Rainer Mühlhoff spricht im GUDialog über die Tricks, mit denen große Plattformen an die für sie so wichtigen Daten der Nutzer gelangen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das interface Design - also die Gestaltung der Benutzeroberflächen von Apps und Internetseiten. Gezielt eingesetzt kann sie die Nutzer dazu bringen, oft unwissentlich ihre Daten zur Verfügung zu stellen. Rainer Mühlhoff erkennt in der heutigen Netzkultur eine systematische Tendenz zu dieser "digitalen Entmündigung".
Diese Diagnose hat auch Konsequenzen für die Datenschutzdebatte, in der die gesellschaftlichen Folgen der Zusammenführung von prinzipiell anonymisierten und nicht personenbezogenen Daten einer gesonderten Thematisierung bedürfen. In seinem Vortrag wird Rainer Mühlhoff unter dem Begriff "kollektiver Datenschutz" darauf eingehen, wie die Verhaltensanalytik auf Grundlage von Tracking- und Verhaltensdaten im Verdacht steht, soziale Ungleichheit zu zementieren und Menschen automatisiert zu diskriminieren.
Rainer Mühlhoff, Dr. phil., ist Philosoph, Mathematiker und Programmierer. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich Affective Societies an der Freien Universität Berlin. Der Schwerpunkt seiner interdisziplinären Forschung liegt im Bereich Kritik und Ethik der digitalen Gesellschaft.