Studierende der FH Münster bauen Magnetik-Messwagen für die Archäologie
Imke Möllmann und Frederik Banker haben Vorrichtung des LWL in Projektarbeit erneuert / Wagen erfasst Strukturen im Untergrund
Die Masterstudierenden Imke Möllmann und Frederik Banker haben einen neuen Magnetik-Messwagen für die LWL-Archäologie gebaut. (Foto: FH Münster/Frederik Tebbe)
Da der Wagen magnetische Messungen vornimmt, darf er selbst nicht aus magnetischen Materialien bestehen. Den glasfaserverstärkten Kunststoff mussten die Studierenden kleben. (Foto: FH Münster/Frederik Tebbe)
Der fertige Messwagen wird über ein Gelände gezogen und kann Strukturen im Untergrund identifizieren. (Foto: LWL/J. Coolen)
Joris Coolen von der LWL-Archäologie (2. v. l.) hat den Wagen im Frühjahr begutachtet und entgegengenommen. Der erste Einsatz ist derzeit in Planung. Dr. Miriam Laubrock (l.) hat die Studierenden betreut. (Foto: FH Münster/Frederik Tebbe)
Münster/Steinfurt (25. August 2023). Überbleibsel der alten Römer in Nordrhein-Westfalen entdecken – das schaffen Archäolog*innen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) mit einem sogenannten Magnetik-Messwagen. Ende 2021 hat ein Team des Labors für Werkstofftechnik, Fügetechnik und Oberflächentechnik am Fachbereich Maschinenbau der FH Münster einen solchen Wagen für den LWL restauriert. Mit dem Wagen können Archäolog*innen zum Beispiel alte Mauerwerke im Untergrund identifizieren, indem spezielle Sonden leichte Abweichungen im Erdmagnetfeld erfassen. Auf diese Weise wurden in Westfalen bereits Siedlungen und Grabenwerke der Jungsteinzeit oder römische Feldlager kartiert. Doch nach der Reparatur sah das Team um Dr. Miriam Laubrock Verbesserungspotenzial. In einer Projektarbeit haben deshalb die Masterstudierenden Imke Möllmann und Frederik Banker die Konstruktion verbessert und letztlich einen neuen Wagen für den LWL gebaut.
Der Haken dabei: Da der Wagen magnetische Messungen vornimmt, darf er selbst nicht magnetisch sein und nicht aus metallischen Materialien bestehen. Gleichzeitig muss er aber sehr robust sein und Stöße und Unebenheiten bei den Messungen ausgleichen. Deshalb haben die Studierenden glasfaserverstärkten Kunststoff (GFK) als Ausgangsmaterial verwendet und eine metallfreie Befestigungslösung für die Räder gefunden. Weil Kunststoff nicht verschweißt werden kann, mussten sie den Rahmen kleben. „Das war eine ziemliche Herausforderung“, sind sich die beiden einig. „Natürlich konnten wir auf unser Wissen aus dem Studium zurückgreifen, jedoch mussten wir uns auch viel selbst beibringen und haben so einiges ausprobiert“, so Möllmann. „Dabei haben sich neue Fehlerquellen ergeben, mit denen wir vorher nicht gerechnet hatten. Diese Probleme mussten wir dann lösen. Bei der Praxisarbeit lernt man eine Menge“, ergänzt Banker.
Begonnen hat alles mit einem 3D-Modell, das die beiden vom alten Wagen angefertigt und ihn auf dieser Grundlage optimiert haben. „Wir haben diesen Entwurf dann bei einem Meeting mit dem LWL vorgestellt, an dem auch Archäologinnen und Archäologen aus Norwegen und Österreich teilgenommen haben“, sagt Möllmann. Das Team war an einer Umsetzung sofort interessiert und nach einer Kostenaufstellung auch bereit, das Projekt zu finanzieren. „Bereits der alte Wagen war eine Sonderanfertigung“, erklärt Banker das Interesse. „Die Auswahl auf dem Markt ist nicht besonders groß, und was man kaufen kann, ist sehr teuer. So wurde unser Projekt zwar wesentlich umfangreicher als ursprünglich gedacht, aber es ist toll, dass wir an etwas gearbeitet haben, das nun auch tatsächlich zum Einsatz kommen wird.“ Den Wagen haben die beiden dem LWL bereits übergeben. Nach den ersten Testfahrten soll der Wagen bald bei archäologischen Untersuchungen im Gelände eingesetzt werden.
Um den Wagen zu bauen, konnten die beiden Studierenden auf die Infrastruktur des Steinfurter Campus zurückgreifen: den MakerSpace, die Zentralwerkstatt und das Labor für Werkstofftechnik. „Durch den starken Praxisbezug der FH Münster hatten wir die Möglichkeit, uns auszuprobieren und auch Fehler zu machen“, sagt Banker. „Das ist eine Erfahrung, von der wir im Berufsleben sicher sehr profitieren werden.“