„Wir dachten, die Firmen wären da weiter“ - Befragung zum Stand der Digitalisierung im Münsterland

Prof. Dr. Ralf Ziegenbein, Prof. Dr. Carsten Feldmann und André Damkowski haben in einer Studie Unternehmen im Münsterland zu Automatisierung und Digitalisierung befragt.

Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in Deutschland vorangetrieben – auch in Unternehmen. Die Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen leistet dort einen wichtigen Beitrag zur Steigerung von Effizienz. Doch wie genau arbeiten Firmen mit den unterschiedlichen Programmen und Tools, die verschiedene Anbieter bereitstellen? Dies wollten Prof. Dr. Carsten Feldmann, Prof. Dr. Ralf Ziegenbein und André Damkowski vom Institut für Prozessmanagement und Digitale Transformation (IPD) der FH Münster herausfinden. In einer Studie befragten sie Unternehmen im Münsterland zu ihren Herausforderungen bei der Prozessdurchführung, den Technologien, die bei ihnen im Einsatz sind, und zu den Hindernissen und Erfolgsfaktoren bei der Automatisierung von Geschäftsprozessen.

„Überall hört und spricht man von der fortschreitenden Digitalisierung. Wir wollten herausfinden, was davon in der Praxis eigentlich angekommen ist“, erklärt Feldmann den Hintergrund der Studie. „Es ist ein Reality Check: Wo stehen die Unternehmen wirklich?“, ergänzt Ziegenbein. Zu diesem Zweck hat sich das Forschungsteam bei Münsterländer Unternehmen per Online-Fragebogen erkundigt. 94 Teilnehmer*innen haben den Fragebogen komplett ausgefüllt – diese Ergebnisse sind letztlich für die Studie verwendet worden. „Die Ergebnisse sind jedoch nicht repräsentativ – sie spiegeln lediglich das Stimmungsbild der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer wider“, erklären Ziegenbein und Feldmann.

Die Resultate der Befragung haben die Forscher jedoch überrascht: „Viele der digitalen Technologien, die wir abgefragt haben, sind in den Unternehmen wenig bekannt und entsprechend selten im Einsatz“, so Feldmann. „Wir dachten, die Firmen wären da weiter.“ So sind etwa viele Unternehmen zwar zum Beispiel über Chatbots im Bilde, mit deren Hilfe Kundenanfragen leichter und effizienter beantwortet werden können, sie haben jedoch Nachholbedarf beim Process Mining oder der Robotic Process Automation (RPA). Unter Process Mining laufen Softwareprogramme, die basierend auf IT-Systemdaten in Echtzeit analysieren, wie Geschäftsprozesse in einem Unternehmen tatsächlich ablaufen. Bei RPA kommen Softwareroboter zum Einsatz, die selbstständig regelbasierte Prozessschritte im Unternehmen ausführen. „Das sind branchenübergreifend einsetzbare Technologien, die jede Firma nutzen könnte. Sie sind niedrigschwellig, aber haben große Potenziale. Dieser Wert wird von vielen der befragten Unternehmen nicht erkannt“, erklärt Ziegenbein.

Das IPD bietet Trainings an, um den Umgang mit solchen Technologien zu vermitteln. „Viele Unternehmen haben auf diesem Themengebiet Bedarf an qualitativ hochwertiger Unterstützung. Das IPD steht ihnen als Ansprechpartner in der Region zur Seite“, so Feldmann. Die beiden Professoren verweisen außerdem auf den Digitalradar münsterLAND. Dabei handelt es sich um eine Vernetzungsplattform, auf der Leitfäden und Best-Practice-Berichte veröffentlicht werden, die kleineren und mittleren Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes in Fragen der Digitalisierung weiterhelfen. „Jeder, der sich in den Ergebnissen der Studie wiederfindet, findet Kontakte in den Netzwerkgruppen des Digitalradars, mit denen er sich austauschen kann“, so Ziegenbein. Die Automatisierungsstudie des IPD kann kostenfrei online unter fh.ms/IPD-Studie abgerufen werden.

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