Prof. Dr. Jürgen te Vrugt hielt Vortrag über ChatGPT bei den Steinfurter Campus-Dialogen

Prof. Dr. Jürgen te Vrugt vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik blickte bei den Steinfurter Campus-Dialogen hinter die Kulissen von ChatGPT. 

„In einem Codegewirr aus Eins und Null entsteht eine KI, so wundervoll“ – mit diesen Worten beginnt ein Gedicht, das Prof. Dr. Jürgen te Vrugt am Donnerstagabend (16. Mai) seinen Zuhörer*innen auf dem Technologie-Campus Steinfurt präsentierte. Der Experte für Künstliche Intelligenz (KI) an der FH Münster ist jedoch nicht unter die Poeten gegangen. In seinem Vortrag bei den Steinfurter Campus-Dialogen erläuterte er anhand vieler Beispiele und Spielereien, wie ChatGPT – die eigentliche Quelle des Gedichts – als Beispiel für KI funktioniert und hinterfragte, ob solche Chatbots tatsächlich allwissend oder doch eher halluzinierend sind. Sein Fazit vorweg: nicht oder, sondern und!

In rund sechzig Minuten führte te Vrugt sein Publikum von den historischen Anfängen von Chatbots über verschiedene Teilgebiete von KI bis hin zu den neuesten technischen Entwicklungen. Sein roter Faden: die Bedeutungen der einzelnen Buchstaben im Begriff „Chat – G – P – T“, kurz für „Chat Generative Pre-Trained Transformer“. Te Vrugt berichtete, dass der erste Chatbot namens ELIZA bereits vor rund 60 Jahren einen Psychotherapeuten simulierte. „Wenn man länger mit ELIZA kommuniziert, merkt man allerdings: das Programm hat keine Ahnung“, betonte er. Von Allwissenheit also keine Spur. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Deep Learning als eine Methode des maschinellen Lernens, das wiederum ein Teilgebiet von KI ist, immer weiter. Das „GP“, also das generative Vortraining, nahm langsam Fahrt auf. Das technische Herz neuerer Chatbots, das sich in den vergangenen Jahren maßgeblich weiterentwickelt habe, sei jedoch der von Google erdachte Transformer – also das „T“ in ChatGPT. Dabei handelt es sich um eine Art neuronale Netzwerkarchitektur, die eine Eingabesequenz in eine Ausgabesequenz umwandelt. „Dazu muss die Bedeutung eines Wortes in Zahlenkolonnen überführt werden. Die Kerntechnologie besteht also darin, aus Texten Bedeutung zu extrahieren und mit diesen sogenannten Embeddings zu rechnen“, erklärte te Vrugt. „Alles, was da passiert, ist Vektorrechnung.“

Welche Möglichkeiten KI-basierte Chatbots, Musikprogramme oder Bildgeneratoren inzwischen bieten, zeigte der Hochschullehrer im Laufe seines Vortrags. Neben dem Gedicht über KI kam das Publikum in den Genuss eines schmissigen Popsongs über den Abendvortrag und staunte über allerlei teils absurde Bildkreationen. Doch auch auf die Kehrseite von KI ging te Vrugt ein. „Wir brauchen enorm viel Rechenpower und Geld, um solche Systeme zu betreiben“, betonte er. Hochschulen weltweit könnten angesichts der enormen Kosten schon bald von der technischen Entwicklung abgehängt sein. Der enorme Strombedarf sei ein weiteres Problem. „Das menschliche Gehirn hingegen ist wesentlich energieeffizienter und umweltfreundlicher“, sagte te Vrugt. Abschließend kam er auf die zentrale Frage des Abends zurück: Ist ChatGPT nun allwissend oder halluzinierend? „Ja, es ist in gewisser Weise allwissend“, resümierte der KI-Experte. „Es ist allerdings auch in dem Sinne halluzinierend, als dass es nicht logisch schlussfolgern kann und teilweise Fakten erfindet. Also Augen auf, ausprobieren und mit gesunder Skepsis nutzen.“

Wie aktuell das Thema ist, zeigte sich auch an der angeregten Diskussion und den zahlreichen Fragen, die die Gäste im Anschluss an den Vortrag stellten. Prof. Dr. Isabelle Franzen-Reuter, Vizepräsidentin für Lehre, Nachhaltigkeit und Hochschulplanung an unserer Hochschule, moderierte die Veranstaltung.

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