„Das Wesentliche eingrenzen“

Christoph Hamar und Wiebke Hartmann übertragen das exemplarische Prinzip auf die Ausbildung an Pflegeschulen


Christoph Hamar und Wiebke Hartmann erhielten für die gemeinsame Masterarbeit „Das exemplarische Prinzip in der Pflegeausbildung – Konzeption eines Handlungsleifadens für Lehrende“ den Hochschulpreis der FH Münster. (Foto: privat)
Bild: 1  2  (Download Bild speichern)

Münster (1. Juli 2022). In der Geografie- und Musikpädagogik, in naturwissenschaftlichen und anderen Fächern wenden Lehrende das exemplarische Prinzip an: Sie erklären an einem konkreten Exempel etwas für das Fach Wesentliches und Übergeordnetes. Für die Ausbildung in der Pflege sei diese didaktische Methode längst nicht so etabliert, sagt Christoph Hamar, der sie mit seiner Kommilitonin Wiebke Hartmann für die gemeinsame Masterarbeit am Fachbereich Gesundheit der FH Münster untersucht hat.

„Bis 2019 gab es drei separate Ausbildungen in der Kinderkrankenpflege, Krankenpflege und Altenpflege, inzwischen haben wir für diese drei Berufsgruppen eine generalistische Ausbildung für Pflegefachfrauen und -männer, und dies mit derselben Stundenzahl. Um die massiv angestiegene Stofffülle zu bewältigen und eine Kompetenzentwicklung bei den Lernenden anzubahnen, wäre das exemplarische Prinzip sehr hilfreich und wird in den Rahmenlehrplänen sogar gefordert“, erklärt Hamar das Problem. Es fehle aber bislang an pflegedidaktischen Konzepten. Nun liegt mit der Abschlussarbeit der Absolventin und des Absolventen – beide haben Berufspädagogik im Gesundheitswesen mit der Fachrichtung Pflege studiert – ein Leitfaden vor.

Darin entwickelten sie acht Kriterien, die das Wesentliche eingrenzen, wie das Prinzip „Sicherheit gewährleisten“. Es findet sich in vielen Lernsituationen wieder, zum Beispiel bei dem Thema, Menschen mit Demenz zu begleiten. Es ermöglicht den Wissenstransfer von dieser einen konkreten Situation auf viele andere – die Lernenden werden befähigt zu abstrahieren. „So können wir am Exempel eines Menschen mit Demenz übergeordnete Prinzipien der Beziehungsgestaltung beschreiben und entsprechende Kompetenzen vermitteln, wie etwa den Aspekt, körperliche und psychische Sicherheit zu gewährleisten: nämlich durch Zuhören, Informieren und eine emotionale Begleitung. Dies ist übertragbar auf alle zu pflegenden Menschen.“

Wichtig sei den beiden gewesen, dass der Leitfaden für Lehrende anwenderfreundlich und pragmatisch ist: Er umfasst zehn Handlungsschritte, denen jeweils beispielhaft Umsetzungsmöglichkeiten, Hintergrundinformationen, Bearbeitungshinweise und Blanko-Formulare zugeordnet sind.

Als Autorin und Autor machten sich Wiebke Hartmann und Christoph Hamar bereits einen Namen. Was nun noch aussteht, ist die Evaluierung des Leitfadens und sein Weg in die Praxis. Dass das exemplarische Prinzip in der Pflegeausbildung Fuß fasst, sehen beide positiv. Denn darin liege eine große Chance: noch intensiver darüber nachzudenken, was Pflege ausmacht, welches Wissen unbedingt vermittelt und welche Kompetenzen zwingend angebahnt werden müssen – und wie wichtig Empathie und Zwischenmenschliches sind.

Für ihre mit dem Hochschulpreis der FH Münster ausgezeichnete Abschlussarbeit konnten Hamar und Hartmann auf ihre praktischen Erfahrungen aufbauen: Er ist gelernter Altenpfleger, als Selbstständiger an einer Lernwerkstatt für Lehrende in der Pflege beteiligt und arbeitet als Redakteur im Prodos-Verlag; sie ist gelernte Krankenschwester und lehrt an der Pflegefachschule Alsterdorf.

Zum Thema: Gerade einmal ein Prozent aller Absolvent*innen eines Jahrgangs erhält ihn: den Hochschulpreis. Jedes Jahr kürt das Präsidium gemeinsam mit der Gesellschaft der Freunde der FH Münster e. V. (gdf) auf Vorschlag der Fachbereiche die besten Abschlussarbeiten. Zu den Preisträger*innen des Hochschulpreises für die besten Arbeiten aus 2021 gehören auch Wiebke Hartmann und Christoph Hamar vom Fachbereich Gesundheit. Sie erhielten den Preis für ihre Masterarbeit „Das exemplarische Prinzip in der Pflegeausbildung – Konzeption eines Handlungsleifadens für Lehrende“. Eine vollständige Übersicht aller gewürdigten Absolvent*innen ist im Jahresbericht ab Seite 37 abrufbar: fh.ms/jb-2021.




Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken