Dabei verlief der Start an der Partneruniversität in Port Elizabeth, der Nelson Mandela University (NMU), so reibungslos: Kontakte waren schnell geknüpft, erste Klausuren erfolgreich geschrieben. Die „Recess Week“, eine freie Woche nach den Klausuren, stand an – eine ideale Zeit zum Reisen. „Zusammen mit einigen internationalen Studierenden habe ich einen Roadtrip nach Kapstadt geplant“, erzählt die 26-Jährige. Doch die Gruppe kam nur bis zum Kap Agulhas, etwa 200 Kilometer vor Kapstadt. Denn Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa verhängte kurzfristig eine strikte Ausgangssperre: Geschäfte, Restaurants und sogar die Grenzen wurden geschlossen. „Wir haben bemerkt, dass die Lage ernst wird. Einige aus der Gruppe buchten Hals über Kopf einen Flug und sind mit der nächsten Maschine nach Hause gereist.“ Auch Laura musste schweren Herzens eine Entscheidung treffen: „Ich wäre gern in Südafrika geblieben, aber meine Eltern haben sich Sorgen gemacht. Deswegen habe ich auch einen Rückflug gebucht.“
Um die Zeit bis zum Abflug zu überbrücken, mieteten sich die verbliebenen Freunde ein Ferienhaus in Port Elizabeth. „Wir haben uns freiwillig in Quarantäne begeben, weil wir unsicher waren, ob sich vielleicht einer von uns während der Reise mit dem Virus angesteckt hat. Es war uns zu heikel, wieder zurück ins Wohnheim zu ziehen“, so die Studentin.
Doch wenige Tage später kam die überraschende Nachricht, dass der Flugraum für alle regulären Flüge geschlossen und ihr Rückflug storniert sei. „Im ersten Moment war ich erleichtert, weil ich eigentlich gar nicht zurückfliegen wollte. Ich habe mich aber dann doch auf die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts setzen lassen.“ Und dann ging alles ganz schnell. Innerhalb von zwei Tagen sollte sie in Pretoria sein – mehr als 1.000 Kilometer von Lauras Wohnort, Port Elizabeth, entfernt. „Die Nachricht kam ziemlich kurzfristig. Ich musste in Windeseile meine Koffer packen.“
„Die Organisation verlief erstaunlich reibungslos“, erinnert sich Laura. Mit einem Shuttle des Auswärtigen Amts ging es zum Busbahnhof, von dort weiter nach Pretoria. „Wir wurden regelmäßig vom Amt per Mail über alle weiteren Schritte auf dem Laufenden gehalten. Ich habe mich während der ganzen Zeit sehr sicher gefühlt.“ Nach 16 Stunden erreichte die Gruppe endlich die Landeshauptstadt. Dort wurden die Heimreisenden auf mehrere Busse verteilt – alle nur zur Hälfte besetzt, um die Abstandsregeln einzuhalten. Anwesend waren auch die deutsche Polizei und Kräfte der Bundeswehr. „Ich fand es total komisch auf einmal einem deutschen Polizisten in Südafrika gegenüberzustehen. Er hatte sogar die typische Uniform an“, erinnert sich die BWL-Studentin. In Begleitung der Polizei wurden die Busse weiter zum Flughafen nach Johannisburg eskortiert. „Das war eine der letzten Rückholaktionen für Deutsche aus Südafrika. Sogar der deutsche Botschafter war dabei.“
In Frankfurt angekommen – zwei Monate eher als geplant – war die Erleichterung groß. Endlich wieder zu Hause! In die WG nach Münster konnte Laura aber erst einmal nicht zurück, denn sie hatte ihr Zimmer für die Zeit des Auslandsaufenthalts untervermietet. Somit ging es zu den Eltern nach Haren ins Emsland und zwar direkt wieder in Quarantäne – dieses Mal nicht freiwillig, sondern behördlich angeordnet. „Zum Glück hat mir meine Mutter Essen vor die Tür gestellt, sodass ich mich um nichts kümmern musste.“ In den 14 Tagen Isolation zeigte die Studentin keinerlei Fiebersymptome und so war klar: kein Corona. „Das war schon eine Erleichterung!“
Auch wenn die Uni in Port Elizabeth geschlossen war, ging der Unterricht trotzdem online weiter. „Ich musste mein Auslandssemester zwar unterbrechen, aber zum Glück nicht abbrechen. So habe ich das Semester eben am Laptop beendet.“
Von Susanne Lüdeling