So funktionieren Bitcoins

IT-Experte von der FH Münster erklärte 110 Zuhörern die Technologie der digitalen Währung


Münster/Steinfurt (20. April 2018). Geld überweisen, abheben oder einzahlen – klassische Bankgeschäfte kennt und tätigt jeder. Ganz anders funktioniert die digitale Währung Bitcoin: Die Bank fehlt, auf das Kursbuch hat jeder Zugriff, und Anonymität ist nur in Maßen gegeben. Warum dieses System trotzdem funktioniert und was genau dahintersteckt, erklärte Prof. Dr. Sebastian Schinzel beim GUDialog an der FH Münster am Mittwochabend (18. April).

„Digitale Währungen wie Bitcoin nutzen ein Schlüsselpaar bestehend aus öffentlichem und privatem Schlüssel. Der öffentliche Schlüssel ist dann so etwas wie die Kontonummer. Nur mit dem privaten Schlüssel weist sich jemand als Besitzer aus und kann Überweisungen tätigen“, erklärte Schinzel. „Mit dem öffentlichen Schlüssel kann jeder überprüfen, ob eine Transaktion tatsächlich vom Besitzer durchgeführt wurde. Im Unterschied zu klassischen Bankgeschäften kann zumindest bei Bitcoin jeder alle Transaktionen einsehen. Bei neueren digitalen Währungen wie Zcash sind Transaktionen jedoch nicht von dritten einsehbar“, so der Professor für IT-Sicherheit. Und die Besitzer haben eine größere Verantwortung: „Hackt sich jemand beispielsweise in meinen Online-Banking-Account und stiehlt mir Geld, dann sind Banken oft kulant und erstatten mir den Schaden. Bei den gängigen kryptografischen Währungen geht das nicht, weil es gar keine Bank gibt. Verliere ich also meinen privaten Schlüssel, ist auch das Geld weg.“

Das Verfahren, mit der die digitale Währung arbeitet, heißt Blockchain. „Eine Blockchain setzt sich aus mehreren Blocks zusammen, die durchnummeriert sind. Jeder Block hat einen Hash. Das ist eine kryptografische Funktion, ähnlich wie ein Fingerabdruck. Jeder nachfolgende Block hat den Fingerabdruck des Blocks davor fest eingebaut und daher können vorige Blöcke auch nicht verändert werden – und das ist die Blockchain“, erklärte Schinzel. Um einen Bitcoin-Block zu erstellen, braucht man Bitcoin-Miner. „Miner sind Menschen, die Programme auf ihren PCs laufen lassen, durch die Hashs erzeugt werden. Ein für Bitcoin gültiger Hash muss mit einer gewissen Anzahl von Nullen beginnen. Das ist ein sehr energieaufwändiger Prozess und der erste Miner, der das schafft, bekommt den Zuschlag“, so Schinzel.

Wie aber zahlt man nun damit? „Nehmen wir mal an, Bob möchte ein Fahrrad an Alice verkaufen, und sie soll in Bitcoins bezahlen. Alice weist sich durch den privaten Schlüssel als Besitzerin des Kontos aus, was Bob durch den öffentlichen Schlüssel überprüft. Danach erstellt Alice eine Transaktion mit der Zahlungsanweisung und verteilt diese im Netz.“ Davon bekommen die Miner Wind. „Sie nehmen die Transaktion in einen neuen Block auf, finden den dazu passenden Hash, tragen diesen ein und veröffentlichen den Block sofort.“ Die Transaktion ist damit abgeschlossen, Bob bekommt die Bitcoins für sein Rad. Und wie verdienen die Miner Geld? „Jeder, der einen Block mined, also schließt, bekommt sogenannte ‚Block Rewards‘ und eine Überweisungsgebühr. Der Block Reward liegt derzeit bei etwa 12,5 Bitcoin, bei dem aktuellen Kursstand von rund 6.000 Euro pro Bitcoin wären das rund 75.000 Euro. In je mehr Überweisungen ein Miner involviert ist, desto mehr Geld verdient er.“ Aber Schinzel sagt auch: „Das Mining kostet jede Menge Energie, aktuell etwa 250 Kilowattstunden pro Transaktion. Insgesamt verbraucht Bitcoin-Mining pro Jahr rund so viel Energie wie das Land Dänemark.“

Wie aktuell das Thema ist, zeigte die hohe Teilnehmerzahl trotz sommerlicher Temperaturen: Rund 110 Zuhörer waren auf den Leonardo-Campus gekommen, um zu erfahren, wie Bitcoins und Blockchains funktionieren. Mit der interdisziplinären Reihe GUDialog geht es nächsten Monat weiter: Am 18. Mai spricht Andreas Zick über „Hass im Netz“. Weitere Informationen finden sich online unter www.fh-muenster.de/gud.


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