Damals Zukunftsmusik, heute Alltag: Navi fürs Fahrrad

Wer viel mit dem Drahtesel unterwegs ist, hat gute Chancen, in unserem Wettbewerb „FHahr Rad!“ zu punkten. Dieser läuft seit Mitte Mai – und wer will, steigt auch jetzt noch ein. Dafür benötigen Fahrradbegeisterte eine Leeze und die Naviki-App. Entwickelt wurde sie vor zehn Jahren in unserem Labor für Software Engineering. Dessen Leiter, Prof. Dr. Gernot Bauer, berichtet von den Anfängen bis heute.

Prof. Bauer, egal ob zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto – das Navigieren per App ist heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wie war das 2010?

Das Handy am Lenker zu montieren, um sich davon navigieren zu lassen, war damals Zukunftsmusik. Wer als Radler*in den Weg finden wollte, hatte nur eine Möglichkeit: die Karte ausdrucken oder kaufen und gut sichtbar in einer speziellen Halterung am Lenker anbringen. Sven Luzar, damals schon Mitarbeiter im Labor, und ich sind beide begeisterte Fahrradfahrer. Wir dachten uns: eine innovativere Lösung muss her.

So entstand die Idee, ein Navi fürs Rad zu entwickeln?

Ja, doch wir wollten mehr als das: Die App sollte nicht nur navigieren, sondern gleichzeitig ein digitales Fahrradwegenetz aufbauen. Denn 2010 gab es noch kein umfassendes Kartenmaterial für Radwege. Also haben wir Naviki so entwickelt, dass die Nutzer*innen ihre Radwege aufzeichnen und zu einer Sammlung in unserer Cloud hinzufügen. Deshalb heißt die App übrigens auch Naviki, angelehnt an „Wiki“, eine Informationssammlung im Internet, zu der im Prinzip alle beitragen können. Im Laufe der Zeit kamen so immer mehr Strecken hinzu. Heute ist das aber in den Hintergrund getreten, das Fahrradnetz liegt vor. Seit Jahren dient OpenStreetMap als Kartengrundlage von Naviki. Unser Fokus liegt inzwischen mehr auf differenzierter Wegeführung sowie auf Konnektivität zu smarten Endgeräten wie E-Bikes, Uhren, Brillen und Ventilen. Und auch auf den Wettbewerben, die viele Unternehmen, Kommunen und Hochschulen mit Naviki anbieten, wie zum Beispiel „FHahrRad!“ der FH Münster.

Naviki ist 2010 sehr erfolgreich gestartet. Wie ging es dann weiter?

Damals haben innerhalb von vier Tagen mehr als 18.000 Menschen unsere App heruntergeladen. Heute hat Naviki mehr als eine Million aktive Nutzer*innen, davon 60 Prozent in Deutschland. Dass wir unsere App überhaupt entwickeln konnten, hat ein Förderantrag ermöglicht, den wir damals beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erfolgreich gestellt haben. Um uns noch besser aufzustellen, haben wir im November 2011 als Spin-off der FH Münster die beemo GmbH gegründet. Heute sind wir ein größeres Team, mit Achim Hennecke, Sven Luzar und mir als Geschäftsführern. Mit Naviki verfolgen wir weiterhin ein Ziel: Das Fahrrad als Verkehrsmittel der Zukunft zu etablieren und die Mobilitätswende mitzugestalten – auch international.

Was unterscheidet Naviki dabei von anderen Wettbewerbern?

Unser Fokus liegt auf Alltagsmobilität. Die App richtet sich vor allem an Menschen, die mit dem Rad zur Arbeit fahren, eine Stadt erkunden oder einen Ausflug übers Land unternehmen, weniger an Sportler*innen oder Abenteurer. Auch deshalb suchen sehr oft Kommunen, die ihre Einwohner*innen zum Fahrradfahren motivieren wollen, die Zusammenarbeit mit uns, ob Köln, Wolfsburg, Lille, Glasgow oder Budapest. Zuletzt gab es auch in Münster die Aktion „Dein APPgrade“, bei dem Menschen Alltagswege mit dem Rad tracken konnten. Die Ergebnisse wertet die Stadt jetzt aus, um ein besseres Fahrradnetz zu gestalten.

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