FH Münster repariert Magnetik-Messwagen für die Archäologie

Abteilung des LWL bat Labor des Fachbereichs Maschinenbau um Unterstützung


Die Klebestellen am Rahmen sind mit der Zeit porös geworden. (Foto: FH Münster/Frederik Tebbe)
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Münster/Steinfurt (1. Dezember 2021). Unter der Erde gibt es auch im Jahr 2021 noch eine Menge zu entdecken. Um größere Flächen nach Relikten der Vergangenheit abzusuchen, ohne dabei in den Boden einzugreifen, untersuchen die Archäolog*innen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) das Gelände mit einem Magnetik-Messwagen, der mit speziellen Sonden leichte Abweichungen im Erdmagnetfeld erfassen und damit archäologische Strukturen im Untergrund identifizieren kann. Auf diese Weise wurden in Westfalen schon Siedlungen und Grabenwerke der Jungsteinzeit oder römische Feldlager kartiert. Da der Wagen von einem Quad mit bis zu 20 km/h über das Feld gezogen wird und bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen zum Einsatz kommt, hat sich mit der Zeit deutlicher Verschleiß bemerkbar gemacht. Deshalb hat sich der LWL für dessen Generalüberholung an das Labor Werkstofftechnik, Fügetechnik und Oberflächentechnik der FH Münster gewandt: Das Team um Dr. Miriam Laubrock, Holger Albrecht und Frank Westhues vom Fachbereich Maschinenbau hat das Gerät auf dem Steinfurter Campus in den vergangenen Wochen repariert.

„Die starren Verbindungen des Rahmens sind verklebt und verschraubt worden“, erklärt Laubrock die Konstruktion des Wagens. „Doch besonders die Klebestellen sind inzwischen sehr porös geworden, weshalb wir sie erneuern mussten.“ Der Messwagen besteht aus einem Rahmen aus Kunststoffprofilen, der wiederum mit einer Federvorrichtung der vier Kunststoffräder, der ausfahrbaren Deichsel sowie vier Querstreben verbunden ist. Weil es ein magnetisches Messsystem ist, dürfen die Materialien, aus denen der Wagen besteht, nicht magnetisch sein.

Um den Wagen zu reparieren, haben Laubrock, Albrecht und Westhues den Rahmen einmal komplett auseinandergebaut und die beschädigten Stellen genauer untersucht. Die Klebereste mussten abgeschliffen und erneuert werden, außerdem hat der Kunststoff selbst über die Jahre im Einsatz Schaden genommen. Die entsprechenden Teile hat das Team ersetzt. „Da die Klebverbindungen beschädigt waren, hat zuletzt die Last auf den Kunststoffschrauben gelegen“, so Laubrock.

„Der Wagen ist eine Spezialanfertigung unseres Kooperationspartners, dem Ludwig Boltzmann Institut für archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) in Wien, die wir vor einigen Jahren von ihnen übernommen haben“, erklärt Joris Coolen, Experte für Prospektion bei der LWL-Archäologie für Westfalen. „Zur Reparatur haben wir selbst nicht die geeignete Werkstatt, deshalb freuen wir uns, dass die erforderlichen Arbeiten an der FH Münster durchgeführt werden konnten.“

Inzwischen ist der Wagen wieder beim LWL im Einsatz, doch das Gerät wird weiterhin Thema an der Hochschule sein. „Wir haben den Reparaturauftrag zu einer studentischen Projektarbeit ausgeweitet“, erklärt Laubrock. „Zwei Masterstudierende unseres Fachbereichs haben eine Bestandsaufnahme gemacht und ein 3D-Modell des aktuellen Wagens erstellt. Im Laufe des aktuellen Semesters werden die beiden die Konstruktion optimieren und im Anschluss einen neuen Rahmen für das LWL bauen.“ Die beiden Studierenden Imke Möllmann und Frederik Banker haben sich bei einer Messung in Rheine im November bereits ein Bild des Wagens im Einsatz machen können.