Auch im Münsterland zu sehen: die partielle Sonnenfinsternis

Am Donnerstag (10. Juni) gibt es eine ringförmige Sonnenfinsternis auf der Nordhalbkugel. Auch im Münsterland lohnt sich ein Blick in den Himmel. Denn hier kann man eine partielle Bedeckung der Sonne durch den Mond beobachten. Wann genau und was sich dabei abspielt, erklärt Prof. Dr. Thomas Jüstel vom Fachbereich Chemieingenieurwesen im Interview.

Herr Prof. Jüstel, wann müssen wir am Donnerstag denn den Himmel beobachten, um die Sonnenfinsternis im Münsterland zu sehen?

Zum Glück um die Mittagszeit, wenn die besten Sichtbedingungen vorliegen, wobei das Wetter wohl mitspielen wird, ein Blick unter wetteronline.de hilft da weiter. Die Bedeckung beginnt um 11:20 Uhr, das Maximum der Bedeckung wird mit maximal 16 Prozent der Sonnenoberfläche um 12:25 Uhr mitteleuropäischer Zeit erreicht werden, bevor um 13:33 Uhr Ortszeit die partielle Finsternis endet. Man hat also mehr als zwei Stunden Zeit, um das Spektakel zu beobachten. Ganz wichtig: Man sollte unbedingt eine geeignete Sofi-Brille verwenden und niemals mit den ungeschützten Augen in die Sonne schauen!

Wie entsteht eine Sonnenfinsternis? Und warum erwarten wir diesmal nur eine partielle Sonnenfinsternis?

Sonnenfinsternisse sind recht seltene Ereignisse an einem bestimmten Ort der Welt. Sie kann zunächst einmal nur bei Neumond stattfinden, wobei der Mond genau zwischen Sonne und Erde stehen muss. So fällt der Kernschatten des Mondes auf die Erde aber nur in einen bestimmten Bereich, da der Mond mit einem Durchmesser von 3.475 km deutlich kleiner als die Erde ist – sie hat einen Durchmesser von 12.756 km. Ein größerer Bereich der Erde um den Kernschatten herum befindet sich im Halbschatten, von wo aus man eine partielle Sonnenfinsternis beobachten kann. Das ist diesmal im Münsterland der Fall.

Doch das passiert nicht bei jedem Neumond, weil ein weiterer Faktor dazukommen muss: Sonne, Erde und Mond befinden sich auf einer geraden Linie, auf der sogenannten Knotenlinie, welche die Schnittlinie der Erdbahn- und der Mondbahnebene ist. Das ist meistens nicht der Fall, weil die Ebene, auf welcher der Mond die Erde umkreist, etwas zur Erdbahnebene gekippt ist, ungefähr um fünf Grad. Dort, wo sich die beiden Ebenen mathematisch treffen, liegt also die Knotenlinie. Für eine totale Sonnenfinsternis müssen Sonne, Erde und Mond sich zumindest in der Nähe dieser Knotenlinie befinden.

Warum sind ringförmige Sonnenfinsternisse noch seltener?

Eine totale Sonnenfinsternis entsteht dann, wenn der Mond sich genau zwischen Erde und Sonne schiebt und dabei mindestens so groß erscheint, dass er die Sonne vollständig bedecken kann. Ist der Mond scheinbar kleiner als die Sonnenscheibe, weil er auf seiner elliptischen Umlaufbahn um die Erde in der Nähe des Aphels, also dem entferntesten Punkt, ist, beobachtet man eine ringförmige Sonnenfinsternis: Der Mond bedeckt dann nur das Innere der Sonne, außen bleibt ein Ring, der „Ring of Fire“, jedoch unbedeckt, und er strahlt weiter. Es müssen also mehrere Bahnparameter genau stimmen, sodass ringförmige Sonnenfinsternisse überhaupt zu sehen sind.

Wie häufig kommen Sonnenfinsternisse vor? Wann bietet sich die nächste Gelegenheit?

Schon in der Antike haben die Griechen den sogenannten Saros-Zyklus beschrieben. Demnach wiederholen sich Sonnen- und Mondfinsternisse für eine bestimmte geografische Position auf der Erde in regelmäßigen zeitlichen Abständen.

Das nächste Spektakel dieser Art wird am 25. Oktober 2022 wiederum als partielle Sonnenfinsternis in Mitteleuropa sichtbar sein. Doch erst die Sonnenfinsternis am 12. August 2026 ist wieder richtig beeindruckend: Dann werden – von Deutschland aus gesehen – mehr als 80 Prozent der Sonnenscheibe durch den Mond bedeckt sein, in Teilen Spaniens kann man sogar eine totale Sonnenfinsternis sehen.

In Süddeutschland konnte man dieses seltene Himmelsspektakel einer totalen Sonnenfinsternis zuletzt am 11. August 1999 bewundern. Damals war ich mit Kollegen vom Philips Forschungslabor Aachen am Deutschen Weintor südwestlich von Landau in der Pfalz, um in der Totalitätszone zu sein. Die nächste totale Sonnenfinsternis wird leider erst am 3. September 2081 in Deutschland zu beobachten sein.

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