Licht aus: Earth Night am 7. September

Wer am Abend oder in der Nacht durch die Stadt spaziert, merkt schnell: So richtig dunkel ist es nirgendwo. Für viele Tierarten ist das eine Katastrophe. Warum das so ist und was es mit der Lichtverschmutzung auf sich hat, erklären Prof. Dr. Thomas Jüstel und Prof. Dr. Ulrich Wittrock von unserer Hochschule.

Prof. Jüstel, warum ist die Lichterkette auf dem Balkon ein Problem?

Jüstel: Das helle Licht zieht nachtaktive Fluginsekten magisch an – dafür sorgt vor allem der ultraviolette und blaue Teil des Lichtspektrums. Quecksilberdampflampen zum Beispiel strahlen bläulich-weiß und sind deshalb häufig tödliche Fallen für Insekten. Die Tiere verenden an der heißen Oberfläche elendig. Außerdem tragen Dekoleuchten auf dem Balkon oder im Garten zur Lichtverschmutzung bei, wenngleich natürlich nur im Kleinen. Denn eine Lichterkette sieht zwar schön aus, ist aber eine künstliche Lichtquelle – und diese hellt den Nachthimmel auf. Genau das ist mit Lichtverschmutzung gemeint.

Welche Folgen hat die Lichtverschmutzung für die Menschen, Prof. Jüstel?

Jüstel: Wir schlafen unruhiger. Eine komplett dunkle Nacht wäre besser für den Schlaf und somit auch gesünder. Außerdem kann viel künstliches Licht in der Nacht Stress verursachen und schlimmstenfalls sogar zu einem höheren Krebsrisiko führen. Und wer sich für Astronomie begeistert, hat noch ein weiteres Problem: Man sieht kaum noch Sterne. Denn Staubpartikel in der Luft und Wolken am Nachhimmel streuen das künstliche Licht von der Erde, wodurch ein kleiner Teil zurückreflektiert wird. Dadurch erscheint der Himmel gräulich und die dunkleren Sterne werden überstrahlt. Unter sehr günstigen Bedingungen, wie zum Beispiel auf der Kanareninsel La Palma, sieht man rund 3.000 Sterne am Himmel. Hierzulande sind es nur einige hundert.

Warum ist La Palma ein gutes Beispiel?

Jüstel: Dort dürfen nur noch Straßenlaternen mit tiefgelb leuchtenden Natriumdampflampen, die nach unten abstrahlen, verwendet werden. Das schützt den Nachthimmel, die Tierwelt und freut Astronomie-Fans. Denn der Sternenhimmel über La Palma ist wirklich ein Spektakel.

Prof. Wittrock, was kann denn jede und jeder Einzelne tun, um einen Beitrag gegen die Lichtverschmutzung zu leisten?

Wittrock: Ganz einfach: Schalten Sie nachts das Licht aus! Wer auf die Beleuchtung im Garten oder auf dem Balkon nicht verzichten kann, sollte zumindest eine Zeitschaltuhr verwenden, damit es nachts dunkel bleibt. Eine stundenlange Beleuchtung, während der Mensch schläft, ist wirklich nicht notwendig. Daran ändert im Übrigen auch die Tatsache nichts, dass zunehmend LEDs verwendet werden. Sie sind zwar energiesparender und effizienter, aber genau deshalb setzt man mehr davon ein. Die Folge: noch mehr Licht in der Nacht. Das ist der sogenannte Rebound-Effekt. Aktionen wie die Earth Night sind sicherlich eine gute Sache, um Menschen zu sensibilisieren, sparsamer mit künstlichen Lichtquellen umzugehen. Die Tierwelt wird es uns danken!

Die FH Münster setzt vermehrt Präsenzmelder und Zeitschaltuhren ein, die Stadt Münster beteiligt sich an der Earth Night – Sie auch?

Wittrock: Nein, denn Licht im Garten gibt es bei uns ohnehin nicht. Dass viele Städte mitmachen und, zum Beispiel in Münster, das Licht etwa am Rathaus für eine Nacht ausschalten, finde ich aber tatsächlich gut. Vielleicht trägt es dazu bei, dass Menschen begreifen, wie unnötig so viel Licht ist.

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