Wir trauern um unsere ehemalige Kollegin Frau Prof´in Dr. Hiltrud von Spiegel, die am 22. September nach langer schwerer Krankheit im Alter von 68 Jahren verstorben ist.
Hiltrud von Spiegel war von 1997 bis 2010 als Professorin für "Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit" am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Münster tätig. Von 1998 bis 2005 war sie Dekanin des Fachbereiches.
Was Hiltrud von Spiegel in ihrem Wirken als Hochschullehrerin, Wissenschaftlerin und Dekanin gleichermaßen auszeichnete, war das geglückte Zusammenspiel zwischen ihrer Profession und Professionalität, ihrer Fähigkeit zu methodischem Handeln, ihren Grundhaltungen und ihrer Experimentierfreude.
Zu ihrer Profession: Sie war Erzieherin, gelernte Sozialarbeiterin und promovierte Erziehungswissenschaftlerin. Hiltrud von Spiegel kannte die Soziale Arbeit aus der praktischen und der wissenschaftlichen Perspektive. Sie hatte als Leiterin eines Jugendheimes die Herausforderungen der Sozialen Arbeit kennen gelernt und kannte - gleichsam sturmerprobt - die Komplexität der Anforderungen, die an Fachkräfte der Sozialen Arbeit gestellt werden.
Ihre inhaltliche Expertise hat ihr und dem Fachbereich immer wieder als Kompass gedient und dazu beigetragen, die zentralen Ausbildungsziele im Blick zu behalten. Ihr erklärtes Anliegen und Ziel war es, die Profession der Sozialen Arbeit zu stärken, die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte zu optimieren und die Qualitätsentwicklung in der Sozialen Arbeit voranzutreiben. Dafür hat sie als Methodenlehrerin gearbeitet, dafür hat sie geforscht und dafür hat sie sich auch als Dekanin engagiert.
Als Wissenschaftlerin hat sie sich den Ruf als eine der profiliertesten Expertinnen für methodisches Handeln und Qualitätsentwicklung in der Sozialen Arbeit erworben. In bescheidenem Understatement sagte sie über sich selbst, sie sei "die Frau für die methodische Kleinarbeit" und führte aus, dass ihre "Leidenschaft darin bestehe, Ziele umzusetzen in Interventionen und methodisch durchdachte alltagstaugliche Arrangements, ohne einem technologischen Denken zu verfallen."
Ebenso war sie davon überzeugt, dass Selbst- und Fremd-Evaluation ein zentrales Instrument der Qualifizierung des eigenen Handelns darstelle. Mit ihren Publikationen und mit ihrer Lehre hat sie nachhaltig dazu beigetragen, Ordnung in den Köpfen der Sozialen Fachkräfte zu schaffen. Ihr Lehrbuch "Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit" gehört -mittlerweile in der 6. Auflage - zu den grundlegenden Lehrbüchern der Sozialen Arbeit.
Als Hochschullehrerin und Wissenschaftlerin war sie neugierig, offen für neue Entwicklungen und experimentierfreudig. Sie hat sehr früh die Chancen der internetgestützten Lehr- und Lernformen erkannt. Bereits 2004 beteiligte sich unter ihrer Leitung der Fachbereich Sozialwesen am ersten internetgestützten Bachelorstudiengang für Soziale Arbeit. BASA-online - so heißt dieser Studiengang für Berufstätige - erfreut sich bis heute einer immensen Nachfrage. Hiltrud von Spiegel hatte bis zu ihrem krankheitsbedingten Ausscheiden aus der Hochschule im Jahre 2010 die Leitung des Studiengangs inne.
Als Expertin für Soziale Arbeit wusste sie, dass nachhaltige Veränderungen nur möglich sind, wenn die Projekte und Ziele mit den Beteiligten ausgehandelt und von allen gemeinsam getragen werden. Sie hat diesen Grundsatz auch als Dekanin beherzigt und mit ihrem transparenten Vorgehen und ihrem kooperativen Leitungsstil zu einem sehr positiven kollegialen Klima beigetragen und auf dieser Grundlage viele Reformprozesse initiiert und erfolgreich zu Ende geführt. In dieser Zeit hat sie in Kooperation mit KollegInnen dafür gesorgt, dass fünf neue Studiengänge auf den Weg gebracht wurden - eine beachtliche Bilanz.
Hiltrud von Spiegel war als Kollegin, Wissenschaftlerin und Dekanin gleichermaßen geschätzt. Sie war in ihrem Wirken sowohl ziel- und leistungsorientiert als auch in hohem Maße zugewandt und wertschätzend und hat als Dekanin und Kollegin immer wieder die Balance zwischen diesen beiden Polen gefunden.
Sie war ein sehr kraftvoller Mensch, ausdauernd und stark, auch im Umgang mit ihrer Erkrankung.
Mit ihrer fachlichen und persönlichen Ausstrahlung hat sie viele Menschen und Projekte bewegt. Als Expertin für methodisches Handeln wird sie weit über ihre Lebenszeit hinaus den Fachkräften der Sozialen Arbeit den Weg weisen.
Prof. Dr. Christina Hölzle