gemieden.
Welche Lehren ziehen Sie aus dem Auslandsaufenthalt? Würden Sie die Erfahrung auch den heutigen Studierenden empfehlen?
Unbedingt. Architektur ist zu 100% Haltung. Täglich sind zig Entscheidungen zu treffen für die man eine gesellschaftliche Vision benötigt. So etwas kann man nicht im Schulalltag entwickeln, hierzu bedarf es kulturellen Austausch und ein Reichtum an ganzheitlichen Erfahrungen.
Im Anschluss an Ihr Studium haben Sie auch in Mannheim gearbeitet. Wie hat diese Zeit Sie geprägt?
Ich bin nach dem Studium nach Paris und wollte hier als Architekt arbeiten, allerdings hatten in der Ära nach Mitterand viele bekannte Architekten Probleme an Aufträge zu kommen. So bin ich dann zwischen Paris und Mannheim gependelt, um gemeinsam mit Andreas Kaupp, mit dem ich ja während des Studiums den Schinkelpreis gewinnen konnte, verschiedene Projekte zu realisieren. Es hat sehr viel Spaß gemacht aber mein Herz hing noch an Paris. Insofern hat mich Mannheim durch die ersten Erfahrungen im Bauen von A-Z geprägt, Paris war da eher der Schmelztiegel gesellschaftlicher Diskussion mit Leuten aus der ganzen Welt.
1996 bzw. 1997 gründeten Sie dann schließlich ihr Büro mit Hanno Kreuder und Uli Seher. Wie kam es dazu?
Hanno Kreuder kannte ich aus dem Studium, er war danach in Berlin ich in Paris, wir hatten aber immer überlegt etwas Gemeinsames zu machen. Als mich ein alter Schulfreund fragte, ob ich Lust hätte sein Haus in Köln zu planen war das der Startschuss unseres Büros in Köln. Wir kamen dann recht schnell zu verschiedenen Aufträgen. Uli Seher hatte ich in Paris kennengelernt. Auch er hatte große Probleme anfangs in Paris zu überleben ich wollte aber immer, dass wenigstens er in Paris bleiben kann, so dass wir Ihn anfangs von Köln aus unterstützten. So ist der internationale Verbund d.n.a entstanden, anfangs mit regem Austausch mittlerweile sind beide Büros recht groß und selbständig.
Haben Sie Projekte, die Sie als besonders spannend oder herausfordernd einstufen würden?
Spannend sind sie alle, da für mich der Prozess des Entstehens das spannende ist. Wenn die Projekte fertig sind müssen andere darüber befinden was spannend ist und was nicht. Natürlich ist es herausragend wenn eine als Lagerhalle geplante Architektur plötzlich temporär zum Festivalort wird und so auch immer in mein Gedächtnis zurückkommt.
Mittlerweile haben Sie mit Ihren Projekten einige Preise und Auszeichnungen gewinnen können. Welche Haltung vertreten Sie allgemein in der Architektur?
Ich hatte mal einen Vortrag mit "absolut einfach - einfach absolut" tituliert, vielleicht trifft dies unseren Ansatz. Wir sind sehr am Kontext interessiert und versuchen hieraus eine radikale aber dennoch selbstverständliche Architektur zu entwickeln.
Was sind Ihre Beweggründe, parallel zur Praxis, zu lehren?
Es war ja eher zufällig, Johannes Schilling hat mich gefragt und ihm kann man ja keine Bitte abschlagen. Nein, ich mach das Ganze ja nun schon eine ganze Weile, habe mit 14 Jahren meinen ersten Bauantrag gezeichnet, noch während dem Studium mein erstes Haus realisiert und dann auch eine Menge Projekte planen können. Zeit für ein neues Abenteuer.
Welche Inhalte und Merkmale sind Ihnen in der Lehre wichtig? Was möchten Sie den Studierenden gerne mitgeben?
Es geht mir um den Mut Dinge anzugehen, um die Vermittlung des Entstehens von Architektur. Die Freude für die Kommunikation in der Architektur zu wecken. Manchmal hat man den Eindruck wir Architekten sind die letzten die dieses Schiff noch zusammenhalten, diese Komplexität im Schaffen zu vermitteln ist mir ein Anliegen.