„In Indonesien sollen schon jetzt Pflegekräfte ausgebildet werden, die künftig in Deutschland Aufgaben übernehmen, für die es immer weniger Fachkräfte gibt“, erklärt sie. Als sie ankam stellte sich jedoch heraus – es gab noch keine Schüler, die sie hätte unterrichten können. „Stattdessen habe ich dann an verschiedenen Universitäten, Krankenhäusern und Pflegeschulen Fortbildungen über das Krankenhauswesen in Deutschland gegeben.“
Ein Bereich, in dem sich Carina sehr gut auskennt. Bevor sie an unserer Hochschule und der Uni Münster mit ihrem Lehramtsstudium der Gesundheitswissenschaften und Pflege sowie Deutsch begann, machte sie eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin und arbeitet nebenbei zusätzlich auf der Intensivstation im UKM. „Ich wollte eigentlich Medizin studieren, habe dann aber durch das Arbeiten im Rettungsdienst schnell gemerkt, dass die langen Arbeitszeiten, der Schichtdienst im Krankenhaus und die Verantwortung als Arzt nicht immer einfach sind.“ Unterrichten ist aber genau ihr Ding – das merkte sie auch in Indonesien. ,,An den Universitäten dort herrscht eine andere Lernkultur‘‘, erklärt sie. „Die Leute haben aufgrund des Hierarchiedenkens Angst, Fehler zu machen und sind dementsprechend sehr schüchtern und zurückhaltend. Aber als ich ihnen versucht habe zu erklären, dass man auch ruhig mal etwas Falsches sagen kann, da sind die Studierenden regelrecht aufgeblüht.“
Aber auch an sich selbst konnte Carina im Nachhinein eine Veränderung feststellen: „Mir ist aufgefallen, wie sehr ich mich im Laufe meines Aufenthalts für die Kultur im Land geöffnet habe.“ Sie sei in dieser Zeit gewachsen, sagt sie. Auch wenn einiges eher gewöhnungsbedürftig war. Nicht nur Defizite in der Infrastruktur, wie die täglichen Stromausfälle, die bei 40 Grad im Schatten auch die Klimaanlagen lahmlegten. „Ich lebte an einem Ort, an den nur wenige Touristen kommen. Für die Menschen dort war ich eine richtige Besonderheit. Ich denke, es müssen so an die 1000 Bilder gewesen sein, die man mit mir machen wollte.“ Zurück in Deutschland war sie froh, wieder eine unter vielen zu sein.
Trotzdem würde Carina jedem empfehlen, auch eine Auslandserfahrung zu machen. „Klar, der Lebensstandard dort ist mit unserem überhaupt nicht zu vergleichen. Es gibt keine Toiletten wie bei uns, Duschen oder Waschbecken. Aber ich denke, das ist auch eine Erfahrung, die man machen sollte – dass wir froh sein können über die Freiheiten, die wir hier haben.“
Von Moritz Schäfer