Am 1. April ging es los. Daniels erste Aufgabe: Betten aufbauen, Lagerräume ausstatten, Schleusenzelte einrichten. Gemeinsam mit Helfern des Deutschen Roten Kreuzes bauten er und seine Malteser-Kollegen das leerstehende Marienhospital um. Der Krisenstab des Kreises Steinfurt, mit dem die Freiwilligen zusammenarbeiteten, taufte das Haus Fieberlazarett. „Hier betreuen wir bei Bedarf COVID-19-Patienten, die zu krank für zu Hause, aber zu gesund fürs Krankenhaus sind“, fasst der Student die Funktion der Landkreiseinrichtung zusammen, die der Gefahrenabwehr dient. Innerhalb kürzester Zeit können die Helfer das Fieberlazarett in Betrieb nehmen, falls die Versorgung in regulären Kliniken aus Kapazitätsgründen nicht mehr durchgehend möglich ist. 200 Betten stehen bereit.
Nur drei Tage nach der Öffnung der Einrichtung kamen die ersten Patienten – zehn Bewohner eines Pflegeheims aus Lotte. „Das stellte uns vor unvorhergesehene Herausforderungen“, berichtet Daniel. „Unsere Aufgabe sollte es eigentlich sein, Erkrankte zu betreuen, sie zu beschäftigten und ihnen täglich drei Mahlzeiten zu bringen.“ Zur Unterbringung pflegebedürftiger Menschen mit ihren besonderen Anforderungen war das Haus zunächst nicht vorgesehen. Die Notsituation erforderte schnelles Handeln – Mitarbeiter des Pflegeheims waren mit dem Coronavirus infiziert, ein Teil der Senioren war ebenfalls positiv getestet worden. „Ich bin zwar seit sechs Jahren Rettungssanitäter, habe aber noch nie Senioren gepflegt. Deshalb habe ich parallel zum Einsatz gemeinsam mit meinen Kollegen eine Pflegeschulung gemacht“, erzählt der 26-Jährige. „Das war eine völlig neue Erfahrung für uns alle.“
Das Team arbeitete in einem Drei-Schichten-System. Jeweils sechs Personen versorgten die teilweise über 80-Jährigen rund um die Uhr. Um sich selbst vor einer Ansteckung zu schützen, trugen alle Helfer Schutzkleidung. Im Ganzkörperanzug mit Kapuze, Stiefeln, Handschuhen, Schutzbrille und Maske waren sie kaum voneinander zu unterscheiden. Der Zutritt zum Fieberlazarett war nur über ein Schleusensystem möglich, der Rückweg führte durch einen Duschcontainer. Zum Schutz seiner Familie zog Daniel vorübergehend mit drei Freunden und seiner Freundin, die alle am Einsatz beteiligt waren, in eine WG. „Mein Vater und meine Großmutter gehören zur Risikogruppe“, erklärt der Masterstudent. „Ich habe mich zwar durch die Schutzkleidung und ausreichend Desinfektionsmittel verhältnismäßig sicher gefühlt, aber einen 100-prozentigen Schutz gibt es natürlich nie.“
Drei Schichten übernahm Daniel, dann wurden die Senioren in eine andere Einrichtung verlegt. Bis Ende April war er vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt für seinen Einsatz komplett freigestellt, auch wenn zum Glück keine neuen Patienten aufgenommen werden mussten. Seine Masterarbeit über die Zertifizierung von Software in der Luftfahrt schreibt der Student nun erst einmal im Homeoffice. Sobald es möglich ist, wird er in Braunschweig seine Wohnung zur Zwischenmiete beziehen. Für das Fieberlazarett in Laer steht Daniel dennoch weiterhin in Bereitschaft: „Bei Bedarf komme ich sofort zurück und helfe.“
Von Jana Schiller