Münster/Coesfeld-Lette (6. Oktober 2020). Nachhaltigkeitssiegel und -initiativen gibt es viele, so dass kaum noch jemand den Durchblick hat: Bei welchen ist die Kleidung wirklich "grün" und die Produktion umweltschonend? Um darauf Antworten zu geben, hat eine studentische Projektgruppe um Prof. Dr. Carmen-Maria Albrecht und Wibke Lummer vom Center for Consumer Insight & Retail Excellence (CECIRE) der Münster School of Business (MSB) für das Textilunternehmen Ernsting's family mehrere Nachhaltigkeitslabels untersucht.
Unter Berücksichtigung des Themas "Bewertung von Nachhaltigkeitslabels und -initiativen für den deutschen Textileinzelhandel" identifizierten und evaluierten die BWL-Studierenden 69 Initiativen und Labels. Grundlage dafür bildete eine ausführliche Analyse der bisherigen wissenschaftlichen Literatur zu dem Thema. Im nächsten Schritt nahmen die angehenden Betriebswirte die Konsumentenperspektive ein und befragten 274 Personen, darunter über 90 Prozent Frauen, per Online-Umfrage. Um möglichst realitätsnahe Ergebnisse zu erzielen, wurde bei der Zusammenstellung der Befragten darauf geachtet, dass die Zielgruppe von Ernsting's family, vorwiegend Frauen, über die Befragung abgebildet wird.
"In der Befragung kam heraus, dass Nachhaltigkeitssiegel sowohl auf die Kaufentscheidung als auch auf das Markenimage einen positiven Einfluss haben und damit einen wichtigen Erfolgsfaktor für Unternehmen in der Textilbranche darstellen", so Projektleiterin Lummer. Dabei sind ökologische und soziale Aspekte, wie zum Beispiel die Verwendung von Bio-Baumwolle oder faire Arbeitsbedingungen im Produktionsland, gleichermaßen wichtig für die befragten Personen - Textilunternehmen sollten sich daher auf beide Aspekte konzentrieren statt nur auf einen.
Die Marketingexpertin Prof. Dr. Albrecht fasst weitere Studienergebnisse wie folgt zusammen: "Ernsting's family ist bereits auf einem guten Weg. Um das öffentliche Bewusstsein für die Nachhaltigkeitsziele des Textilunternehmens noch weiter zu wecken, bietet sich eine cross-mediale Nachhaltigkeitskampagne an." Auch eine gut strukturierte Website mit transparenten und überzeugenden Fakten sei entscheidend, um die Glaubwürdigkeit der Ziele zu erhöhen. Lummer erklärt, warum es so wichtig sei die einzelnen Siegel bekannter zu machen: "Transparenz schafft für den Konsumenten Orientierung im Dschungel der vielen Labels. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Konsumenten viele Nachhaltigkeitssiegel gar nicht oder nur das Logo kennen und somit nicht damit vertraut sind, welche Ziele die Siegel verfolgen. An dieser Stelle sollte die Modeindustrie noch Aufklärungsarbeit leisten. Hierzu kann Ernsting's family als eines der größten Textileinzelhandelsunternehmen Deutschlands einen wichtigen Beitrag leisten."
Aufgrund der Coronapandemie fand das Seminar ausschließlich online statt. Die Studierenden präsentierten ihre Ergebnisse vor Carolin Böhmer, Head of Marketing und Stephan Harms, Head of Strategic Procurement bei Ernsting's family. Harms ist verantwortlich für Nachhaltigkeitsaktivitäten im Bereich Produkt und Produktion und fand die Zusammenarbeit mit der FH Münster sehr konstruktiv: "Der Prozess und die Methodik des Projekts waren sehr gut und tatsächlich sehr ähnlich zu dem Ansatz, den wir bei der Bewertung von Nachhaltigkeitslabels verwenden. Die Präsentation hat uns eine ausgezeichnete Zusammenfassung der Ergebnisse geliefert. Es sind einige Goldnuggets dabei." Auch Lummer zeigte sich zufrieden mit der Arbeit der Studierenden: "Ich fand es super, wie schnell sich die Gruppe mit der neuen Online-Situation arrangiert hat - so konnten die Teilnehmer während des Moduls als 'Add-on' wertvolle digitale Projektmanagement-Kenntnisse sammeln. Darüber hinaus freue ich mich, dass die Studierenden in kurzer Zeit ein tolles Projektergebnis auf die Beine gestellt haben, mit dem Ernsting's family sehr zufrieden ist."
Zum Thema:
Das Textilunternehmen Ernsting's family finanziert am Fachbereich Wirtschaft der FH Münster, der Münster School of Business (MSB), die Professur von Prof. Dr. Carmen-Maria Albrecht, die Expertin für Retail-Themen ist. Für ihre Forschung zu dem Thema hat sie an der MSB eigens ein Forschungszentrum gegründet - das Center for Consumer Insight & Retail Excellence (CECIRE).
Informationen zum Thema Praxisprojekt am Center for Consumer Insight & Retail Excellence (CECIRE):
Jedes Unternehmen hat die Möglichkeit, sich für eine Zusammenarbeit im Rahmen eines Praxisprojekts zu melden. Studierende der MSB untersuchen dabei Fragestellungen eines Unternehmens (z.B. Fragestellungen zu konsumentenzentrierter Forschung, operativem und strategischem Marketing, Retail Themen), die unter Anleitung einer Professorin oder eines Professors bearbeitet werden. Das Ziel soll dabei sein, dass die Teilnehmer praktische Einblicke in ein Unternehmen erhalten und der kooperierende Praxispartner im Gegenzug wertvolle Ergebnisse für seine Weiterentwicklung bekommt.
Sie möchten eine Zusammenarbeit mit dem Center for Consumer Insight & Retail Excellence auf den Weg bringen? Dann informieren Sie sich gerne auf der Website des CECIRE oder wenden sich direkt an: carmen-maria.albrechtfh-muensterde